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Inhalt archiviert am 2023-01-01

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Veröffentlichung: Ausschließliche Förderung von Spitzenforschung könnte negative Folgen haben

Eine zu starke Konzentration auf Spitzenforschung bei der Forschungsförderung könnte sowohl die Vielfalt der erforschten Bereiche als auch der verschiedenen spezialisierten Forscher, die an den Projekten arbeiten, verringern. Dies geht aus einem neuen, von Jordi Molas-Gallart ...

Eine zu starke Konzentration auf Spitzenforschung bei der Forschungsförderung könnte sowohl die Vielfalt der erforschten Bereiche als auch der verschiedenen spezialisierten Forscher, die an den Projekten arbeiten, verringern. Dies geht aus einem neuen, von Jordi Molas-Gallart und Ammon Salter veröffentlichten Artikel im IPTS-Bericht (Institut für technologische Zukunftsforschung) hervor. Maßnahmen, die nur die Spitzenforschung auszeichnen, werden einfach eine immer kleinere Basis für die Förderung schaffen und die Vielfalt der erzielten Ergebnisse reduzieren. Bezüglich des Schwerpunkts des Sechsten Rahmenprogramms auf Exzellenznetze meinen die Autoren, dass diese "so organisiert werden sollten, dass sie flexibel sind, sich an neue Forschungsbereiche anpassen und Neuankömmlingen gegenüber offen sind". Wenn kein spezifischer Schwerpunkt auf die Erhaltung der Vielfalt gelegt werde, sei es möglich, dass nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes davon betroffen sind. Wirtschaft und Industrie hätten sich bisher auf Forscher als Problemlöser verlassen sowie darauf, wissenschaftliche und technische Kenntnisse in diesen Bereichen anwenden zu können. "Durch Kürzung von Forschungsmitteln für eine große Anzahl dieser Universitäten würden viele Studenten vom Forschungsprozess abgekoppelt werden, wodurch der Nachschub an Wissenschaftlern und Technikern schrumpfen würde, die mit Forschungsverfahren und -techniken vertraut sind", so die Autoren. Eine Definition von Spitzenforschung würde ebenfalls zur Klärung, wie "Förderung von Spitzenforschung" funktionieren würde, beitragen. Wie die Autoren betonen, würde kein Schwerpunkt auf die Förderung der anderen, mittelmäßigen Forschung gelegt, wenn Forschung vergleichbar wäre. Doch die Reduzierung der Vielfalt der durchgeführten Forschung würde auch zu einer Verringerung des Potenzials für neue Innovationen führen. Die Vernachlässigung bestimmter Bereiche hat sich jedoch in der Vergangenheit als ein Fehler erwiesen. "Beispielsweise wurden Softwaretechniker von traditionellen Elektrotechnik-Instituten oft als untergeordnete Techniker behandelt und mussten ihre Arbeit an Universitäten mit geringem Ansehen verfolgen." Jetzt spielen diese Leute eine Schlüsselrolle. Auch wenn ein Schwerpunkt auf die Spitzenforschung gelegt werde, sei es notwendig, angemessene Sicherheitsmaßnahmen für die andere "Nicht-Spitzenforschung" zu ergreifen. In den USA gibt es das "Versuchsprogramm zur Anregung wettbewerbsfähiger Forschung" (Experimental Program to Stimulate Competitive Research, EPSCoR) der National Science Foundation (NSF), das gegen eine zu starke Konzentration der Forschungsförderung angeht, indem die Bundesstaaten, die nur einen kleinen Anteil der NSF-Forschungsmittel empfangen (durchschnittlich höchstens 0,7 % über einen Zeitraum von drei Jahren), besondere Unterstützung erhalten. Von diesem Programm profitieren 21 Staaten sowie Puerto Rico. Die Autoren empfehlen, dass für die Forschungsförderung ein "Portfolio"-Ansatz angewandt wird. Hierbei wird die Förderung weit gestreut und man ist sich bewusst, dass es auch Misserfolge geben wird. Doch man hofft, dass durch diese Förderungsmethode die Vorteile der in großem Umfang erfolgreichen Ergebnisse die Fehlschläge mit finanzieren. So wird ein geringer Preis für die Erhaltung der Vielfalt der Themenbereiche bezahlt. "Es muss Spielraum für ehrgeizige Forschungsvorhaben bestehen, die nicht in die traditionellen Disziplinen passen und den herkömmlichen Vorstellungen von Spitzenleistungen nicht entsprechen", so die Autoren. "Definitionsgemäß kann durchschnittliche Forschung niemals abgeschafft werden, und jeder Versuch in diese Richtung ist sinnlos."