EU-Projekt schafft Grundlage für neue Leitlinien für die Sandbaggerei
Die Europäische Kommission wird sich bei der Aufstellung neuer Leitlinien für die gewerbliche Sandbaggerei auf die Ergebnisse eines mit EU-Mitteln finanzierten Projekts stützen, das die Folgen der gewerblichen Seesandbaggerei für die Erosion der Küsten untersucht. An dem Projekt "SandPit" wirken Ozeanographen und Techniker von 17 europäischen Instituten mit. Das mit 4,1 Millionen Euro ausgestattete Projekt lief im April 2002 an und dauert noch drei Jahre. Die Forscher werden untersuchen, welche möglichen Auswirkungen die Sandbaggerei auf die Ökosysteme des Meeresbodens und der benachbarten Küsten hat, und einen Entwurf europäischer Leitlinien für die Sandbaggerei erstellen, in denen die optimale Größe, Tiefe und Distanz von der Küste großer gewerblicher Sandgewinnungsanlagen festgelegt wird. Außerdem soll im Rahmen des Projekts geprüft werden, wie lange es dauert, bis sich das Ökosystem in der Umgebung von Baggerstellen wieder erholt hat, und ab welcher Tiefe die Sandbaggerei keine messbaren Auswirkungen auf die Küste hat. "Sand wird in der Wassersäule befördert, wobei die Menge aber von Variablen wie der Größe der Sandpartikel, der Tiefe, in der gebaggert wird, Strömungen und, in niedrigerem Wasser, den Wellen abhängt. Da durch die Sandbaggerei die Gestalt des Meeresbodens verändert wird, kann sich die Größe der Wellen verändern, was wiederum die entsprechenden Folgen hat. In manchen Fällen kann es sogar zur Erosion der Küste kommen", so Alan Davies, der Leiter des Projekts. Die Bewertungen erfolgen im Anschluss an Baggerarbeiten in der Nordsee. Dieses Baggerloch wird genau überwacht, um festzustellen, was in der unmittelbaren Umgebung und an der benachbarten Küste passiert. Die Messungen werden mit den derzeitigen Vorhersagen verglichen und die Rechenmodelle gegebenenfalls angepasst. Wie Dr. Davies gegenüber CORDIS-Nachrichten sagte, sind Nordseeländer wie Dänemark, das VK und die Niederlande unmittelbar von der Küstenerosion betroffen, aber die Folgen der Sandbaggerei seien in mehrfacher Hinsicht zu beachten. In Frankreich gebe es Probleme durch Sandbewegungen in Flussmündungen, und in Italien sei man besorgt wegen der Sandverfrachtungen in der Straße von Messina und möglichen Schäden an der Brücke zwischen dem italienischen Festland und Sizilien. "Angesichts ihrer Pläne für künstliche Inseln sind die Niederländer ganz besonders betroffen", erklärte Dr. Davies. Da die Niederlande neben der Schaffung von Inseln für Offshore-Windfarmen auch einen vor der Küste gelegenen Flughafen vorsehen, seien die Folgen von Baggerarbeiten von größter Wichtigkeit für das Land. Die derzeit geltenden Leitlinien bezüglich der Menge und des Standorts von Baggerarbeiten sind von Land zu Land unterschiedlich und basieren oft auf Modellen in kleinerem Maßstab. SandPit wird eine umfassendere wissenschaftliche Grundlage für zukünftige europaweite Leitlinien schaffen.
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