Führende Wirtschaftsvertreter legen Ministern KMU-Prioritäten dar
Bei einem Symposium am Vorabend der OECD-Ministerkonferenz über kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Istanbul, Türkei, am 3. Juni stellten führende Wirtschaftsvertreter ihre Botschaft an die Regierungen weltweit vor. Peter Fritz, einer der Vorsitzenden des Wirtschaftssymposiums der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), versicherte den Teilnehmern, dass diese Empfehlungen sich von denen anderer Tagungen unterscheiden werden: "Bei diesen Empfehlungen gibt es einen sehr wichtigen Punkt. Wir streben praktisch umsetzbare, langfristige Ergebnisse an. Beispielsweise möchten wir Unterstützung für Projektvorschläge", erklärte er. Einige Anliegen wurden sehr häufig wiederholt, um sicherzustellen, dass sie an die Minister weitergeleitet werden, wie z.B. die unterstützende Rolle der Regierung und die Notwendigkeit von Zusammenschluss und Kooperation sowie der Gewährleistung des Zugangs zu neuen Technologien, insbesondere den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), damit alle potentiellen Unternehmer von der Globalisierung profitieren können. "Wir brauchen eine Unternehmensstruktur, die mit der Unsicherheit fertig wird und in der Lage ist, Risiken einzugehen", erklärte Hauptredner Michael Klein, Weltbank Vize-Präsident für Privatsektorentwicklung und Chefökonom der International Finance Corporation (IFC). "Zudem brauchen wir eine Routine, eine bestimmte Vorgehensweise. Und wir benötigen einen Selektionsmechanismus, um die richtige Vorgehensweise zu erarbeiten." Klein betonte ferner, dass ein Gleichgewicht zwischen Kooperation und Wettbewerb gefunden werden müsse. Obgleich er KMU stark unterstütze, "hat es keinen Sinn, sie für ihre Kleinheit zu rühmen. Wir müssen sie vielmehr für ihre Leistung loben", fügte er hinzu. Peter Fritz nannte weitere Anforderungen. Er erklärte, dass folgende Punkte noch ausgearbeitet werden müssen: "Was sind immaterielle Investitionen?", "wie lässt sich Wissen messen?", und "wie kann die Sicherheit der Kommunikation gewährleistet werden?" Severi Kainälä, Mitglied des Ausschusses für Unternehmertum und KMU der UNICE (Union der europäischen Industrie- und Arbeitgeberverbände), stellte eine weitere Liste mit Empfehlungen für die nationalen Regierungen vor. Demnach sollen die Regierungen nicht nur die Investitionen in Forschung und Innovation erhöhen, sondern auch Anreize schaffen. Zudem empfahl er Unterstützungsmechanismen zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum und die Definition nationaler Innovationsstrategien. Kainälä forderte zudem die Regierungen auf, innovationsorientierte Forschung an Universitäten zu fördern, indem zunächst herausgefunden wird, welcher Bedarf in der Wirtschaft besteht und anschließend die Lehrpläne entsprechend angepasst werden und die Zusammenarbeit gefördert wird. Es haben jedoch nicht allein die Regierungen die Verpflichtung, die Wettbewerbsfähigkeit der KMU zu verbessern. Die häufigste Ursache für das Scheitern von KMU liegt nach Aussage von Stan Jeffery, Vorstandsvorsitzender des Ballarat University Technology Park in Australien, in Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gründern eines KMU. Neue Kleinunternehmen gingen oft aus einer Partnerschaft zwischen einem Ingenieur und einem Wirtschaftler hervor. Aufgrund der oft sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Erwartungen in diesen verschiedenen Sektoren "müssen die Rollenverteilung und die Beziehung zueinander von Anfang an festgelegt werden", erklärte er. Ein konkretes Ergebnis, auf das die Teilnehmer hoffen, ist die Unterstützung eines Vorschlags zur Einrichtung eines internationalen Netzwerks von Netzwerken, das den Namen REMTECH tragen soll, und zwar zunächst in der Sparte der Autoteilezulieferer. Die Türkei, Italien, Brasilien und Australien haben bereits eine Beteiligung an einem solchen Projekt zugesagt, weitere Länder zeigten ebenfalls Interesse, wie Ali Coskun, türkischer Minister für Industrie und Handel, erklärte. Jan Nahum, ehemaliger Vorsitzender des Geschäftsbereichs Internationale Entwicklung von Fiat in Italien, stellte die Initiative vor. Die Idee basiere auf dem türkischen Netzwerk Target, das geschaffen worden sei, um die Wettbewerbsfähigkeit der Türkei im Autoteilesektor durch die Bereitstellung neuer Technologien zu gewährleisten. Dabei sei die Vision die Einnahme einer weltweit führenden Position in diesem Sektor gewesen, die Methode die Entwicklung neuer Technologien, erklärte er. REMTECH würde all diejenigen KMU zusammenführen, die über viel Know-how verfügen, jedoch derzeit keinen Beitrag am Markt leisten. Das Netzwerk würde die Gesamtheit der Wertkette von Ingenieuren bis zu Lieferanten umfassen und eine doppelte Technologieschaffung vermeiden. Die einzelnen Länder verfügen bereits über eine Vielzahl von KMU-Netzen, erklärte Nahum. Hinter REMTECH stehe der Gedanke, diese Netze mit anderen Netzwerken in einem anderen Sektor, einem anderen Land oder beidem zu verbinden. Die Sparte der Autoteilezulieferer sei aufgrund der breiten Spanne an Disziplinen als Ausgangspunkt gewählt worden, der Vorschlag sehe jedoch ein flexibles Modell vor, das auf andere Sektoren übertragen werden könne, sofern diese in anderen Ländern als relevanter erachtet werden. "Derartige Netzwerke müssen gemanagt werden", erklärte Nahum. Er schlug daher die Einrichtung eines Managementbüros vor, das wie ein Sekretariat funktionieren solle. "Netzwerke können nicht sich selbst überlassen werden. Man muss in der Anfangsphase ihr Fortbestehen sicherstellen, und zwar so lange bis genug Partnerschaften entstanden sind, dass es allein überleben kann." Interessierte Parteien hoffen auf eine Absichtserklärung, der die Identifizierung der Kernpartner sowie die Aufstellung eines Geschäftsplans folgen würden.
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