Meeresforschung kann und muss zur Erreichung der EU-Ziele beitragen, sagt Referatsleiter
Eines der Hauptziele der EUROCEAN 2004 Konferenz, die vom 10. bis 13. Mai in Galway, Irland, stattfand, war das Umreißen der künftigen Entwicklungen und Prioritäten im Bereich der Meeresforschung. Von ähnlicher Bedeutung war für die Meereswissenschaftsgemeinde die Gelegenheit, den Entscheidungsträgern der EU diese Prioritäten zu vermitteln und die finanzielle Unterstützung der Gemeinschaft für zukünftige Projekte im Siebten Rahmenprogramm (RP7) zu verbessern. Um sich ein Bild von den Problemen und Argumenten zu machen, die den Ausgang dieses Prozesses bestimmen werden, sprach CORDIS News mit Pierre Mathy, Leiter des Referats Biodiversität und marine Ökosysteme der GD Forschung der Europäischen Kommission. Zu einem früheren Zeitpunkt der Veranstaltung hatte Mathy an einer Plenarsitzung teilgenommen, die die Schaffung eines Europäischen Meeresforschungsraums untersuchte, und er fuhr mit der Erläuterung des Ansatzes der Kommission hinsichtlich dieser Vision fort. "Die Entwicklung des Europäischen Meeresforschungsraums ist eine Aufgabe der Wissenschaftsgemeinschaft", erzählte er CORDIS News. "Die Kommission hat den notwendigen Rahmen geschaffen und wir können sehen, dass die Wissenschaftsgemeinschaft in Erwiderung dieser Vision ihre Kräfte mobilisiert." Auf die Frage, warum Europa einen solchen Forschungsraum für die Meereswissenschaften benötige, hob Mathy den enormen potenziellen Einfluss hervor, den solche Aktivitäten auf die Erlangung der breiteren EU-Ziele haben könnten. "Die Meereswissenschaften und Meerestechnologie verfügen nicht nur über alle Eigenschaften, die für einen Beitrag zu den Gemeinschaftszielen, insbesondere den Lissabon- und Göteborg-Agendas, notwendig sind, sondern auch über viele Anwender, wie beispielsweise die Industrie, die breitere Wissenschaftsgemeinschaft und die Entscheidungsträger." Mathy fuhr fort: "Meeresressourcen sind ein Gemeingut. Sie haben wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf eine Reihe von Sektoren wie zum Beispiel Öl und Gas, Seefracht oder Tourismus und Freizeit. Dieser Forschungsbereich hat außerdem weit reichende Auswirkungen auf eine Anzahl von politischen Bereichen der EU einschließlich der Fischerei, Umwelt, Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung, und muss deshalb auf Gemeinschaftsebene behandelt werden." Ein weiterer zwingender Grund für die Durchführung von Meeresforschung auf europäischer Ebene sei schon allein das Ausmaß dieser Aktivitäten. "[Die Meeresforschung] erfordert enorme Investitionen und Infrastrukturen, welche die Mitgliedstaaten, die allein handeln, einfach nicht aufbringen können. Die geografische Abdeckung und die langen Zeitrahmen, die für bestimmte Initiativen nötig sind, machen einen weiteren Faktor aus", sagte Mathy. Schließlich fügte er hinzu, dass die Meeresforschung auch nach weltweiter Zusammenarbeit verlange und sich Europa daher strukturieren müsse um in der Lage zu sein, an internationalen Initiativen teilhaben zu können. Angesichts dieser Argumente ist Mathy davon überzeugt, dass die Meereswissenschaften eine herausragende Rolle im RP7 spielen sollten, jedoch habe die Forschungsgemeinschaft seiner Ansicht nach noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen um den hohen Grad an Sichtbarkeit zu sichern, den sie sich wünscht. "Meereswissenschaftler müssen weiterhin nach Mehrwert auf europäischer Ebene streben um künftig Unterstützung von Seiten der Gemeinschaft zu erhalten - die Rahmenprogramme sind nicht bloß ein Mittel zur Aufbesserung der nationalen Förderung", warnte er. Es seien auch weiterhin Bemühungen beim kommerziellen Transfer der Forschungsergebnisse erforderlich: "Die Nutzung der Forschungsergebnisse ist seit jeher eine Schwäche gewesen und meines Erachtens nach sollte es in der Struktur eines jeden von der EU finanzierten Projektes ein spezielles Element geben, dass auf die Nutzung der Ergebnisse abzielt." Im Laufe der Konferenz baten eine Reihe von Delegierten die Vertreter der Kommission, zu erklären, warum so wenige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an ihren meereswissenschaftlichen Programmen beteiligt seien. "Es gibt ein echtes Defizit an der Teilnahme von KMU im Bereich der Umweltforschung, in erster Linie aufgrund des fehlenden unmittelbaren Gewinns in diesem Bereich und der geringen Größe des Marktes für Umwelttechnologien", gab Mathy zu. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der EU-Aktionsplan für Umwelttechnologien (ETAP) bei der Inangriffnahme der gegenwärtigen Situation helfen werde, denn: "Die KMU werden hier definitiv eine Rolle spielen müssen." Die Aufgaben, denen sich die Meeresforschungsgemeinde stellen muss, sind daher eindeutig. Die Wissenschaftler müssen danach streben, sicherzustellen, dass ihre Aktivitäten zu den wirtschaftlichen und sozialen Zielen der EU beitragen, einen Beitrag zu den breiteren Bereichen der Politik leisten, die Ergebnisse ihrer Arbeit nutzen und sich selbst auf eine Art und Weise strukturieren, die eine europäische und weltweite Zusammenarbeit erleichtert. "Die erfreuliche Nachricht ist, dass der Sektor der Meereswissenschaften und Meerestechnologie bereits seine Kräfte mobilisiert hat um sich diesen Herausforderungen zu stellen, und dass die EUROCEAN 2004 Konferenz ein großes Symbol der dazu erforderlichen Partnerschaft darstellte", schloss Mathy.