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Inhalt archiviert am 2023-02-27

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Delegierte erkennen gemeinsame Grundlagen für europäische Maßnahmen im Bereich Forschungsethik

Wie Janez Potocnik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, gerne äußert, wird die Regulierung der Ethikfragen in der Forschung zum Zeichen des ethischen Pluralismus der Union weiterhin unter die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten fallen. Doch die Teilnahme von Potocnik...

Wie Janez Potocnik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, gerne äußert, wird die Regulierung der Ethikfragen in der Forschung zum Zeichen des ethischen Pluralismus der Union weiterhin unter die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten fallen. Doch die Teilnahme von Potocnik an einer von der Kommission organisierten Konferenz für Forschungsethikausschüsse mit dem Titel "'Facing the future together" (etwa: Gemeinsam die Zukunft angehen) am 27. Januar lässt vermuten, dass die EU seiner Ansicht nach eine unterstützende Rolle für die Arbeit solcher Gremien spielen und weiterhin die einzelstaatliche Subsidiarität in diesem Bereich achten sollte. Kommissar Potocnik erklärte gegenüber Delegierten, dass "es auf EU-Ebene eine Reihe gemeinsamer grundlegender Werte gibt. Diese sind in der Europäischen Grundrechtscharta verankert, die ein integraler Bestandteil des Verfassungsprojekts der Union und eine Referenz für unsere gesamte Politikarbeit ist". Neben den gemeinsamen Werten beleuchtete der Kommissar auch andere Themen, die gemeinsame Anliegen der Forschungsethikausschüsse in einer Reihe von Mitgliedstaaten sind; dazu gehören beispielsweise fehlende Finanzmittel, Schulungsbedarf und das Fehlen eines geeigneten, einzelstaatlichen gesetzlichen Rahmenwerks, innerhalb dessen gearbeitet werden kann. "Diese Konferenz soll eine politische Debatte auslösen. Sie soll sich auf die praktischen Aspekte unserer Arbeit konzentrieren, um eine Diskussion darüber zu starten, was auf EU-Ebene getan werden kann, um die Arbeit der Forschungsethikausschüsse auf lokaler oder regionaler Ebene zu unterstützen", betonte Potocnik. Povl Riis, früherer Berater der EU und des Europäischen Rats für Forschungsethik sowie einer der Architekten der überarbeiteten Erklärung von Helsinki aus dem Jahr 1975, hat eine wichtige Rede über die Entwicklung der Forschungsethik bis heute gehalten. Professor Riis erinnerte die Zuhörer daran, dass Verbesserungen bei den Menschenrechten leider oft direktes Ergebnis früherer Übergriffe sind, und bei der Begehung des 60. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz haben die Delegierten die weitverbreitete Entwicklung der Forschungsethik in den Jahren danach auch als ein Erbe solch schrecklicher Ereignisse gewürdigt. Obwohl die Verbreitung der Forschungsethik zweifellos ein positiver Trend ist, birgt sie nach Warnung von Professor Riis auch Gefahren: "Wir haben heute eine Vielzahl von Forschungsethikkodizes, aber wir müssen sie feinfühlig organisieren, da manche schlicht und ergreifend unvereinbar sind, und wir dürfen die Forscher nicht verwirren." Die Kommission hat zuvor eine Untersuchung der Rolle der Forschungsethikausschüsse in Europa durchgeführt. Mit einer Befragung im Jahre 2002 sollten rechtlicher Rahmen und Organisation der Ausschusstätigkeiten in 33 Ländern ermittelt und untersucht werden, welche Bedingungen verbessert werden könnten. Das Ergebnis lautete, dass es in jedem Land Ethikausschüsse gibt, deren Anzahl in den einzelnen Ländern jedoch erheblich schwankt. Michael Fuchs, leitender Direktor des Instituts für Wissenschaft und Ethik in Bonn, der die Forschung unterstützt hat, betonte auch die je nach Ländern unterschiedliche Zusammensetzung der Ausschüsse. In Skandinavien sind beispielsweise die Laien stark vertreten, in Dänemark machen Sie sogar die Mehrheit aus. In anderen Ländern jedoch sind Laien eher nur als Vertreter von Patientengruppen zu finden, und die Ausschüsse bestehen in der Regel aus Ärzten, Forschern und Rechtsexperten. Gegenüber CORDIS Nachrichten erklärte Professor Riis, der selbst aus Dänemark stammt, dass er Ausschüsse befürworte, die mehrheitlich aus Laien bestehen: "Laien haben dieselben Kenntnisse und dasselbe Recht auf eine Meinung wie medizinische Fachleute, wenn es um die Ethik in der Forschung geht, und sie haben den Vorteil, dass sie mehr Abstand zu dieser Arbeit haben." Er ist auch der Meinung, dass diese Fragen eher den regionalen Ausschüssen und nicht, wie dies in vielen Teilen Europas die Norm ist, den institutionellen Ausschüssen unterstellt sein sollten, da die Wahrscheinlichkeit von Interessenskonflikten besteht, wenn man beispielsweise von einem Krankenhausausschuss einen Forschungsvorschlag eines Pharmaunternehmens prüfen lässt, das für die Durchführung der Forschung in der betreffenden Klinik zahlen würde. Dr. Fuchs erklärte, dass sich im Laufe der Untersuchung unter den Ausschussmitgliedern ein Konsens herausgebildet habe, der besagt, dass es hilfreich wäre, auf nationaler und internationaler Ebene Informationsaustausch und gute Praxis zu fördern. In einigen Beiträgen im Lauf des Tages wurde die Rolle der Kommission in dieser Hinsicht genannt, ferner ging es um den Ausbau von Kapazitäten und die Schaffung harmonisierter Ressourcen wie Schulungshandbücher und Leitfäden. Damit ein Forschungsethikausschuss seine Aufgabe effizient erfüllen kann, kommt es nicht nur auf die Kenntnis der wissenschaftlichen und ethischen Fragen selbst an. Auch die Standardverfahren der Arbeit eines Ausschusses sind wesentlich, und auch hier scheint es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern zu geben. Laut Dr. Fuchs haben viele Befragte nach einer Ressourcendatenbank für die Verwaltung der Forschungsethikausschüsse gefragt, wie sie jetzt beispielsweise von Infonetica angeboten wird. Das "Ethikausschussverwaltungssystem (RED, Forschungsethikdatenbank)" des Unternehmens, das in GB entwickelt wurde, nun aber in allen Ländern erhältlich ist, hilft den Administratoren bei der Verwaltung aller Aspekte des Anwendungsprozesses, worunter auch vorläufige Entscheidungen, Ablehnungen, Genehmigungen und Änderungen fallen. Gerade in solchen Bereichen, so die Meinung vieler Teilnehmer der Konferenz, kann die EU eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Arbeit der Forschungsethikausschüsse in Europa spielen, ohne die Zuständigkeitsbereiche der Mitgliedsstaaten zu verletzen. Professor Riis befürwortet dies entschlossen: "Ich versuche seit 30 Jahren, eine Beteiligung an der Forschungsethik auf europäischer Ebene zu erreichen, und ich bin zuversichtlich, dass es nun so weit ist. Es ist nicht schwer, sich auf grundlegende Menschenrechte zu einigen, wenn Patienten mit Wissenschaftlern arbeiten, aber keiner sagt einem anderen Land, wie es seine Ethikprüfungen durchzuführen hat. Ausgehend von einem gemeinsamen Fundament", so schloss Professor Riis, "kann man jede Kultur ihr eigenes System betreiben lassen."