Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-01-20

Article available in the following languages:

Schwedische Forscher fordern mehr Geschlechterforschung

Teilnehmer einer vom schwedischen Forschungsrat organisierten Konferenz über geschlechterspezifische Gesundheitsfragen haben ein besseres Gleichgewicht der Geschlechter in der Medizin und eine stärkere Forschung über geschlechterbezogene Gesundheitsvorsorge gefordert. "Männer...

Teilnehmer einer vom schwedischen Forschungsrat organisierten Konferenz über geschlechterspezifische Gesundheitsfragen haben ein besseres Gleichgewicht der Geschlechter in der Medizin und eine stärkere Forschung über geschlechterbezogene Gesundheitsvorsorge gefordert. "Männer und Frauen haben unterschiedliche und spezifische Bedürfnisse," sagte Professor Vera Regitz-Zagrosek vom Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) in Berlin. "Zur optimalen Versorgung müssen sie daher auch unterschiedlich behandelt werden." Dr. Octavi Quintana Trias, Leiter der Direktion Gesundheit bei der Generaldirektion für Forschung der Europäischen Kommission stimmte dem zu und erklärte, dass Frauen oftmals als Forschungsgegenstand ausgeschlossen seien und neue Initiativen für eine Änderung dieser Situation unbedingt vorgeschlagen werden müssen, insbesondere da "die Krankheitsbelastung bei Frauen größer ist als bei Männern. Frauen leben länger, aber ihre Lebensqualität ist nicht so gut wie die der Männer." Auf die Frage, warum geschlechterspezifische Unterschiede so wichtig in der Forschung seien, antwortete Dr. Quintana Trias, dass "wir verstehen lernen müssen, dass jedes Geschlecht über einige ganz eigene Leiden verfügt." Dieser Punkt wurde auch von Dr. Pia Maria Jonsson vom Medical Management Centre beim Karolinska Institut in Schweden hervorgehoben, die betonte, dass es wichtig sei, nicht nur den geschlechterspezifischen Erkrankungen (Brustkrebs bei der Frau, Prostatakrebs beim Mann) Rechnung zu tragen, sondern auch den geschlechterspezifischen Ausdrucksformen einiger Krankheiten wie beispielsweise Diabetes oder Erkrankung der Herzkranzgefäße. Dr. Quintana Trias erklärte, dass die Europäische Kommission sich dieses Problems bewusst sei, und dass sie deshalb einen Aktionsplan über Frauen in der Wissenschaft aufgestellt habe, der auch das Ziel einer um 40% erhöhten Teilnahme von Frauen einbezieht. Wenn die EU ein besseres Gleichgewicht der Geschlechter in der Medizin erreichen kann, werde dies Auswirkungen auf die Forschung selbst haben, fuhr er fort. Von diesem Punkt ausgehend erklärte Dr. Karin Schenk-Gustafsson vom Centre of Gender Related Medicine am Karolinska Institut, dass das derzeitige Wissen um den Einfluss der Geschlechter auf gesundheitliche Aspekte unzureichend sei. "Das behindert die medizinische Versorgung und die Forschung," sagte sie. In einem Vortrag zum Thema "Geschlecht, Gesundheit und Krankheiten - Spielt das Geschlecht eine Rolle? Mit besonderer Beachtung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen' erläuterte Dr. Schenk-Gustafsson, dass jedes Jahr zwei Millionen Frauen in der EU an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Das heißt, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache für 43% der Frauen sind. Diese Zahl liegt in Osteuropa noch höher. Trotz dessen wurden zwischen 80% und 100% aller Herzmittel, die Frauen verabreicht wurden, nie für sie getestet. Das müsse sich ändern, warnte sie. Geschlechterspezifische Aspekte müssen berücksichtigt werden. Sie erläuterte, dass das Herz und die Herzkrankgefäße bei der Frau kleiner seien als beim Mann und Frauen einen schnelleren Puls hätten. Insbesondere solle weiblichen Risikofaktoren wie einer frühzeitigen Menopause oder Diabetes während der Schwangerschaft Rechnung getragen werden. Darüber hinaus seien nicht nur die Symptome bei Frauen anders, sondern diese neigten auch zu mehr Komplikationen nach einem Herzinfarkt und die Sterblichkeitsrate bei Frauen nach einer Bypass-Operation sei größer, kommentierte Dr. Schenk-Gustafsson. Alle diese Faktoren erklären, warum bei Männern und Frauen eine unterschiedliche Behandlung angezeigt ist, was bisher nicht berücksichtigt wurde. "Daher," sagte sie, "spielt das Geschlecht schon eine Rolle. Und zwar auf eine Art und Weise, die wir nicht erwartet hatten. Zweifellos wird es auch eine Rolle spielen auf eine Art und Weise, die wir uns noch gar nicht vorstellen können." Dr. Pia Maria Jonsson sprach über "Die Überwachung der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems aus geschlechterspezifischer Sicht" und legte dar, dass die Forschung gezeigt habe, dass die Sicherheit, Effizienz und Rentabilität der Gesundheitsvorsorge zwischen Männern und Frauen variiert. So hätten in Europa weiße Männer mittleren Alters einen leichteren Zugang zu neuen und kostenaufwendigen Technologien. Die Hypothese lautet daher, dass Frauen und ältere Menschen einen schlechteren Zugang zu diesen Technologien haben. "Das ergibt keinen Sinn, vor allem, da Frauen heutzutage ein sehr hohes Alter erreichen," kommentierte sie. Während der Podiumsdiskussion erwähnten die Redner die Schwierigkeit, finanzielle Mittel für diese Art von Forschung zu erhalten. Sie begrüßten jedoch die Einbeziehung eines Symposiums über Geschlechter und Gesundheit beim bevorstehenden Euroscience Open Forum im August. Dies sei eine Gelegenheit, Kontakte aufzubauen und bestehende inoffizielle Netzwerke weiterzuentwickeln, sagten sie. Sie hofften außerdem, dass diese Veranstaltung eine Gelegenheit zur Erweiterung dieser Netzwerke in andere Gebiete gibt. Eine Vertreterin der Kommission begrüßte den Impuls, den Schweden dieser Forschungsrichtung beimesse, und sagte: "Die nordischen Länder müssen den anderen europäischen Ländern die Richtung weisen. Sie stellen das beste Gleichheitsmodell in Europa dar." Sie forderte die Redner auf, die Rahmenprogramme zu nutzen sowie auch das ERA-NET. Ein weiterer Vertreter der Kommission informierte die Zuhörer, dass eine Umfrage über den Geschlechter-Aktionsplan sehr positive Ergebnisse gebracht habe, die bald veröffentlicht würden. Eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen werde ebenfalls im Mai gestartet, die das Ziel habe, Instrumente zur Integrierung der Gleichheit von Männern und Frauen zu entwickeln.

Länder

Schweden

Mein Booklet 0 0