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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Französischer Bericht: Europa muss den Entwicklungsländern helfen, von ihren im Ausland lebenden Wissenschaftlern zu profitieren

Laut einem Bericht, der auf Anforderung des französischen Außenministeriums erarbeitet und bei einer internationalen Tagung über die Abwanderung von Wissenschaftlern vorgestellt wurde, muss Europa die wissenschaftliche und technische Diaspora von "aus der südlichen Hemisphäre ...

Laut einem Bericht, der auf Anforderung des französischen Außenministeriums erarbeitet und bei einer internationalen Tagung über die Abwanderung von Wissenschaftlern vorgestellt wurde, muss Europa die wissenschaftliche und technische Diaspora von "aus der südlichen Hemisphäre stammenden Wissenschaftlern" fördern, um seine Politik der wissenschaftlichen und technischen Kooperation zu bereichern. Einer der Schlüssel zum Erreichen des Ziels von Lissabon (die EU soll bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaft werden), liegt darin, Forscher aus Drittländern nach Europa zu locken. Da jedoch zehn Prozent aller afrikanischen Studenten in OECD-Ländern studieren, befinden wir uns bereits in einer Situation, in der Intellektuelle der südlichen Erdhalbkugel zur Entwicklung der nördlichen Halbkugel beitragen, so der Bericht mit dem Titel "Wissenschaftliche Diaspora". "Wenn man weiß, dass das wissenschaftliche und technische System in Afrika in Schutt und Asche liegt", erklärte Jean-Baptiste Meyer vom IRD (Institut de Recherche pour le Développement), "kann man nicht einfach zusehen. Es stellen sich zu viele deontologische und ethische Fragen." Die Lösung, fügte Meyer hinzu, liege in der Globalisierung des intellektuellen Austauschs. Die Kooperation müsse ausgeglichener werden und sowohl dem Süden als auch dem Norden Vorteile bringen. "Der Staat muss die Entwicklung von geistigem Kapital in ärmeren Ländern unterstützen", erklärte Meyer. Laut Bericht variiert der Anteil der im Ausland lebenden und in einem Gastland arbeitenden Studenten aus Ländern der südlichen Hemisphäre von Land zu Land, ist jedoch immer recht hoch. Rund zwei Drittel der qualifizierten, im Ausland lebenden Wissenschaftler, insbesondere diejenigen, die im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) tätig sind, kommen zunächst als Studenten in das jeweilige Gastland. Außerdem wird in dem Bericht festgestellt, dass der Anteil der im Ausland lebenden Studenten in Afrika wesentlich höher ist als in anderen Teilen der Erde. Tatsächlich studieren zehn Prozent aller afrikanischen Studenten im Ausland. Frankreich stellt mit 34% das beliebteste Gastland für afrikanische Studenten dar, gefolgt von den USA, dem Vereinigten Königreich und Deutschland mit jeweils 13 Prozent. In Frankreich stammen 75 Prozent der aus Entwicklungs- und Schwellenländern kommenden Studenten aus Afrika. 12 Prozent aller in Frankreich vergebenen PhD-Grade gehen an afrikanische Studenten. Darüber hinaus wird die Zahl der Wissenschaftler und Ingenieure aus der südlichen Hemisphäre, die im Bereich F&E in der EU, in Japan und den USA arbeiten, auf etwa 600.000 geschätzt. In Anbetracht der Tatsache, dass es 1,8 Millionen wissenschaftliche und technische Arbeitskräfte in den Entwicklungsländern gibt, bedeutet dies, dass ein Drittel aller Wissenschaftler und Ingenieure aus der südlichen Hemisphäre auf der nördlichen Erdhalbkugel arbeitet. Im speziellen Fall von Afrika schätzen die Experten, dass mehr als ein Drittel der hochqualifizierten Humanressourcen im Ausland lebt, und dieser Trend scheint sich noch zu verstärken. Die Entwicklungsländer, die sich schon lange Sorgen hinsichtlich der negativen Folgen des "Brain-Drain"-Phänomens machen, sind angesichts dieser Tendenz beunruhigt. Sie müssen zusehen, wie diejenigen Wissenschaftler, die in der Heimat zum Aufbau nationaler Eliten und zur Schulung des Führungspersonals, der Humanressourcen sowie der arbeitenden Bevölkerung gebraucht würden, ins Ausland abwandern. Zunächst verlassen diese Menschen das Land, um ihre Ausbildung weiterzuführen, doch viele kehren nie wieder zurück. Internationale Organisationen beobachten diesen Trend ebenfalls mit Sorge, da sie wissen, dass die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zum