Ein neuer Ansatz zu orthographischer Verarbeitung und Lesefähigkeiten
Mit Unterstützung von EU-Mitteln bettete das Projekt O-CODE (Cracking the orthographic code) seine Theorie innerhalb eines allgemeinen Rahmens für die Worterkennung ein, der eine kritische Unterscheidung zwischen zwei orthographischen Codes macht, um eine Verbindung mit auditiver Textverarbeitung und Semantik zur Verfügung zu stellen. Der erste ist ein grobkörniger orthogonaler Code, der eine Fast-Track-Semantik zur Verfügung stellt, beim zweiten handelt es sich um einen feinkörnigen orthogonalen Code, mit dem ein prälexikalischer phonologischer Code generiert wird. Ein schwieriges Thema der orthographischen Verarbeitung ist, wie unser Gehirn den Überblick über die Positionen der verschiedenen Buchstaben in einem Wort behält. Computermodelle unterstützten eine zentrale Hypothese des O-CODE-Projekts, dass Informationen über Buchstabenkombinationen verwendet werden, um eine ortsspezifische orthografische Darstellung in einen ortsinvarianten Code zu übertragen. Eine Kombination aus elektrophysiologischen Ableitungen und Priming-Methodik unterstützte die Überlegenheit dieses Ansatzes zur orthographischen Verarbeitung zusätzlich. Die Forschung von O-CODE hat auch dazu beigetragen, die für Buchstabenfolgen spezifische Art der Verarbeitung sowie die Art der adaptiven Mechanismen, die ein Schlüssel für die Entwicklung von Lesefähigkeit sind, zu identifizieren. Die Untersuchungen des Teams zur orthographischen Verarbeitung bei Pavianen halfen, allgemeinen Mechanismen der Objektverarbeitung und ihre Anpassung an die Besonderheiten der Verarbeitung von Buchstabenfolgen zu verknüpfen. Die Entwicklungsforschung des Projekts half weiter, die Entwicklungsverläufe im Zusammenhang mit den verschiedenen im theoretischen Rahmen von O-CODE aufgestellten Arten von orthographischem Code zu spezifizieren. Die Forscher zeigten, dass die Entwicklung flexibler sublexikaler orthogonaler Darstellungen eng mit der Entwicklung von Lesefähigkeit in Beziehung steht (was mit standardisierten Lesetests gemessen werden konnte). Die Forschungsergebnisse weisen auch auf einen Übergang von zwei Arten von präzisen Buchstabenpositionscodes bei der Entwicklung des Lesens hin: einer ist am langsamen Prozess der phonologischen Umkodierung bei Leseanfängern beteiligt und der andere ist ein automatisierter Prozess der Graphem-Phonem-Konvertierung bei qualifizierteren Lesern. Die Projektarbeiten lieferten auch Hinweise darauf, dass die gut etablierte Anfangsbuchstabenorientierung von erfahrenen Lesern nach und nach während der Grundschulbildung entsteht. Dies unterstützt die Hypothese von O-CODE, dass dieser Vorteil von adaptiven Mechanismen angetrieben wird statt von serieller Verarbeitung.
Schlüsselbegriffe
Orthogonale Verarbeitung, Lesen, orthografischer Code, phonologisch, adaptive Mechanismen