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Inhalt archiviert am 2023-01-13

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Europa ist ein Vorreiter in der Polarforschung

Europa liefert Einblicke in die Klimageschichte und ist führend in der Polarforschung. Dies war die einhellige Meinung bei der Vorstellung der EU-Polarforschungsprojekte durch die Europäische Kommission am 28. Februar in Bremerhaven. Die Präsentation der EU-Polarforschungspro...

Europa liefert Einblicke in die Klimageschichte und ist führend in der Polarforschung. Dies war die einhellige Meinung bei der Vorstellung der EU-Polarforschungsprojekte durch die Europäische Kommission am 28. Februar in Bremerhaven. Die Präsentation der EU-Polarforschungsprojekte fand anlässlich des Aufbruchs von Wissenschaftlern aus diesen Projekten statt, die an Bord der Polarstern, eines Doppelhüllen-Eisbrechers, zu einer weiteren Forschungsfahrt ausliefen. "Europa gehört zu den führenden Akteuren in der internationalen Polarforschung. Da Nordpol und Südpol einzigartige Gradmesser für Prozesse der Klimaänderung sind, spielt die Polarforschung eine zentrale Rolle in unseren allgemeinen Forschungsanstrengungen zur Klimaänderung", so Philippe Busquin, für Forschung zuständiges Mitglied der Europäischen Kommission. Ein Beispiel für die Vorreiterrolle Europas auf diesem Gebiet ist das EPICA-Projekt (European Project for Ice Coring in Antarctica), das Eis in der Nähe des Grundgesteins in über 3.000 Meter Tiefe geborgen hat. Das Eis ist ungefähr 800.000 Jahre alt. Es wird angenommen, dass das Eis Informationen über den Klimaverlauf in der Vergangenheit umschließt. An EPICA sind 13 Partner aus acht EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen und der Schweiz beteiligt. Es verfügt über ein Gesamtbudget von 7,06 Millionen Euro. Die Koordination liegt bei der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS); das Projekt wird von der EU unter dem Programm "Energie, Umwelt und nachhaltige Entwicklung" (EESD) des Fünften Rahmenprogramms finanziert. Es gibt zwar weltweit noch einige andere Forschungsinitiativen zur "Eisbohrung", aber EPICA hat das älteste jemals in Antarktika erbohrte Eis geliefert. Wie Heinz Miller, der EPICA-Koordinator, gegenüber CORDIS-Nachrichten sagte, stelle dieser Beitrag einen Meilenstein der wissenschaftlichen Forschung in diesem Bereich dar, der der Wissenschaft neue Einblicke in den derzeit stattfindenden Klimawandel verschaffen wird und hilft, zukünftige Veränderungen vorhersagen. Miller erwartet, dass das Endergebnis der Entdeckung die Gestaltung der europäischen Umweltpolitik beeinflussen wird. Das EPICA-Team unterhält darüber hinaus enge Verbindungen zu anderen Polarforschungsprojekten wie dem Projekt "Arctic Ice Cover Simulation Experiment" (AICSEX) der EU, das den Wandel des Klimasystems der Arktis über die Jahrhunderte auswertet. AICSEX wird ebenfalls unter dem EESD-Programm des RP5 finanziert, umfasst sieben Partner aus der EU und Norwegen und besitzt ein Gesamtbudget von 2,42 Millionen Euro. AICSEX-Wissenschaftler haben kürzlich die arktische Eisdecke analysiert und nachgewiesen, dass in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein bedeutender Wandel stattgefunden hat. Die Veränderungen haben dazu geführt, dass die Eisfläche in den vergangenen 20 Jahren um acht Prozent zurückging, was ungefähr der Fläche Frankreichs entspricht. Wie Ola M. Johannessen, der Koordinator von AICSEX, erklärte, seien frühere Wärmephasen (1920 - 1940) und Kältephasen (1940 - 1960) in der Arktis auf natürliche Schwankungen des Klimasystems zurückzuführen gewesen. Jetzt deute jedoch vieles darauf hin, dass die Erwärmung und die Abnahme der Eisdecke in den vergangenen 20 Jahren nicht alleine durch natürliche Prozesse erklärt werden können. Im Gespräch mit CORDIS-Nachrichten fügte Professor Johannessen hinzu, es sei von grundlegender Bedeutung, alle vorliegenden Daten über das Eis des arktischen Ozeans aus dem vergangenen Jahrhundert auszuwerten, um Klimamodelle für Vorhersagen in diesem Jahrhundert zu validieren. Solche Vorhersagen deuten darauf hin, dass bis Ende dieses Jahrhunderts eine Reduzierung der Eisdecke um 80 Prozent während der Sommerzeit stattfinden könnte, während die Reduzierung während der Wintermonate 20 Prozent betragen würde. Die Ergebnisse des Projekts legen nahe, dass solche Entwicklungen sich sowohl in positiver als auch negativer Weise auf das Klima auswirken könnten. Wenn z.B. statt der Eisdecke kaltes Wasser, das viel Kohlendioxid (CO2) absorbieren kann, vorhanden wäre, könnte eine neue Senke für CO2 aus der Atmosphäre entstehen. Ein Rückgang der Eisdecke würde außerdem den Seeverkehr erleichtern und die Logistik von Offshore-Ölbohrungen in der Arktis einfacher und sicherer machen. Fischfang in den bisher von Eis bedeckten Regionen könnte möglicherweise das Nahrungsmittelangebot bereichern. Durch das Schmelzwasser würde jedoch auch das Plankton zurückgehen, was negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in diesen Meeresregionen hätte. Darüber hinaus würde eine drastisch zurückgehende Eisdecke den Wärmetransport über den Golf- und den Nordatlantikstrom beeinträchtigen, was Erwartungen zufolge bedeutende Auswirkungen auf das Klima in Europa hätte.

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