Laut Bericht "öldominiertes" Weltenergiesystem bis 2030 absehbar
Sofern die Forschungsaktivitäten und -maßnahmen zur Beschränkung der Treibhausgasemissionen und zur Förderung einer stärkeren Nutzung erneuerbarer Energiequellen nicht intensiviert werden, wird die Welt bis 2030 mit einer gewaltigen Energie- und Umweltkrise konfrontiert sein. So die Voraussage einer Studie, die von einem Zusammenschluss von Forschungsteams der EU vorgelegt wurde. In dem Bericht mit dem Titel "World Energy, Technology and Climate Policy Outlook" (WETO - Perspektiven im Bereich der globalen Energie-, Technologie- und Klimapolitik) werden die Auswirkungen einzelner Energieprognosen, der Fortschritte bei den Energietechnologien und der Indikatoren der Klimaveränderung auf die Zukunft des Weltenergiesystems untersucht. Sollten sich die derzeitigen Tendenzen beim Energieverbrauch und strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft so fortsetzen, wird sich der Energieverbrauch weltweit in den nächsten dreißig Jahren verdoppelt haben. Wie EU-Forschungskommissar Philippe Busquin erklärte, sei eine derartige Bewertung der Langzeitprobleme wesentlich für die zukünftige Forschung und Entwicklung im Bereich Energie und Umwelt: "Wir können es uns nicht leisten, diese Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für eine weltweite nachhaltige Entwicklung zu ignorieren. [...] Die vorliegende Studie liefert wertvolle Einblicke in die globalen Energie- und Umweltprobleme, die uns in Zukunft erwarten. So können wir unsere Prioritäten für künftige Forschungsarbeiten und technologische Entwicklung in den Bereichen Energie und Umwelt festlegen." Unter anderem weist die Studie darauf hin, dass das Weltenergiesystem weiter durch fossile Brennstoffe beherrscht werden wird, die im Jahr 2030 fast 90 Prozent des gesamten Energieangebots stellen werden. Die Erdölproduktion steigt um 65 Prozent und bleibt voraussichtlich die Hauptenergiequelle, gefolgt von Kohle. Kohle wird weiter gefördert werden, und die Produktion wird sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln. Der stärkste Zuwachs wird laut dem Bericht in Asien und Afrika erfolgen. Es wird jedoch erwartet, dass Erdgas die zweitwichtigste Energiequelle in der EU sein wird, hinter Erdöl, aber vor Stein- und Braunkohle. In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die europäischen Erdgasreserven beschränkt sind. Dies könnte Versorgungsrisiken für die EU mit sich bringen, da zur Deckung des Bedarfs des EU-Inlandmarktes Erdgas aus dem Nahen Osten und anderen Regionen importiert werden muss. Angesichts der fortdauernden Dominanz von fossilen Brennstoffen wird erwartet, dass die weltweiten Kohlendioxidemissionen mit rund zwei Prozent pro Jahr stark ansteigen werden. Erschreckenderweise werden 2030 die weltweiten CO2-Emissionen voraussichtlich mehr als doppelt so hoch sein wie 1990. Für die EU wird ein Anstieg von 18 Prozent gegenüber 1990 prognostiziert, während für die USA ein Anstieg von 50 Prozent erwartet wird. Während 1990 nur 30 Prozent der Emissionen auf die Entwicklungsländer zurückzuführen waren, werden sie laut Bericht bis 2030 für mehr als die Hälfte der Kohlendioxidemissionen weltweit verantwortlich sein. "Um die Energieversorgung sicherzustellen und unseren Verpflichtungen gemäß dem Kyoto-Protokoll nachzukommen, muss Europa seine Forschungsbemühungen verstärken", so Busquin. In dem Bericht wird davon ausgegangen, dass die für die Erreichung der Ziele von Kyoto zu veranschlagenden Kosten um bis zu 30 Prozent verringert werden könnten, wenn die Kernenergie oder erneuerbare Energiequellen in großem Maßstab eingesetzt werden. Jedoch stellen laut dem Bericht die Atomenergie und erneuerbare Energien 2030 weniger als 20 Prozent der Energieversorgung in der EU dar. In der Bemühung, eine Wende hinsichtlich dieser Zahl herbeizuführen, "fördert das neue Forschungsrahmenprogramm der EU Initiativen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energiequellen, Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologien", so Busquin. Tatsächlich wurden mehr als zwei Milliarden Euro für Forschungsarbeiten im Bereich "nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" für die nächsten vier Jahre zugewiesen.