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The Representation of External Threats in the Configuration of Spanish Power in the Philippines (1600-1800)

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Neue Forschung offenbart, was hinter dem Prinzip „teile und herrsche“ steckt

Die Wahrnehmung eines Feindes oder einer Gefahr von außen kann dazu beitragen, den Gruppenzusammenhalt zu stärken – dieser Faktor wurde über die Jahrhunderte hinweg von den Anführern ausgenutzt. Nun hat ein EU-Projekt dieses Phänomen untersucht, um zu einem besseren Verständnis von Machtstrukturen im kolonialen Umfeld und der Mechanismen der politischen Kommunikation insgesamt beizutragen.

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„Teile und herrsche“ ist ein Prinzip, das so alt wie der Konflikt zwischen den Menschen selbst ist. Aber wie funktioniert das in der Praxis und worin bestehen heute die Konsequenzen? Ein von der EU unterstütztes Projekt hat den Fall der von der Spaniern kolonialisierten Philippinen betrachtet, wobei man Chroniken und Berichte aus dem 17. und 18. Jahrhundert als Quellen heranzog, um eine klarere Vorstellung davon zu bekommen, wie eine Bedrohungswahrnehmung gefördert und ausgenutzt werden kann. Man hat einen Blick auf die Wurzel dessen geworfen, was heute immer noch das „Moro-Problem“ genannt wird. Gemeint sind die Zusammenstöße zwischen Muslimen und Christen im Süden der Philippinen. Dr. Eberhard Crailsheim, einer der Forscher des Phil-Threats-Projekts, erklärt: „Unsere Forschung zeigt, wie die Darstellungen der ‚Moro-Gefahr‘ zum Zusammenhalt der vielfältigen kolonialen Gesellschaft auf den Philippinen und im spanischen Weltreich insgesamt beigetragen haben. Wir haben ein breites Spektrum von Methoden eingesetzt, um zu zeigen, inwieweit die ‚Erschaffung‘ eines Feindes der spanischen herrschenden Elite in Manila hilfreich dabei war, die relevanten Akteure (Kleriker, Soldaten, Bürokraten und christianisierte Ureinwohner) zu einen und die Kolonialordnung auf dieser Inselgruppe im Pazifik zu stärken.“ Die von Phil-Threats-Projekt durchgeführte Forschungsarbeit wurde in Kooperation von Dr. Eberhard Crailsheim als Forscher und Dr. María Dolores Elizalde als Betreuerin am Obersten Rat für wissenschaftliche Forschung (Consejo Superior de Investigaciones Científicas), Madrid, entwickelt. Man konzentrierte sich auf kulturelle Aspekte der politischen Geschichte. Auf diese Weise konnte das Projekt ältere Studien über politische Macht in Frage stellen. Man hob die Bedeutung „weicher Faktoren“ wie etwa Wahrnehmung und interne Kommunikation heraus, die berücksichtigt werden müssen. „Wir haben uns gefragt, wie die koloniale Dominanz durch die Einbeziehung lokaler Eliten und der Militärmacht Spaniens beeinflusst wurde, und auf welche Weise Propaganda angewandt wurde“, sagt Dr. Crailsheim. Die Untersuchung eines derart breiten Spektrums von Faktoren verlangte einen interdisziplinären Ansatz, da Ideen aus der Soziologie und den Politikwissenschaften bei der historischen Analyse berücksichtigt wurden. „Genauer gesagt“, so Dr. Crailsheim, „kamen grundlegende Erkenntnisse aus der Konfliktsoziologie sowie neueste Konzepte der Sicherheitsforschung, insbesondere Verbriefungstheorien, zur Anwendung. Auf diese Weise wurde das Projekt zu einem möglichen Vorbild für andere Historiker, die sich mit externen Bedrohungen beschäftigen.“ Die Analyse der Forscher wurde in mehreren Artikeln veröffentlicht und wird speziell in zwei Kapiteln ihres in Kürze erscheinenden Buchs „Representations of External Threats in History (Medieval World to 19th Century)“ (Darstellungen von Bedrohungen von außen in der Geschichte; Welt des Mittelalters bis 19. Jahrhundert) auftauchen, das im Lauf dieses Jahres bei Brill in der Buchreihe „The History of Warfare“ (Die Geschichte der Kriegsführung) herausgegeben wird. Rahmen für Quellenvielfalt abstecken Der Projektansatz beruhte auf einer Kombination neuester internationaler Studien aus verschiedenen Bereichen und Disziplinen. Der theoretische Rahmen entwickelte sich hauptsächlich rund um die Kulturgeschichte der Politik, wobei man der Frage nachging, ob und/oder wie politische Maßnahmen/Kommunikation bestimmte (kulturelle, gesellschaftliche, politische) Strukturen hervorbringen, verändern, erhalten oder zerstören. Wie Dr. Crailsheim erläutert, war der Begriff einer „Wissenspolitik“ besonders mächtig, da er die Autorität auf eine Interpretation wesentlicher Werte beanspruchte. Die Kolonialregierung und insbesondere die katholische Kirche übten starken Einfluss auf die Definition dessen aus, was als „gut“ oder „normal“ angesehen wurde. Anhand dieser Wahrheits- oder Wissenspolitik wurde gleichermaßen festgelegt, wer „gut“ und wer „böse“ war und wer demzufolge als eine Bedrohung wahrgenommen werden musste. Phil-Threats hat einen Beitrag zu einem besseren Verständnis von Machtstrukturen im kolonialen Umfeld sowie der Mechanismen der politischen Kommunikation insgesamt geleistet. Die Forschung wurde auf eine Weise durchgeführt, dass später andere Forscher die Ergebnisse extrapolieren und Vergleiche mit anderen kolonialen und postkolonialen Umfeldern anstellen können.

Schlüsselbegriffe

Phil-Threats, Macht, Kolonialismus, „teile und herrsche“, Spanien, Philippinen, Propaganda, Bedrohung

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