Die Auswirkungen der Einwanderungspolitik auf die Migrationgsströme
Das mit EU-Mitteln geförderte Projekt DEMIG (The determinants of international migration: A theoretical and empirical assessment of policy, origin and destination effects) untersuchte, wie Staaten und Migrationspolitik Umfang, räumliche Orientierung, Zusammensetzung und den Zeitpunkt von Migration beeinflussen können. Das Projekt entwickelte eine neuartige Methodik - einen longitudinalen, doppelt vergleichenden Ansatz -, um Migrationsströme mehrerer Herkunftsgruppen zu mehreren Zielländern zu studieren. Dieser Ansatz erforderte eine einzigartige, simultane Analyse von Herkunfts- und Zielländern sowie von Netzwerk- und politischen Effekten. Die Forscher befassten sich zuerst mit Migrationstheorien, die sich entweder auf Herkunfts- oder auf Aufnahmeländer konzentrieren. Dann vereinten sie diese mit Theorien über die innere Dynamik von Migrationsprozessen im Hinblick auf die Verbesserung der Operationalisierung von Politikvariablen. Das Team führte eine empirische Analyse der politischen Auswirkungen durch, um Kräfte auf Makro- und Meso-Ebene, die die internationale Migration zu und von reichen Ländern antreiben, in einem theoretischen Rahmen aufzunehmen. Für die Analyse wurden mehrere Datenbanken zusammengestellt. Dazu gehören DEMIG TOTAL (gesamte Einwanderung und Auswanderung für bis zu 163 Länder um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts), DEMIG C2C (bilaterale Migrationsströme für 33 Länder von 1946 bis 2010) sowie DEMIG POLICY (6.500 Migrationspolitiken in 45 Ländern aus der Zeit von 1946 bis 2013). Die beschreibende Analyse von Migrationsdaten stellt bestimmte verbreitete Ansichten in Bezug auf die globale Migration in Frage. Zum Beispiel zeigte DEMIG, dass sich die Migration, statt globalisierter geworden zu sein, eher aus einer zunehmenden Zahl von Herkunftsländern speist und sich die Zahl der vorrangigen Ziele verringert. Eine wichtige analytische Erkenntnis ist, dass Migrationspolitik als Instrument der Migrationsauswahl verstanden werden muss, und nicht als ein Instrument, das Zahlen beeinflusst. DEMIG identifizierte vier Substitutionseffekte, die die Wirksamkeit von Migrationseinschränkungen erheblich verringern oder zu untergraben können: räumliche, kategorische, intertemporale und Umkehrsubstitution. Arbeiten in diesem Bereich unterstreichen die Bedeutung von indirekten aber leistungsfähigen Optionen, mit denen Ziel- und Herkunftsstaaten Migration beeinflussen können, beispielsweise durch Nicht-Migrationspolitik wie Arbeitsmarkt- oder Sozialpolitik. Die Projektforschung macht den asymmetrischen Charakter von Globalisierungsprozessen deutlich. Die Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die Politik und bieten neue Erkenntnisse darüber, wie die Politik Migrationsprozesse in ihrer Wechselwirkung mit anderen Migrationsfaktoren prägen kann.
Schlüsselbegriffe
Migrationspolitik, internationale Migration, reiche Länder, DEMIG, Migrationsströme