Experten über die Form der vorgeschlagenen Agentur für Infektionskrankheiten geteilter Meinung
Die europäischen Experten sind einem Bericht von BioMedNet News zufolge über die Form einer küzrlich vorgeschlagenen Agentur für Infektionskrankheiten geteilter Meinung. Die Diskussion folgt auf eine Ankündigung des für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständigen Kommissionsmitglieds David Byrne, dass die Kommission bis 2005 die Einrichtung eines europäischen Zentrums für übertragbare Krankheiten beabsichtigt. Die Meinungen der Spezialisten gehen bei der Frage, ob die vorgeschlagene Agentur eine fortschrittliche, zentralisierte Einrichtung oder die Erweiterung eines bereits bestehenden Instituts sein soll, das einfach ein Netz aus nationalen Experten koordinieren soll, auseinander. In seiner Rede im Rahmen einer Veranstaltung zu klinischer Mikrobiologie und Infektionskrankheiten im April in Mailand (Italien) gab Matthias Niedrig vom Berliner Robert-Koch-Institut zu bedenken, dass Europa nicht auf Terroranschläge mit biologischen Kampfstoffen vorbereitet sei. "Die nationalen Institute verfügen zwar über die notwendige Erfahrung, aber wir benötigen noch mehr Ressourcen, insbesondere im Bereich der Diagnostik", sagte er. Niedrig favorisiert zwar nicht die Gründung einer zentralisierten Einrichtung nach dem Vorbild des US-amerikanischen Centre for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta, er sagt jedoch, dass Europa in der Lage sein sollte, ähnlich wie das CDC zu reagieren. Um dies zu erreichen, seien eine dauerhafte Finanzierung und eine verbesserte Koordinierung erforderlich. Michel Tybayrenc von den nationalen französischen Forschungslabors argumentiert hingegen, dass ein dezentralisiertes System viele eigene Schwachstellen aufweise. Er vertritt die Auffassung, dass eine fortschrittliche Einrichtung bedeuten würde, dass "viele Kompetenzen gemeinsam genutzt und somit viele Anstrengungen eingespart werden können". Julius Weinberg, für das Gesundheitswesen zuständiger Arzt an der Londoner City University, sagte, dass sich die Netzlösung in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen habe. "Viele europäische Netze haben gezeigt, dass sie durch die Zusammenführung von Daten aus unterschiedlichen Ländern Ereignisse feststellen können, die sonst nicht hätten festgestellt werden können", sagte er.