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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Fachleute fordern dringend Veränderungen in den europäischen Politiken für Wirtschaft, F&E und Bildung

"Europa braucht eine schnelle und vollständige Reform seines Wirtschaftsmodells, wenn es mit dem Integrationsprozess fortfahren möchte", so die Botschaft zweier Verfasser des berühmten Sapir-Reports mit dem Titel "An agenda for a growing Europe - making the EU economic system ...

"Europa braucht eine schnelle und vollständige Reform seines Wirtschaftsmodells, wenn es mit dem Integrationsprozess fortfahren möchte", so die Botschaft zweier Verfasser des berühmten Sapir-Reports mit dem Titel "An agenda for a growing Europe - making the EU economic system deliver" anlässlich der ESOF-Konferenz 2004. In dem Bericht, der von scheidenden Kommissionspräsident Prodi in Auftrag gegeben und letztes Jahr veröffentlicht wurde, drängen die Professoren André Sapir und Philippe Agion auch auf höhere Investitionen in Forschung und höhere Bildung sowie auf die Schaffung einer europäischen Agentur für Wissenschaft und Forschung. "Die oberste Priorität der EU muss Wachstum sein", sagte André Sapir auf der Konferenz und erinnerte die Zuhörer daran, dass die Kluft bezüglich des Wachstums zwischen der EU und der USA immer breiter wird. "Die Konvergenz zwischen Europa und der USA ist seit 30 Jahren beendet", erklärte Professor Sapir. "Heute beträgt die Wachstumsrate in der EU 2 Prozent verglichen mit 3,4 Prozent in den USA. Diese geringe und abnehmende Wachstumsrate ist ein Symptom für unser Versäumnis, uns an Globalisierung und technologischen Wandel anzupassen." Professor Sapir erklärte, dass die erfolglosen Bemühungen der EU, sich in eine innovationsgestützte Wirtschaft zu verwandeln, dem Versäumnis zuzuschreiben sind, eine Reihe wesentlicher Elemente zu fördern, nämlich Zugang neuer Akteure zur Wirtschaftsszene, Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb und zwischen Firmen, Weiterbildung von Arbeitskräften, externe Finanzierung von Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie höhere Bildung. Professor Sapir warnte, dass der europäische Integrationsprozess in Gefahr ist, wenn die europäischen Regierungen nicht erkennen, dass Wachstum eine Bedingung sine qua non für die Nachhaltigkeit des europäischen Sozialmodells und für den Erfolg derzeitiger und künftiger Erweiterungen ist. Er fügte hinzu, dass die Agenda von Lissabon ein guter Versuch zur Korrektur der Mängel in Europa war. Doch obwohl die Ziele ehrgeizig genug sind, fehlen ausreichend ehrgeizige Mittel. "Es gab zu viele Ziele mit schwachen Methoden und Instrumenten", erläuterte Professor Sapir. "Europa muss sich auf ein einziges Ziel - Wachstum - konzentrieren." Professor Sapir betonte, dass die EU an den zwei wichtigsten Unterschieden zur USA arbeiten sollte, nämlich Effizienz der Produkt- und Faktorenmärkte, insbesondere der Arbeits- und der Kapitalmärkte, und Investitionen in F&E sowie höhere Bildung. "Wir müssen den Binnenmarkt vor allem bei den Finanzdiensten ergänzen und ihn zu einem dynamischen Binnenmarkt machen." "Wir müssen mehr Geld für unsere Zukunft ausgeben und es besser ausgeben", fügte er hinzu. Professor Sapir forderte darüber hinaus eine drastische Umstrukturierung des EU-Haushalts durch Senkung des derzeitigen Haushalts für die Landwirtschaft und durch Steigerung des Haushalts für Wirtschaftswachstum um 600 Prozent. "Mit diesen zusätzlichen Mitteln, die die EU aus dem Haushalt für Landwirtschaft bekäme, könnten drei Fonds gebildet werden: der Wachstumsfond für die EU allgemein, der Konvergenzfond für Länder mit niedrigem Einkommen und der Umstrukturierungsfonds für die betroffenen Länder." "Der derzeitige Haushalt der EU ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Er ist einfach nicht vorausschauend genug. Wenn Lissabon Priorität hat, müssen wir rational handeln und die erforderlichen Mittel und Instrumente für die Verwirklichung der Ziele von Lissabon bereitstellen." "Lissabon ist ein vorausschauender Prozess. Auch wir müssen vorausschauend sein", erklärte der Professor. Philippe Agion, Professor an der Universität Harvard, unterstrich, dass Europa seine Ausgaben auf höhere Bildung und nicht wie bisher auf Primär- und Sekundarschulwesen fokussieren muss. "Je mehr Sie in höhere Bildung investieren, desto mehr steuern Sie auf Innovation und Wachstum zu", erklärte er und wies darauf hin, dass in den USA derzeit anderthalb Mal so viele Menschen eine höhere Ausbildung abschließen als durchschnittlich in der EU. Professor Agion sagte: "Wir haben als Imitatoren [der USA] gehandelt, nun müssen wir Innovatoren werden." Auch Professor Agion wiederholte die Forderung nach einer Europäischen Agentur für Wissenschaft und Forschung nach dem Modell der National Science Foundation (NSF) in den USA und auf der Grundlage von vier Grundsätzen. "Um Erfolg zu haben, muss diese Agentur ein Bottom-up-System mit einem einzigen Auswahlkriterium sein: Exzellenz, um die Korruption des Systems zu verhindern. Darüber hinaus sollte sie sich auf die Peer-Bewertung stützen, und die Auswahl von Bewertungsfaktoren, die auf Rang und wissenschaftlichem Ruf basieren, sollten transparent und öffentlich sein", meinte Professor Agion. Zum Abschluss erklärte er, dass Europa dem Beispiel der NSF folgen und gleichermaßen in angewandte Forschung und Grundlagenforschung investieren sollte.