Smart-1: Stromausfall wegen Strahlungsteilchen
Techniker der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) arbeiten zurzeit an einem Antriebsproblem der Mondsonde Smart-1, das, sollte es nicht gelöst werden, bedeuten könnte, dass Smart-1 steuerungslos in den Weltraum abdriftet. Die Ursache des Problems sind energiereiche Teilchen von der Sonne und aus den Strahlungsgürteln um die Erde. Wenn solche Teilchen elektronische Schaltkreise treffen, können sie Spannungsspitzen induzieren. Wie die meisten Raumsonden verfügt auch Smart-1 über Kondensatoren, die solche Spitzen abfangen sollen, aber bereits kurz nach dem Start im September 2003 stellte das ESA-Kontrollzentrum fest, dass es dort ein Problem gibt. Die Techniker, die Smart-1 gebaut hatten, stellten fest, dass die Kondensatoren in einigen zentralen Schaltkreisen vergessen wurden. Jetzt schaltet der Computer jedes Mal den Ionenantrieb aus, wenn ein energiereiches Teilchen einen bestimmten Lichtsensor trifft. Dies bezeichnet man als "Flameout". Seit dem Beginn der fünfzehnmonatigen Reise zum Mond hat Smart-1 bereits 18 solcher Flameouts erlebt. Die Bodenkontrolle kann den Motor zwar wieder aktivieren, wenn sie das nächste Mal Kontakt zur Sonde aufnimmt, doch wegen der ungewöhnlichen Bahn von Smart-1 zum Mond kann das Problem durchaus die gesamte Mission gefährden. Statt direkt zum Mond zu fliegen, nutzt Smart-1 ihren neuartigen Ionenantrieb, um ihre Erdumlaufbahn schrittweise zu vergrößern, bis sie schließlich von der Schwerkraft des Mondes angezogen wird. Damit das funktioniert, muss das Team die stark elliptische Bahn so steuern, dass der erdfernste Punkt genau dann erreicht wird, wenn die Sonde die kürzeste Entfernung zum Mond erreicht. "Es gibt drei oder vier kritische Punkte während der Mission", so ihr Software-Spezialist Luca Stagnaro gegenüber dem "New Scientist". "Wenn der Motor gerade dann ausfällt, erreichen wir [die nötige Umlaufbahn] nicht. Dann könnte der Treibstoff zum Mond knapp werden." Um dieses Problem zu lösen, arbeitet Stagnaro derzeit an einem Programm für den Bordcomputer, um den Motor sofort wieder anzuschalten, wenn ein "Flameout" aufgetreten ist. Das Team hatte im Dezember bereits eine ähnliche Lösung versucht, die jedoch den Bordcomputer überlastete. Daher wurde die neue Version des Programms abgespeckt.