Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-01-20

Article available in the following languages:

Nicht in der Natur vorkommende chemische Substanzen stellen Gefahr für Kinder dar, so das Ergebnis eines WWF-Berichts

Aus einem Bericht des World Wide Fund (WWF) geht hervor, dass einige chemische Substanzen, die in Konsumgütern wie Fernsehgeräten, Möbeln, Fisch und Fleisch festgestellt wurden, die normale Entwicklung der Gehirnfunktionen bei Kindern beeinträchtigen können. Im WWF-Bericht "G...

Aus einem Bericht des World Wide Fund (WWF) geht hervor, dass einige chemische Substanzen, die in Konsumgütern wie Fernsehgeräten, Möbeln, Fisch und Fleisch festgestellt wurden, die normale Entwicklung der Gehirnfunktionen bei Kindern beeinträchtigen können. Im WWF-Bericht "Gefährdung unserer Kinder" wurden die neuesten Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen nicht in der Natur vorkommender chemischer Substanzen zusammengetragen. In seinem Bericht beklagt der WWF zudem, dass es immer noch keine gesetzlichen Bestimmungen gebe, um die potentiell gefährlichsten Substanzen allmählich aus dem Verkehr zu ziehen. Die Umweltorganisation fordert die Europäische Union auf, sich für eine entsprechende gesetzliche Regelung stark zu machen. Chemikalien mit neurotoxischen Auswirkungen sind im Alltagsleben überall vorhanden, so der WWF-Bericht. Hierzu gehören bromierte Flammschutzmittel in Elektroartikeln und Möbeln, polychlorierte Biphenyle (PCBs) in einigen Baumaterialien und alten Industrietransformatoren sowie durch industrielle Verfahren und Kraftwerke emittierte Dioxine. In der gesamten EU wurden als Folgen dieser Belastungen Symptome wie motorische Störungen, reduzierte Merkfähigkeit und ein niedrigerer IQ festgestellt, so der Bericht. "Es erscheint unbegreiflich, dass es immer noch keine Sicherheitsinformationen zu den meisten chemischen Substanzen gibt, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass Chemikalien die geistigen Fähigkeiten und die Intelligenz von Kindern negativ beeinflussen", erklärte der WWF in einer Stellungnahme. "Tatsächlich sind wir alle Teil eines globalen chemischen Experiments mit ungewissem Ausgang", fügte Gwynne Lyons, WWF-Expertin für Giftstoffe, hinzu. Die Veröffentlichung des Berichts erfolgt im Rahmen zunehmender Bedenken dahingehend, dass ein Zusammenhang zwischen chemischen Substanzen und dem gehäuften Auftreten von Behinderungen wie Autismus und dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) bestehen könne. Das noch in der Entwicklung befindliche Gehirn von Kindern reagiert besonders empfindlich auf die Einflüsse von Chemikalien. Da sich die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems vom Mutterleib bis zur Pubertät über einen langen Zeitraum erstreckt, können chemische Substanzen deren normale Entwicklung und Funktion in vielen Phasen des Lebens eines Kindes beeinflussen. Die Europäische Kommission betrachtet das gehäufte Auftreten von Entwicklungsstörungen und Lernbehinderungen inzwischen als "ernstes Problem für die öffentliche Gesundheit". Der WWF mahnt jedoch an, dass für die meisten am Markt erhältlichen Chemikalien keine ausreichenden Sicherheitsinformationen verfügbar seien, insbesondere im Hinblick auf die von ihnen möglicherweise hervorgerufenen Entwicklungsstörungen oder angeborenen Schädigungen. Die Umweltorganisation gibt an, dass viel zu wenig über die Toxizität der 70.000 auf dem Markt befindlichen Chemikalien für das Gehirn und das Nervensystem bekannt sei. Auch wenn es noch keine wissenschaftlich erhärteten Beweise gibt, gehen US-amerikanische Wissenschaftler davon aus, dass bis zu zehn Prozent aller neurologischen Verhaltensanomalien ganz oder teilweise durch toxische Substanzen verursacht werden. Dies könnte bedeuten, dass eine Exposition gegenüber chemischen Substanzen eine Vielzahl der Verhaltensanomalien und psychischen Störungen erklären könnte, die derzeit als Störungen mit unbekannter Ursache eingeordnet werden, erläutert der WWF. Die Kommission hat bereits auf die vorgebrachten Bedenken reagiert. Alarmiert durch die Art und Weise, in der sich Flammschutzmittel im menschlichen Körper anreichern, hat die Kommission die Hersteller der fraglichen Substanz Deca-BDE aufgefordert, die Emissionen zu senken. Schweden plant, die Substanz allmählich aus dem Verkehr zu ziehen, nachdem in Studien nachgewiesen wurde, dass Deca-BDE Verhaltensanomalien bei Mäusen verursacht. In Reaktion auf den WWF-Bericht erklärte Jan Royall, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Wales: "Die Europäische Kommission nimmt das Problem der Belastung mit chemischen Substanzen und den Schutz der menschlichen Gesundheit ernst. Die Studie des WWF zeigt, dass wir unbedingt mehr über die potentiellen Risiken wissen müssen, die mit der großen Vielzahl der heute am Markt befindlichen chemischen Substanzen verbunden sind." "Das aktuelle System liefert keine ausreichenden Informationen über die Auswirkungen auf dem Markt befindlicher chemischer Substanzen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Aus eben diesem Grund haben wir ein neues gesetzliches Regelwerk über Chemikalien vorgeschlagen. Bei der Erarbeitung dieses Vorschlags standen die Gesundheit und das Wohlergehen der Öffentlichkeit, insbesondere der Kinder, an erster Stelle. Gleichzeitig soll die künftige Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie in Europa gesichert werden. Wenn die neuen Regelungen verabschiedet werden, können ein Beitrag zum Gesundheits- und Umweltschutz geleistet und die Transparenz in der chemischen Industrie erhöht werden. Dabei obliegt es den MdEPs und den nationalen Regierungen, diese neuen gesetzlichen Bestimmungen anzunehmen, ein Schritt, zu dem wir dringend auffordern", fügte er in einem Interview mit IC Wales hinzu.