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Europäische Astronomen geben neuen Einblick in Evolution der Milchstraße

Ein Team von europäischen Astronomen hat die Ergebnisse von 15 Jahren Beobachtung der Milchstraße veröffentlicht, welche die Kenntnis über die Entstehung unseres eigenen Sonnensystems bedeutend verbessern und demzufolge auch die Kenntnis von allen anderen Sonnensystemen im Uni...

Ein Team von europäischen Astronomen hat die Ergebnisse von 15 Jahren Beobachtung der Milchstraße veröffentlicht, welche die Kenntnis über die Entstehung unseres eigenen Sonnensystems bedeutend verbessern und demzufolge auch die Kenntnis von allen anderen Sonnensystemen im Universum. Der menschliche Einblick in unsere nächsten stellaren Nachbarn war lange Zeit unvollständig und sogar von der Vorstellung untergraben, dass sich Observationen auf "interessante" Sterne konzentrieren sollten. Um ein genaueres Bild von der Evolution unseres Sonnensystems zu bekommen ist es allerdings notwendig, die Beobachtungen auf die typischsten Sterne zu konzentrieren. Deshalb nahm sich ein Team von dänischen, schwedischen und Schweizer Forschern unter der Leitung von Dr. Birgitta Nordström vor, die zahlreichen sonnenähnlichen Sterne (so genannten F- und G-Sterne), aus denen die Milchstraße besteht und von denen einige schon seit der Bildung der Milchstraße existieren, zu untersuchen. "Es ist von wesentlicher Bedeutung über objektive Stichproben zu verfügen," erzählte Dr. Nordström CORDIS News. "Jetzt haben wir eine Stichprobe, die objektiver gar nicht sein kann." Das Team hat in den vergangenen 15 Jahren mehr als 1.000 Nächte mit der Beobachtung von 14.000 oder mehr F- und G-Sternen unter Verwendung von Teleskopen in Chile und Frankreich verbracht und hat nun die Bewegungen von fast allen diesen Sternen in einem Radius von etwa 500 Lichtjahren von der Erde bestimmt. Die Ergebnisse wurden in der Ausgabe des Astronomy and Astrophysics Journal vom 6. April veröffentlicht. Die meisten der von dem Team untersuchten Sterne wurden bereits von dem Satelliten der Europäischen Raumfahrtagentur, Hipparcos, aufgezeichnet, jedoch gaben diese Daten ihre Position lediglich in zwei Dimensionen wieder. Um aber Kenntnis über ihre Bewegung zu erlangen war es notwendig, die Sterne in drei Dimensionen aufzuzeichnen, was mithilfe von durchschnittlich vier Observationen pro Stern im Laufe der 15 Jahre erzielt wurde. Das Team war außerdem in der Lage, die vielen Binärsterne (zwei Sterne, die sich gegenseitig umkreisen) in der Stichprobe zu identifizieren und irreführende Daten, die in der Annahme entstanden, dass es sich bei diesen Sternen um einzelne sonnenähnliche Sterne handelt, zu beseitigen oder zu korrigieren. "In Wirklichkeit hat uns dies eine genaue vierdimensionale Sicht auf die Milchstraße gebracht, da es uns auch möglich war, die Positionen der Sterne im Laufe der Zeit darzustellen," erklärt Dr. Nordström. Mithilfe dieser Daten hat das Team dann die sich ändernden Positionen dieser Sterne in der Milchstraße während der letzten 225 Millionen Lichtjahre berechnet. Die Ergebnisse waren aufregender als Dr. Nordström es sich jemals vorgestellt hatte. Sie zeigten, dass Objekte in der galaktischen Scheibe wie zum Beispiel molekulare Wolken, Spiralarme und Schwarze Löcher während der gesamten Geschichte der Milchstraße drastische Auswirkungen auf die stellaren Geschwindigkeiten hatten. Die wies auf einen weitaus chaotischeren Entstehungsprozess der Milchstraße hin als bisher angenommen. "Man ging davon aus, dass die Milchstraße Epochen der Gewalt erlebt hat," erläutert Dr. Nordström, "aber jetzt können wir sehen, dass Objekte wie Schwarze Löcher und Spiralarme die Milchstraße die ganze Zeit über gestört haben." Die Ergebnisse haben nicht nur einen neuen Einblick in die Geschichte unseres Sonnensystems und der Milliarden anderen Sonnensysteme im Universum gegeben, sondern werden auch eine unschätzbare Ressource für andere Astronomen sein. Die Entstehung der Galaxien ist ein wichtiges Gebiet der modernen Astrophysik und die von Dr. Nordström und ihrem Team erstellten Daten sind seit den ersten Ergebnissen von Hipparcos vor sieben Jahren die bedeutendsten hinsichtlich unserer Kenntnis von der Milchstraße.

Länder

Schweiz, Dänemark, Schweden