BONDSHIP-Projekt soll für umweltfreundlichere und wettbewerbsfähigere Werften in Europa sorgen
Bei einer durch die EU finanzierten Forschungsinitiative wurde ein neues Verfahren zur Zusammenfügung leichter Materialien im Schiffsbau entwickelt, dessen Entdecker der Ansicht sind, dass es die Werften in Europa wettbewerbsfähiger und umweltfreundlicher machen wird. Derzeit werden im Schiffsbau standardmäßig Schweißverfahren angewandt, um leichte Materialien wie z.B. Aluminium zusammenzufügen. Durch den Übergang zu Klebeverfahren glauben Forscher jedoch, die Herstellungs- und Betriebskosten von Schiffen signifikant reduzieren sowie willkommene Umweltvorteile erzielen zu können. Das über eine Laufzeit von drei Jahren angelegte BONDSHIP-Projekt erhielt Fördermittel in Höhe von 4,6 Millionen Euro unter dem GROWTH-Programm des Fünften Rahmenprogramms (RP5) der EU. Das wichtigste Ergebnis dieser Initiative ist die Schaffung detaillierter Richtlinien für Produktion, Montage, Prüfung und Reparatur von Klebeverbindungen im Schiffsbau. Vor dem Erzielen dieser Ergebnisse führten die 13 Projektpartner allerdings Studien durch, die das Sparpotential ihrer Verfahren bestätigen sollten. Aus diesen Studien ging hervor, dass das Kleben von Trägern, Aussteifungen und anderen Befestigungen im Vergleich zu Schweißverfahren zu Kostenersparnissen von schätzungsweise wenigstens 20 Prozent beim Bau großer Passagierschiffe und von 25 bis 30 Prozent bei großen Patrouillenbooten führen könnte. Bei schnellen Passagierfähren liegt ein weiterer Vorteil der Klebeverfahren in einer Reduzierung des Gesamtgewichts um 4,5 bis 9 Tonnen, was über einen Zeitraum von 20 Jahren 8.000 bis 16.000 Tonnen Dieselkraftstoff sparen könnte. "Klebeverfahren werden beträchtliche Auswirkungen auf den derzeit üblichen Schiffsbau bei Passagierschiffen haben", glaubt Ajay Kapadia vom Projektkoordinator VT Composite Technology Centre. "Sie werden zukünftige Entwicklungen auslösen, die weit über den Projektrahmen hinausgehen, da sie neue Möglichkeiten für alle Arten des modularen Baus eröffnen." Kapadia erwartet außerdem wesentliche Vorteile für die Umwelt: "Eine mittelgroße Werft produziert jährlich schätzungsweise 60 Tonnen Schweißschlacke, die als Sondermüll gilt und kontrolliert entsorgt werden muss." Durch das Ersetzen der Schweißverfahren durch Klebeverfahren würde diese Quelle der Umweltverschmutzung beseitigt. Zudem würde die verbreitete Annahme dieser Verfahren zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen, da viele mit dem Schweißen verbundene ermüdende und sich wiederholende Aufgaben entfallen, wie z.B. Schleifen und Schmirgeln. Gleichzeitig würden die durch Schwebeteilchen in der Luft verursachten Gesundheitsgefahren minimiert. Schweißdämpfe und die durch die Schweißhitze entstehende Brandgefahr würden ebenfalls ausgeräumt. Nachdem die BONDSHIP-Partner die gewünschten Ergebnisse erzielt haben, wollen sie diese nun bei ihrer täglichen Arbeit anwenden und als Basis für neue oder verbesserte Produkte und Leistungen nutzen. "BONDSHIP ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Finanzierung unter dem Rahmenprogramm dafür genutzt wird, Fachkenntnisse aus der gesamten EU einzubringen, um unsere Industrien wettbewerbsfähiger zu machen", erklärte der britische National Contact Point (NCP) für Seeverkehr Cliff Funnell. "An dem Projekt waren 13 Partner aus sieben Mitgliedstaaten und assoziierten Staaten beteiligt. Die Ergebnisse kommen Schiffsbauern und Unternehmen in anderen Baubranchen zugute."