COST feiert 30jähriges Bestehen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in Europa
Nach Aussage des ehemaligen Forschungskommissars und derzeitigen MdEP Philippe Busquin ist Zusammenarbeit erforderlich, um den Europäischen Forschungsraum (EFR) zu stärken, auch wenn es keine allgemeingültige Formel für die Struktur der wissenschaftlichen Zusammenarbeit gibt. Ein zweifelsohne sehr erfolgreiches Modell ist das COST-Programm (Cooperation in the Field of Scientific and Technical Research) für Zusammenarbeit im Bereich der wissenschaftlichen und technischen Forschung, dessen 30jähriges Bestehen am 30. November in Brüssel gefeiert wurde. COST war das erste Instrument für wissenschaftliche Zusammenarbeit in Europa und gilt als Vorgänger der Europäischen Wissenschaftsstiftung (EWS) und der EU-Rahmenprogramme. Francesco Fedi, Vorsitzender des COST-Ausschusses Hoher Beamter, erklärte, der Erfolg von COST als Instrument sei auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: den Bottom-Up-Ansatz, bei dem Wissenschaftler neue sog. "COST-Aktionen" vorschlagen; die maßgeschneiderten Teilnahmeregeln, über die sichergestellt werde, dass nur die an einer Maßnahme wirklich interessierten Länder teilnehmen; die Offenheit und Fairness des Programms, durch die Wissenschaftler aus aller Welt kooperieren können, sowie die flexiblen und reaktionsschnellen Managementstrukturen. "COST bildet einen anpassungsfähigen und flexiblen Rahmen für die Kooperation erstklassiger Wissenschaftler", erläuterte Professor Fedi. Zu den 19 europäischen Staaten, die das Programm gegründet haben, sind inzwischen 16 weitere Länder hinzugekommen. Das Programm wird unter den Rahmenprogrammen finanziert. Aus dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) stehen Fördermittel in Höhe von 50 bis 80 Millionen Euro für COST zur Verfügung. COST-Aktionen sind ein Netzwerk koordinierter nationaler Forschungsprojekte mit Beteiligung von mindestens fünf Ländern. Es werden neue Kontakte zwischen wissenschaftlichen Teams eingerichtet, die im gleichen oder in ähnlichen Bereichen tätig sind. Zu diesem Zweck werden Fördermittel für Netzwerkaktivitäten, Publikationen, Schulungen und kurze Wissenschaftleraustauschprogramme bereitgestellt. Auch wenn 20 Millionen Euro pro Jahr als ein relativ bescheidenes Budget erscheinen mögen, weisen die Befürworter von COST darauf hin, dass die über COST-Aktionen geförderten Projekte derzeit nationale Fördermittel in Höhe von schätzungsweise mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr erhalten. Nach Aussage von Professor Fedi konnten über COST "wissenschaftlich bedeutsame Ergebnisse mit Tausenden von Publikationen in den führenden Fachzeitschriften weltweit" erzielt werden. "COST hat auch zur Wettbewerbsfähigkeit Europas beigetragen. So wurde beispielsweise die Entwicklung des GSM-Standards über eine COST-Aktion gefördert", erläuterte er. Professor Fedi ist ferner überzeugt, dass COST beim Aufbau des EFR eine Rolle gespielt hat und erklärte, dass sich aus früheren COST-Aktionen zahlreiche Exzellenznetzwerke entwickelt haben, darunter allein sechs im Bereich Telekommunikation. Bertil Andersson, Geschäftsführer der EWS, betrachtet COST als Schwesterorganisation der Europäischen Wissenschaftsstiftung. "Sowohl COST als auch die EWS sind Netzwerkstrukturen, die sich auf qualitativ hochwertige europäische Forschung konzentrieren und deren Markenzeichen die Zusammenarbeit ist", erklärte er. Europa müsse im globalen Forschungszusammenhang gemeinsam auftreten und handeln, so Professor Andersson, und hierzu sei nicht nur Wettbewerb, sondern auch eine verstärkte Zusammenarbeit erforderlich. Um eine solche zu erreichen, schlug er "weltweite COST-Aktionen" als ein mögliches Instrument vor. "In diesem Jahr bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass [COST und die EWS] unterschiedliche Stärken aufweisen und daher synergetisch zusammenarbeiten müssen. [...] COST sollte meiner Meinung nach seine Aktivitäten im Bereich der Vernetzung von Wissenschaftlern ausbauen, während die EWS sich auf die Vernetzung nationaler Förderorganisationen konzentrieren sollte. Dies würde einer Kombination aus einem Bottom-Up- und einem Top-Down-Ansatz entsprechen", schloss Andersson. Mit Blick in die Zukunft begrüßte Professor Fedi die Bestätigung des COST-Programms durch den Ministerrat und die an die Kommission gerichtete Aufforderung, ihre Verbindungen zu diesem Programm zu intensivieren. Fedi geht davon aus, dass COST auch weiterhin zum Aufbau des EFR beitragen wird. Bezugnehmend auf die aktuellen Diskussionen um die zukünftige Forschungsförderung durch die EU wies Professor Fedi darauf hin, dass COST unter allen sechs Kernbereichen einen Beitrag leisten könne, insbesondere bei der Vernetzung nationaler Programme und Forscher. Professor Fedi schloss seine Ausführungen mit dem Hinweis auf das hohe Ansehen, welches das Programm in der europäischen Wissenschaftsgemeinschaft genieße, und zitierte in diesem Zusammenhang eine Reaktion aus unbekannter Quelle auf die Bewertung von COST-Aktionen durch einen Expertenausschuss: "Wenn es COST nicht bereits gäbe, müsste man es erfinden."