Deutsche Akademie: Embryonale Stammzellenforschung ist "ein moralisches Gebot"
Die embryonale Stammzellenforschung ist nicht nur moralisch vertretbar, sondern kann auch ein moralisches Gebot sein, so ein Bericht der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen. Laut dem Bericht, der am 15. Dezember in Brüssel veröffentlicht wurde, gibt es eine moralische Verpflichtung der Gesellschaft, die Forschung an Embryonen zuzulassen, um Menschen zu helfen, die an gegenwärtig noch unheilbaren oder nicht ausreichend behandelbaren Behinderungen oder Krankheiten wie beispielsweise Unfruchtbarkeit leiden. Außerdem überwögen die Interessen von Forschern, die im Bereich der klinischen Forschung tätig sind, das allgemeine Interesse der Öffentlichkeit zum Schutz von Embryonen, fügt die Akademie hinzu. In der interdisziplinären Studie wurden biomedizinische, moralische, rechtliche und soziale Aspekte zusammengetragen. Sie wurde während zwei Jahren von einer Gruppe von Experten, die von der Akademie ernannt wurden, durchgeführt. In ihrem Bericht konzentriert sich die Gruppe besonders auf die unterschiedlichen nationalen Sichtweisen zur embryonalen Stammzellenforschung und nimmt Stellung zum anhaltenden Unvermögen der EU-Mitgliedstaaten, sich auf Maßnahmen zur Unterstützung dieser Arbeit mit EU-Fördermitteln zu einigen. Da die Ansichten zwischen den Ländern auseinandergehen, "müssen die zukünftigen Rechtsvorschriften zur embryonalen Forschung und anderen umstrittenen Themen der Wissenschafts- und Technologiepolitik flexibel und fundiert sein", so die Verfasser des Berichts. "Ein einfaches 'Ja' oder 'Nein' bezüglich der Rechtsharmonisierung in Europa ist daher nicht in Sicht", schlussfolgern sie. Ein endgültiges Verbot der embryonalen Forschung auf europäischer Ebene, das von einigen Mitgliedstaaten einschließlich Deutschland gefordert werde, sei ein Rückschritt, so die Gruppe. Es gibt jedoch laut dem Bericht keine Garantie gegen solch ein Ergebnis, da die Einstellung einer großen Mehrheit der europäischen Bevölkerung zur embryonalen Forschung nicht auf konkreten Tatsachen basiere, sondern auf "Angstbildern, Vorurteilen und Überzeugungen". Trotz des entmutigenden Kontexts glaubt die Gruppe immer noch an die Notwendigkeit europaweiter harmonisierter Vorschriften zur embryonalen Stammzellenforschung. Die Forscher schlagen vor, dass diese auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und langfristige, stabile Rahmenbedingungen für die Arbeit der Forscher bieten sollen. Der Bericht "Embryo Research in a Pluralistic Europe" (Embryonale Forschung in einem pluralistischen Europa) der Europäischen Akademie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
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