Erste Verleihung der EURYI Awards wird Abwanderung von Wissenschaftlern ins Gegenteil umkehren, so die Veranstalter
Die ersten Preisträger der European Young Investigator (EURYI) Awards wurden am 29. Juli in Brüssel ausgezeichnet. 25 erstklassige Nachwuchswissenschaftler erhielten für die nächsten fünf Jahre Fördergelder von bis zu 1,25 Millionen Euro, um ihre eigenen Forschungsteams in Europa aufzubauen. Die EURYI Awards sind eine gemeinsame Initiative der European Heads of Research Councils (EUROHORCs) und der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS), die von der Europäischen Kommission unterstützt wird. Das Programm bündelt erstmals die Ressourcen nationaler Forschungsorganisationen in einem gemeinsamen Projekt auf der Grundlage einer offenen Ausschreibung. Der Preis steht Wissenschaftlern aus der ganzen Welt offen. Die Preisvergabe erfolgt allein anhand wissenschaftlicher Qualität; Faktoren wie Nationalität oder potentieller wirtschaftlicher Nutzen der Forschungsarbeiten werden nicht berücksichtigt. Die Veranstalter sind der Meinung, dass das Programm dazu beitragen wird, die Abwanderung erstklassiger Wissenschaftler aus Europa zu stoppen und ins Gegenteil umzukehren. Auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Awards und Bekanntgabe der Preisträger erklärte Professor Ernst-Ludwig Winnacker, Vorsitzender der EUROHORCs und Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft: "Dies ist eine wichtige Veranstaltung für die Forschung in Europa und für den Europäischen Forschungsraum [EFR]. Der EFR muss alle umfassen - nicht nur EU-Fördermittel, sondern auch eine Finanzierung über die nationalen Forschungsräte - und diese Preise sind das bislang bedeutendste Beispiel für diese Art der Zusammenarbeit." Professor Winnacker erläuterte, dass die Preisvergabe in erster Linie auf der Grundlage wissenschaftlicher Erstklassigkeit erfolge, jedoch auch andere Faktoren eine Rolle spielen: "Wir legen Wert auf eine solide wissenschaftliche Laufbahn, auf das Potential des betreffenden Wissenschaftlers, weltweit eine Spitzenstellung einzunehmen, auf bahnbrechende Forschungsarbeiten und auf das Potential, die europäische Forschung auf globaler Ebene voranzubringen", fügte er hinzu. Die Begutachtung und Endauswahl der 800 eingereichten Anträge erfolgte in zwei Schritten: Auf der ersten, nationalen Stufe begutachteten die jeweils zuständigen Forschungsförderorganisationen die Anträge der Bewerber, die im betreffenden Land ihre Forschungsteams aufbauen möchten. "Die nationalen Forschungsräte sind Experten bei der Begutachtung wissenschaftlicher Vorschläge und haben in diesem Bewertungsprozess ihre gesamte Erfahrung in die Waagschale geworfen", so Professor Bertil Andersson, Geschäftsführer der EWS. 130 Kandidaten, die in dieser ersten Stufe erfolgreich waren, erreichten das gemeinsame Auswahlverfahren auf europäischer Ebene, das von einer Gruppe hochrangiger Wissenschaftler durchgeführt wird, zu der unter anderem Nobelpreisträger Tim Hunt, Frank Gannon in seiner Eigenschaft als Geschäftsführender Direktor der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO) und die Generaldirektorin der Europäischen Südsternwarte Catherine Cesarski gehören. "Wir möchten die besten Wissenschaftler auszeichnen, deshalb brauchen wir auch die besten Wissenschaftler, um die Anträge zu bewerten", erklärte Professor Andersson. Als Ergebnis des Begutachtungsprozesses wurden die ersten 25 EURYI-Preisträger ermittelt. Jeder von ihnen erhält in den kommenden fünf Jahren Fördermittel von bis zu 1,25 Millionen Euro, um ein Team aufzubauen und die Forschungsarbeit voranzutreiben. Die Veranstalter verwiesen darauf, dass die Höhe der Preisgelder mit dem Nobelpreis vergleichbar sei. Professor Andersson geht davon aus, dass dies nicht die einzige Wechselwirkung der beiden Preise sein dürfte: "Ich möchte nicht ausschließen, dass einer der diesjährigen EURYI-Preisträger in Zukunft einen Nobelpreis gewinnen wird - ich kann natürlich nichts versprechen, aber ein Blick auf die ausgezeichneten Bewerber stimmt mich für die Zukunft mehr als optimistisch." Die Liste der Preisträger lässt klar erkennen, dass die von den Veranstaltern verfolgten Grundsätze der offenen Ausschreibung und wissenschaftlichen Erstklassigkeit ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Länder wir Großbritannien oder Frankreich sind beispielsweise kaum vertreten, während gleichzeitig zehn Preisträger aus Spanien und den Niederlanden stammen. "Viele Länder, die Geld in den [mit 5,2 Millionen Euro pro Jahr ausgestatteten] Fonds eingezahlt haben, werden in diesem Jahr keine Preisträger vermelden können, was glücklicherweise kein Problem darstellt. Wissenschaft ist nicht der geeignete Schauplatz für nationalistischen Wettbewerb - den sollten wir lieber den Athleten in Athen in diesem Sommer überlassen", erklärte Professor Andersson. Angesichts des besonderen Werts, der auf die Zugänglichkeit des Preises für Wissenschaftler aus der ganzen Welt gelegt wurde, fragte CORDIS News Professor Winnacker, ob die Tatsache, dass alle außer einem Preisträger aus Europa kommen, auf den noch relativ geringen Bekanntheitsgrad der Awards auf globaler Ebene zurückzuführen sei. "Es stimmt, dass die Preise in diesem Jahr erstmalig verliehen wurden und es sicher einige Jahre dauern wird, bis sie voll etabliert sind. Allerdings stammen zwar die meisten Preisträger aus Europa, haben aber in der Mehrzahl einige Zeit in den USA verbracht oder sind gerade erst von dort zurückgekehrt", erläuterte er und wies somit indirekt darauf hin, dass sich die Abwanderung von Wissenschaftlern aus Europa allmählich in ihr Gegenteil umkehre. Die offizielle Preisverleihung zur Präsentation der Preisträger und ihrer Forschungsprojekte vor einem breiteren Publikum findet im August während des EuroScience Open Forum (ESOF) in Stockholm statt und wird den Bekanntheitsgrad der Preise auf internationaler Ebene steigern. "Die EURYI Awards werden Erfolgsgeschichte schreiben, dessen bin ich mir sicher", schloss Professor Winnacker.