Frankreich sagt "Ja" zu neuen Versuchen mit gentechnisch veränderten Kulturpflanzen
Die französische Regierung hat ihre Entscheidung bekannt gegeben, neue Feldversuche mit gentechnisch verändertem Zuckermais an landesweit acht Versuchsstandorten zuzulassen. Der französische Minister für Landwirtschaft, Ernährung, Fischerei und den ländlichen Raum Hervé Gaymard erläuterte in einer gemeinsamen Erklärung mit Umweltminister Serge Lepeltier und dem stellvertretenden Forschungsminister François d'Aubert, dass die Versuche Teil des normalen Forschungsprogramms Frankreichs seien. "Mit diesen Feldversuchen soll das Verhalten neuer Stämme unter realen Bedingungen beobachtet werden", so der Wortlaut der Erklärung. Die Entscheidung schließt sich an eine öffentliche Konsultation an, die vom 10. bis 24. Mai im Internet veröffentlicht und durchgeführt wurde. Die französische Regierung genehmigt Versuche mit gentechnisch veränderten Kulturpflanzen bereits seit einigen Jahren. Diese Genehmigungen führen jedoch in regelmäßigen Abständen zu Demonstrationen von Gegnern der neuen Technologie, die eine potentielle Kreuzkontamination mit konventionellen Kulturpflanzen fürchten. Angesichts der kontroversen öffentlichen Meinung zu diesem Thema führte die französische Regierung vor der Genehmigung eine öffentliche Konsultation über die acht Versuchsanträge der Unternehmen Monsanto, Pioneer und Biogemma sowie des französischen Gentechnik-Versuchslabors Geves durch. Auf der Website gingen 2700 E-Mails ein, in denen die Bürger fast ausschließlich ihre Ablehnung gegen die Versuchsreihe zum Ausdruck brachten. Vertreter der Grünen, verschiedener Regionalräte und des gegen gentechnisch veränderte Kulturpflanzen kämpfenden Bauernverbandes "Confédération paysanne" brachten ihre Ablehnung ebenfalls zum Ausdruck. Trotz dieses Widerstands genehmigten die drei zuständigen Ministerien die geplanten Feldversuche. Das Landwirtschaftministerium weist darauf hin, dass im Rahmen des Maßnahmenplans zur biologischen Überwachung sämtliche Versuchsstandorte in regelmäßigen Abständen durch die regionalen Behörden für Pflanzenschutz geprüft werden. "Darüber hinaus", so Gaymard, "haben wir von Brüssel sehr strenge Verordnungen hinsichtlich einer eventuellen Entschädigung im Falle einer Kontamination gefordert. Sollten derartige Verordnungen nicht verabschiedet werden, wird Frankreich eigene Maßnahmen ergreifen." Der Minister, der seinerseits Versuchen mit gentechnisch veränderten Kulturpflanzen eher zurückhaltend gegenüber steht, beklagte die in der Debatte über gentechnisch veränderte Kulturpflanzen in Frankreich allgegenwärtige "Verschleierungstaktik" und "Demagogie". Marion Guillou, Generaldirektorin des französischen Instituts für landwirtschaftliche Forschung INRA, teilt diese Auffassung und erklärte: "Ein neues Forschungsfeld wie die Gentechnik a priori auszuschließen und abzulehnen, widerspricht jeder wissenschaftlichen Vorgehensweise. Es wäre vermessen zu behaupten, dass wir niemals gentechnisch veränderte Organismen benötigen werden, die beispielsweise auf extrem salzhaltigen Böden gedeihen oder gegen bestimmte Krankheiten resistent sind." Die beteiligten Biotechnologieunternehmen hoffen nun, dass Frankreich sich eines Tages mit anderen großen Agrarnationen wie den USA, China, Brasilien, Argentinien, Kanada, Spanien und bald auch Deutschland zusammenschließen wird. Die Landwirte erklärten jedoch, dass für sie der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen auch in den nächsten Jahren kein Thema sein werde. Die Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen treffen in der Tat immer wieder auf großen Widerstand. Aus diesem Grund wurde die Anzahl der Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen massiv gesenkt. Im Jahr 1996 wurden beispielsweise noch 90 Versuche durchgeführt. Im Jahr 2003 waren es nur noch 17 und in diesem Jahr sind nur acht neue Feldversuche in diesem Bereich geplant. Darüber hinaus bezieht sich in diesem Jahr keiner der geplanten Versuche auf gentechnisch veränderte Organismen zu therapeutischen Zwecken. Im Jahr 2003 zerstörten Gentechnik-Gegner ein Feld mit transgenetischem Zuckermais, das von Meristem Therapeutics angelegt worden war, um Verfahren zur Behandlung von Mukoviszidose zu entwickeln. Der Bauernverband "Confédération paysanne" hat angekündigt, alle neuen Versuchsfelder zerstören zu wollen.
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