Ein neuer Blickwinkel auf stoizistische Auffassungen
Die Geistesmedizin des 16. und 17. Jahrhunderts befasste sich mit unerforschtem intellektuellem Terrain. In dieser Zeit beschrieben Theologen, Rhetoriker und Physiker Methoden, um sich darin zu üben, Seele und Körper in Einklang zu bringen. In Form eines interdisziplinären Prototyps wurden stoizistische Auffassungen mit religiösen Modellen zur Selbsterkenntnis verwoben. Was folgte, waren Regeln zum Führen eines guten Lebens, Heilmittel für Laster und Methoden zur Steuerung der eigenen Gedanken. Aufgrund der Überschneidungen mit unterschiedlichen Gebieten ließ sich dieses Wissenssystem nicht einer bestimmten institutionellen Nische zuordnen. Deswegen wurde dieser Hintergrund bei der Untersuchung der Geschichte der Naturphilosophie dieser Periode außer Acht gelassen. Das EU-finanzierte Projekt MOM (The medicine of the mind and natural philosophy in early modern England: A new interpretation of Francis Bacon) hatte das Ziel, dies nachzuholen. Innovative Sichtweisen über die Naturphilosophie von Bacon wurden im Rahmen von Konferenzen, Workshops und Seminaren vermittelt. Die fünf Forschungsjahre haben außerdem zu Kooperationen mit anderen Intellektuellen geführt, die sich mit Bacon und der frühen modernen Geistesgeschichte beschäftigen. Die Projektarbeit, im Rahmen derer eine Überschneidung mehrerer historischer Disziplinen wie unter anderem der Theologie, der Medizin, der Wissenschaft und der Literatur erreicht wurde, hat dazu beigetragen, ein besseres Verständnis von Bacons Naturphilosophie zu erlangen.