US-Wissenschaftler: GVO besitzen doch ein größeres theoretisches Risiko, natürlich vorkommende Arten zu verdrängen
Die Freisetzung von genetisch veränderten Organismen (GVO) in wild lebenden Tierpopulationen beinhaltet eine größere theoretische Gefahr, natürlich vorkommende Arten auszurotten, als bisher angenommen, wie zwei Forscher einer US-amerikanischen Universität herausgefunden haben. Diese Warnung stammt von William Muir und Richard Howard, beides Professoren an der Purdue University in den USA, und liefert neues Material für die zurzeit in Europa laufende Diskussion über genetische Veränderungen. Sie setzten Computermodelle und statistische Analysen ein, um das hypothetische Risiko bei einer Durchmischung von GVO mit wild lebenden Populationen zu bestimmen. Bei ihren Arbeiten kamen sie auf drei neue Szenarien, bei denen die Freisetzung von GVO zur Ausrottung der natürlich vorkommenden Arten führen könnte, sodass sie das Risiko nun größer als bisher angenommen einschätzen. "Insgesamt zeigt diese Forschungsmaßnahme, wie eine Risikobewertung durchzuführen ist, und für welche GVO weitere Einschränkungen angebracht sind", sagte William Muir, ein Professor der Nutztierwissenschaften. Unter einem der Szenarien fanden die Forscher heraus, dass die Freisetzung größerer Fische, die zwar mehr Erfolg bei der Paarung, aber eine kürzere Lebensdauer haben, innerhalb von weniger als 40 Generationen zur Auslöschung einer ganzen wilden Population führen könnte. Unter einem anderen Szenario stellten sie fest, dass männliche Fische, die auf Grund einer genetischen Veränderung größer werden, sich zwar öfter paaren und länger leben, gleichzeitig aber auch weniger fruchtbar sind. Nach ihren Berechnungen würde die wilde Population innerhalb von weniger als 20 Generationen aussterben. Andere Szenarien, die von den Forschern untersucht wurden, kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Gesamtgröße einer Population nicht verändern würde, auch wenn sich das freigesetzte Gen auf die gesamte Population verbreiten würde. Biologie-Professor Howard meinte dazu: "Bei der Feststellung des Gesamtrisikos ist die Gefahr der Invasion eine unbekannte Größe. Nach biologischen Gesichtspunkten liegt jedoch allein der Schluss nahe, dass sich das Gen innerhalb der Population verbreiten würde. Allerdings wissen wir nicht, ob dies zu Problemen führen würde." Die Forschungsmaßnahme der Purdue University ist Teil einer laufenden Maßnahme der Universität in Zusammenarbeit mit dem "Biotechnology Risk Assessment"-Programm des US-Landwirtschaftsministeriums zur Bewertung der Risiken der Biotechnologie. "Ob die Verbraucher Vertrauen in die Transgentechnologie haben werden, hängt davon ab, ob eine gründliche, unvoreingenommene Prüfung der Risiken stattfindet", so Professor Muir.