Kommissionsprojekt beschäftigt sich mit "Killerbakterien"
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich Infektionen mit Gruppe-A-Streptokokken (GAS) - so genannte "Killerbakterien" - ausbreiten, nimmt sich nun ein EU-Projekt unter Beteiligung von elf europäischen Laboratorien diesem Problem an. An der Studie nehmen Hochschulen, staatliche Institute für Infektionskrankheiten und ein privates Labor teil. Für die Koordination sind Wissenschaftler der Universität Lund in Schweden zuständig. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit 1,2 Millionen Euro aus dem Programm "Lebensqualität" des Fünften Rahmenprogramms gefördert. Antibiotika gelten bislang als wirksamstes Mittel gegen Infektionen mit GAS. Allerdings ist in den letzten Jahren eine Besorgnis erregende Zunahme der Fälle zu beobachten. Professor Claes Schalen, der Gesamtkoordinator des Projekts, erklärte: "Seit den späten Achtzigerjahren ist in ganz Europa ein starker Anstieg der GAS-Infektionen festzustellen. In Schweden verzeichnen wir nun 300 bis 500 Fälle pro Jahr. Die Ursache der Infektionen ist noch unklar, es ist jedoch möglich, dass die Bevölkerung früher gegen diese Bakterien bis zu einem gewissen Grad immun war. GAS-Infektionen treten häufig als Tonsillitis oder Impetigo auf, finden aber auch andere Wege in den Körper, so z.B. über Entzündungen. Nachdem die Erreger in den Brutkreislauf gelangt sind, können sie sich schnell ausbreiten, insbesondere wenn sie Muskelgewebe befallen. Menschen können Träger von GAS sein, ohne selbst zu erkranken, während andere bereits durch eine kleine Entzündung lebensbedrohliche Infektionen erleiden können. Das Lund-Institut hat einen guten Ruf in der GAS-Forschung. Seine Mitarbeiter haben neue Methoden zur Charakterisierung der Bakterien und ihrer Funktionen auf Grundlage der DNA-Analyse entwickelt. Einer der Wissenschaftler, Aftab Jasir, erklärte: "Die EU-Studie wird uns gestatten, das Ausmaß von schweren GAS-Infektionen, ihre Ausbreitung und ihre Entstehung zu untersuchen. Wir hoffen, dass die Ergebnisse auch praktische Erkenntnisse über die Entwicklung von Impfstoffen gegen GAS bringen." Das Projekt ist im September angelaufen. In der Jahreszeit, in der schwere Infektionen besonders verbreitet sind, werden sich die Teilnehmer zunächst mit der Sammlung von GAS-Proben für die Studie beschäftigen.