Experten gegen Verbot embryonaler Stammzellenforschung durch MdEP
MdEP, die die embryonale Stammzellenforschung verbieten wollen, sollen mit Wissenschaftlern und Medizinern in Dialog treten und genau über die Konsequenzen eines Verbots nachdenken. So lautet die Forderung des künftigen Leiters der Europäischen Gesellschaft für Humanreproduktion und Embryologie (ESHRE) Arne Sunde. Die Debatte über den Einsatz embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken hat in jüngster Zeit viele verschiedene Richtungen eingeschlagen. Im April haben MdEP Änderungsanträge zum Verbot von Forschung zur Herstellung menschlicher Embryos zu reinen Forschungszwecken sowie zur Lieferung von Stammzellen zu einem Vorschlag über die Festlegung von Qualitäts- und Sicherheitsnormen für Spenden, Beschaffung, Tests, Verarbeitung, Lagerung und Vertrieb von menschlichem Gewebe und menschlichen Zellen eingebracht. Im Juni haben die EU-Gesundheitsminister diese Änderungsanträge abgelehnt und erklärt, dass Vorschriften auf EU-Ebene die Mitgliedstaaten nicht daran hindern würden, strengere Schutzvorkehrungen aufrechtzuerhalten und einzuführen. Laut Aussage von Professor Sunde wird in Expertenkreisen nach wie vor befürchtet, dass die MdEP, die gegen die embryonale Stammzellenforschung sind, versuchen werden, bei der bevorstehenden zweiten Lesung im Parlament weitere Änderungsanträge zu dem Vorschlag einer Richtlinie einzubringen. Professor Sunde wies darauf hin, dass solche Änderungsanträge eine ernsthafte Bedrohung für den Fortschritt darstellen, die Ursachen der menschlichen Fortpflanzungsfähigkeit zu verstehen, und die Möglichkeiten der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für schwere Krankheiten wie Parkinson und Alzheimer behindern. "ESHRE ist sich durchaus bewusst, dass embryonale Stammzellen ein sehr kontroverses Thema sind. Unseren Mitgliedern, die jeden Tag mit Embryos arbeiten, ist das völlig klar. Ich richte mich hier jedoch an jene Mitglieder des Europäischen Parlaments, die die embryonale Stammzellenforschung als illegal erklären wollen. Treten Sie mit Wissenschaftlern und Medizinern in Dialog und denken Sie intensiv über die Auswirkungen nach, die ein Verbot auf die Forschung und die Hoffnungen der Gesellschaft auf die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für einige der schwersten und beklagenswertesten Krankheiten hätte, mit denen die Menschheit konfrontiert ist", so Sunde. Professor Sunde ging auch auf Alternativen ein und erklärte, die Forschung befinde sich zwar noch in den Anfängen, aber es gebe bereits Beweise dafür, dass pluripotente Zellen, die aus adultem Gewebe isoliert würden, die Hauptquelle für Forschung und Behandlung werden könnten. Dennoch werde es nach wie vor wahrscheinlich Bedarf am Einsatz embryonaler Stammzellen für spezifische Projekte geben, fügte er hinzu. "Hier gibt es kein Entweder-oder. Die meisten Wissenschaftler, die mit embryonalen oder adulten Stammzellen arbeiten, sind sich darüber einig, dass die Forschung mit beiden Zellenarten fortgesetzt werden muss, wenn man klinisch verlässliche Behandlungsmethoden entwickeln will. Wie sich anhand von Tierexperimenten bewiesen hat, können sich Zellen beider Herkunftsarten als nützlich erweisen. Der Einsatz von embryonalen Stammzellen in Tiermodellen zu Krankheiten wie Parkinson und unheilbaren Hirntumoren hat spektakuläre Ergebnisse hervorgebracht", erklärte Professor Sunde, der von der Notwendigkeit überzeugt ist, mit beiden Zellarten zu forschen.