Augenübungen zur Heilung von Amblyopie
Binokularsehen, also das Sehen mit beiden Augen, ist Voraussetzung für räumliches bzw. stereoskopisches Sehen – also die Wahrnehmung von Tiefe und Dreidimensionalität. Manche Menschen können allerdings binokulare Signale nicht richtig verarbeiten und damit nicht räumlich sehen. Neuere experimentelle Studien zeigten, dass stereoblinde Menschen die Fähigkeit zum räumlichen Sehen im Alltag dauerhaft wiedererlangen können, wenn sie ein Wahrnehmungstraining durchführen, bei dem binokulare und monokulare Tiefensignale gekoppelt werden. Das EU-finanzierte Projekt STEREOAMB (Toward the understanding of stereopsis recovery and its application for an amblyopia treatment) sollte dieses Phänomen untersuchen, um neue Therapien für Amblyopie zu entwickeln. Mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) sollten zudem Hirnareale analysiert werden, die räumliches Sehen ermöglichen. Die Forscher führten mit Anisometropie-Amblyopie-Patienten eine Pilotstudie zur Wiedererlangung des stereoskopischen Sehvermögens durch. Das 10-20 Stunden dauernde Training beinhaltete mehrere Videospiele und Computertests (Fusions-Diplopie-Test, Tests auf Stereoblindheit). Weiterhin wurden mittels fMRT die Hirnaktivitätsmuster der Probanden beim Training analysiert. Da die Hirnareale, über die stereoskopisches Sehen wiederhergestellt werden kann, nun bekannt sind, ergeben sich Möglichkeiten für die Hirnstimulation während des Trainings. Da Hirnstimulation das Lernergebnis sicher und ohne großen Kostenaufwand um 50 % verbessern kann, wird dies den Trainingserfolg insgesamt verstärken. Da STEREOAMB den Zeitrahmen bis zur Wiedererlangung stereoskopischen Sehens wesentlich verkürzen konnte, ist nun die klinische Umsetzung zur Behandlung von Amblyopie in greifbarer Nähe. Bei stereoblinden amblyopen Patienten kann durch Training das binokulare Sehen und die Augenschärfe des amblyopen Auges verbessert werden.
Schlüsselbegriffe
Amblyopie, stereoskopisches Sehen, räumliches Sehen, fMRI, Ausbildung, Hirnstimulation