Kommission erklärt Fußball-Content für neue Medienplattformen zum Wettbewerbsziel
Laut EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti liegt der einzige Weg, die europäischen Bürger davon zu überzeugen, in Mobiltelefone und andere mobile Internettechnologien der dritten Generation (3G) zu investieren, in der Verfügbarkeit attraktiver Funktionen und Dienste wie z.B. Fußball-Highlights. Monti wandte sich in einem Seminar über den Zugang zu audiovisuellem Content und die Entwicklung neuer Medien im Juli in Brüssel an die Akteure. In seiner Rede legte er den Schwerpunkt auf die Rolle, die attraktiver Content bei der Entwicklung neuer Medienmärkte spielen könne, und stellte heraus, wie die Kommission mit ihrer Wettbewerbspolitik versuche, gesundes und schnelles Wachstum in diesem Sektor zu erleichtern. "Es ist klar [...] dass elektronische Kommunikationsnetze zwar ein enormes Potential besitzen, es jedoch trotzdem noch eine Kluft zwischen diesem Potential und der in der Realität verzeichneten Nachfrage nach neuen Produkten gibt", erklärte Monti. Er fügte hinzu, dass das Wachstum im Sektor Neue Medien vor allem vom Einsatz von 3G-Netzwerken sowie der Verfügbarkeit internetbasierter Handgeräte abhänge, der Zugang zu attraktivem Content wie Fußball-Highlights jedoch ebenfalls ausschlaggebend sei. "Die Verbraucher werden nur in die dritte Generation der Mobiltelefone investieren [...] wenn ihnen neue attraktive Funktionen geboten werden, wie z.B. die Möglichkeit, das Tor ihres Lieblingsspielers bei der Europameisterschaft zu sehen, auch wenn sie das Spiel nicht live verfolgen können", führte der Kommissar an. Ein Schlüsselfaktor hierfür sind jedoch die Einstellung und das Verhalten derjenigen Akteure, die derzeit den attraktivsten Content kontrollieren. Die Kommission hat daher bereits Untersuchungen eingeleitet, um die Situation zu beurteilen. "Unsere Prüfung, die sich auf die Verfügbarkeit von Rechten an größeren Sportveranstaltungen, insbesondere Fußball, konzentriert, hat bisher eine im Allgemeinen negative Einstellung vonseiten der relevanten Akteure hinsichtlich der Bereitstellung von Premium-Content für die Lieferung über nicht traditionelle Plattformen ergeben", erklärte Monti. Dieses Verhalten könnte mit den europäischen Wettbewerbsvorschriften unvereinbar sein, warnte er. Obgleich die Kommission bereits Maßnahmen in bestimmten Bereichen ergriffen hat, um beispielsweise sicherzustellen, dass Rechte für die mobile und Internetübertragung von Champions League-Spielen vonseiten der UEFA bereitgestellt werden, bleiben viele Hindernisse bestehen. Monti würde gerne die Entwicklung eines umfassenderen und schnelleren Interventionsverfahrens bei der Anwendung der Wettbewerbsvorschriften sehen. Er gab zwei Gründe an, warum schnelles Handeln angesichts des wettbewerbsfeindlichen Verhaltens so notwendig sei, insbesondere in neu entstehenden Märkten wie z.B. der 3G-Mobiltechnologie: "Erstens sind neue Märkte von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Wirtschaft. Ihr ungehindertes Wachstum ist eine wesentliche Voraussetzung für die Fähigkeit Europas, sich auf den zunehmend internationalisierten Märkten zu behaupten." Monti führte weiter aus: "Der zweite Grund für diesen Schwerpunkt ist der, dass auf neuen Märkten das Risiko bestimmter Wettbewerbshemmnisse herrscht, denn in vielen Fällen bildet Innovation eine Herausforderung für bestehende Technologien und/oder Verfahren. Dadurch werden neue Player und etablierte Firmen gegeneinander gestellt. Derartige Konfigurationen schaffen offenbar Anreize für die etablierten Firmen, zu versuchen, die neue Dynamik auf dem Markt zu blockieren oder einzuschränken, um ihre Position auf Kosten der Innovatoren zu erhalten." Um solche Probleme zu lösen, setzt die Kommission ein Instrument ein, das als die Sektorprüfung bekannt ist. Bei derartigen Prüfungen wird nicht nur tief im Inneren eines bestimmten Sektors ermittelt, d.h. das rechtliche Umfeld, die Geschäftsstrategien, Verträge, technischen Elemente sowie finanziellen Bedingungen untersucht, sondern sie ermöglichen auch die Verbreitung der Ergebnisse, um Diskussionen unter den Akteuren anzuregen. "Eine so umfassende Betrachtung ist ein wichtiger Schritt bei der Definition, welche Grundsätze für einen bestimmten Sektor Anwendung finden sollten", erklärte Monti. Er schloss seine Rede mit dem Versprechen, dass die Kommission die Marktentwicklungen beobachten und handeln werde, wo immer sie ein wettbewerbsfeindliches Verhalten feststellen könne. "Die Verfügbarkeit attraktiven Contents - insbesondere von Sportrechten, jedoch auch Musik- und Filmrechten und allem anderen, das in Zukunft als attraktiver Content gilt - wird weiterhin gründlich mithilfe aller wirkungsvollen rechtlichen Mittel, die uns dank der kürzlich erfolgte Modernisierung der Antitrust-Vorschriften zur Verfügung stehen, geprüft", erklärte er abschließend.