Die EU-Außenpolitik - aus Sicht des Maghreb
Das Projekt EU-MED INSIGHTS (De-coding European foreign policy from the outside. Views from the Maghreb periphery) führte aufgrund der Unruhen in Algerien seine Forschung nur in Marokko (2013) und Tunesien (2014) durch. Die Forschung befasste sich mit den postkolonialen theoretischen Konzepten von Widerstand, Emanzipation und Transformation, auf die in früheren europäischen und internationalen Beziehungsstudien verzichtet wurde. Die empirische Forschung hat die Kluft in den lokalen politischen und sozialen Ansichten hervorgehoben, wobei das Risiko einer Aushöhlung oder zu geringen Repräsentation lokaler Paradigmen der Entwicklung besteht. Aus islamischer Sicht lassen Anzeichen auf eine Vielfalt dessen schließen, was als akzeptabel oder inakzeptabel in Bezug auf finanzielle Transaktionen, Gewinne oder Privateigentum betrachtet wird. Die Zakat, eine religiöse Abgabe, wird für einige als obligatorisch und für andere als ein freiwilliger Beitrag gesehen. Die Studie untersuchte gleichermaßen Fälle, in denen die Einheimischen weiterhin zu Fragen der Demokratie und der Entwicklung schweigen müssen, sowie Möglichkeiten, diesen Personen eine Stimme zu geben. Basierend auf den Erkenntnissen schlagen die Forschenden vor, dass es eine weitere Untersuchung über das Schweigen des Islam im Bereich der wirtschaftspolitischen Governance geben sollte. Die Studie ergab, dass die EU durch ihre finanziellen und programmatischen Dokumente, Jahres- oder Fortschrittsberichte oder einfach nur mündlich im Rahmen der Arbeitsgruppentreffen an der Erzeugung dieses Stillschweigens mitschuldig ist. Die Forschenden wendeten eine interdisziplinäre Sichtweise an, die aus einer ontologischen wie auch praktischen Perspektive Schwierigkeiten beim Überschreiten von Grenzen aufzeigte. Die politischen Entscheidungsträger in Brüssel und die europäischen zivilgesellschaftlichen Organisationen richteten nach den neuesten Entwicklungen in der Mittelmeerregion ihre Aufmerksamkeit auf das Projekt. Das Projekt hat die begrenzte Kapazität der EU zur Anpassung an lokale Gegebenheiten, trotz der Einrichtung von Partnerschaften, nachgewiesen. Im Rahmen der Studie wurde empfohlen, dass sich die EU eher auf die Verbesserung der Aufnahmekapazität der Zivilgesellschaft im Maghreb konzentrieren sollte, anstelle zu versuchen, mit anderen internationalen Akteuren um Fragen der finanziellen Unterstützung zu konkurrieren. Hervorgehoben wurde überdies die Gefahr, dass die EU ihre Glaubwürdigkeit in die normative Macht verliert. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass die EU Wege zur Einbeziehung der muslimischen Gemeinschaft über ihre Delegationen in die Maghreb-Länder untersuchen sollte, anstatt zu versuchen, den Islam aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. Die zukünftige Forschung der wissenschaftlichen Gemeinschaft sollte die weitere Untersuchung der Relevanz der postkolonialen Theorie betreiben.
Schlüsselbegriffe
Außenpolitik, Maghreb, Demokratie, sozioökonomische Entwicklung, EU-MED INSIGHTS