großen Teil von der Verfügbarkeit ausgebildeten Humanpotentials abhängig ist. Und genau aus diesem Grund hat die französische Regierung den genannten Bericht angefordert, der von einem Expertengremium erarbeitet wurde, dessen Mitglieder sowohl von der südlichen als auch der nördlichen Erdhalbkugel stammen. Das Gremium fand heraus, dass "im Ausland lebende Wissenschaftler in der besten Position zu sein scheinen, wesentliche Entwicklungsprobleme für ihre jeweilige Gesellschaft zu identifizieren und auf der Tagesordnung der Gastländer weiter nach oben zu bringen. Es ist wichtig, diese Kooperation zu organisieren, die Initiativen der im Ausland lebenden Wissenschaftler zu fördern, ohne sie zu ersetzen, und sicherzustellen, dass die Kooperation nicht zum Vorteil einiger weniger Vermittler in der Diaspora missbraucht wird." Laut Bericht haben sich im Ausland lebende Ingenieure und Wissenschaftler aus Ländern der südlichen Halbkugel, die im Norden arbeiten, in den vergangenen Jahren zusammengeschlossen, um einander gegenseitig Hilfe und Informationsaustausch anzubieten, jedoch auch, um den Einrichtungen und Wissenschaftlern in ihrer Heimat zu helfen. Die Experten stellten sich daher die Frage, ob dieser Brain-Drain, der von keinerlei Präventivmaßnahme aufgehalten werden konnte, vielleicht gar nicht so negativ ist, wie ursprünglich angenommen wurde. Tatsächlich hatte man den Eindruck, dass die Abwanderung von Wissenschaftlern durch diesen inoffiziellen jedoch vorhandenen Input an die jeweiligen Heimatländer wieder ausgeglichen wird. Im Ausland lebende Bürger können über die Diaspora auf verschiedenartige Weise zur Entwicklung ihrer Heimatländer beitragen. Durch den Aufbau von Verbindungen zum Privatsektor im Gastland können sie als effiziente Botschafter fungieren, die die Interessen des Wissenschaftssektor ihres Heimatlands vertreten. Indem sie über den aktuellen Stand der Entwicklungen in ihrem Heimatland sowie den dortigen Bedarf informiert bleiben, können sie entsprechende wissenschaftliche Informationen, Bewerbungen für öffentliche Ausschreibungen, Bücher usw. in ihr Heimatland senden. Eine andere Form der Unterstützung besteht in der Lehrtätigkeit. Ältere Auswanderer nehmen jüngere Wissenschaftler aus ihrem Heimatland in ihren Laboratorien im Gastland auf oder kehren als Fachdozenten, die im Heimatland fehlen, dorthin zurück. Die Einrichtung von Projekten oder Joint Ventures stellt ebenfalls eine sinnvolle Form der Kooperation dar. Diasporamitglieder können auch Expertenausschüssen beitreten und sich die Prüfverfahren in nationalen Einrichtungen genau ansehen. Somit tragen sie zur Zukunft der Wissenschaft in ihrem Land bei. Frankreich und die europäischen Länder werden daher in dem Bericht aufgefordert, die Diaspora-Option anzunehmen und auf innovative Weise zu entwickeln. Sie sollte "auf besonders flexiblen Formen der Unterstützung in Kombination mit einer regelmäßigen Bewertung basieren", erklärte das Expertengremium. "Was gebraucht wird, ist eine Politik, die den Akteuren in den Gast- und Heimatländern mehr Befugnisse verleiht, anstatt sie zu ersetzen." Im Bericht wird der Vorschlag geäußert, neben den Wirtschaftsinkubatoren einen "Inkubator" für die wissenschaftliche und technische Diaspora einzurichten. Der Vorschlag sieht vor, "im Ausland lebende Studenten zu beobachten und einen Platz zu schaffen, an dem aus der südlichen Hemisphäre stammende Wissenschaftler Supportleistungen für die in der Entwicklung befindliche Diaspora erhalten können. Mit einem "Inkubator" dieser Art wäre es möglich, Wissens- und Informationsdatenbanken zu fördern, die genaue Angaben zu den in jedem Land und unter den ausgewanderten Wissenschaftlern verfügbaren Kompetenzen bieten, zu möglichen Laufbahnen für junge, in der Ausbildung befindliche Menschen sowie zu fortlaufenden Forschungsprojekten, die für Akteure im Heimat- und Gastland zugänglich sind." "Es scheint Raum für eine neuartige, fortschrittliche Politik vorhanden zu sein. Die Diaspora stellt einen vielversprechenden Vektor für die wissenschaftliche und technische Kooperation dar; sie wird heutzutage jedoch zu wenig genutzt, und eine solche Politik könnte dieses Problem beheben", schließt der Bericht.

Länder

Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich