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ESF veröffentlicht "Ausblick" für Nanomedizin

In Wissenschaftskreisen ist man optimistisch, dass die Anwendung der Nanotechnologie in der Medizin bedeutende Durchbrüche bei Diagnose und Behandlung von Krankheiten bringen kann. Doch bevor dies Wirklichkeit werden kann, müssen einige Herausforderungen bewältigt werden. An...

In Wissenschaftskreisen ist man optimistisch, dass die Anwendung der Nanotechnologie in der Medizin bedeutende Durchbrüche bei Diagnose und Behandlung von Krankheiten bringen kann. Doch bevor dies Wirklichkeit werden kann, müssen einige Herausforderungen bewältigt werden. Angesichts dessen hat die Europäische Wissenschaftsstiftung (ESF) den allerersten Ausblick auf die medizinischen Anwendungen der Nanotechnologie im Jahr 2004 mit der Bezeichnung "wissenschaftlicher Ausblick auf die Nanomedizin" gestartet. Mit dieser Untersuchung sollten der gegenwärtige Stand der Nanomedizin definiert, Europas Stärken und Schwächen erkannt und Empfehlungen für zukünftige Trends in Forschung, Unternehmens- und Forschungsinfrastrukturen und Methoden zur Weiterleitung von Informationen an politische Entscheidungsträger und die allgemeine Öffentlichkeit gegeben werden. Dies erfolgte mittels einer Reihe von fünf Themenworkshops und einer abschließenden Konsenskonferenz, an der 70 Vertreter akademischer und industrieller Kreise, privater Stiftungen und staatlicher Forschungsstellen teilnahmen. Laut einem politischen Briefing der ESF, das die Ergebnisse der Untersuchung zusammenfasste, lässt sich das Ziel der Nanomedizin grob wie folgt definieren: "Umfassende Überwachung, Reparatur und Verbesserung aller menschlichen biologischen Systeme ausgehend von der molekularen Ebene unter Einsatz von konstruierten Vorrichtungen und Nanostrukturen für medizinischen Nutzen." Diese Definition umfasst die Verwendung von Analysewerkzeugen zum besseren Verständnis der molekularen Basis einer Erkrankung sowie die Konzeption von Therapie- und Medikamentenverabreichungssystemen in Nanogröße (von einem bis mehreren hundert Nanometern) für wirksamere Behandlungen. Dies würde laut der ESF durch die Grundlagenforschung im Bereich Materialwissenschaft und Geräteherstellung sowie durch sicherheitsbezogene und toxikologische Fragen bezüglich der Umweltauswirkungen und der Herstellungsprozesse unterstützt. Solche Forschungen erfordern einen disziplinenübergreifenden Ansatz und eine sorgfältige Beachtung aller klinischen, ethischen und gesellschaftlichen Fragen. Aus wissenschaftlicher Sicht sieht diese Studie Europa in den meisten der fünf behandelten Themenbereiche in einer Position der Stärke. Beispielsweise kommt sie auf dem Gebiet der Nanomaterialien und -geräte zu dem Schluss: "Europa ist besonders in den Bereichen des physikalischen und chemischen Zusammensetzens der Nanostrukturen sehr stark." Sie empfiehlt daher, dass sich zukünftige Bemühungen auf die Ausrichtung der vorhandenen Technologien auf bestimmte Herausforderungen in der Nanomedizin konzentrieren sollen, ferner spricht sie sich für die Verbesserung des Fachwissens bei Herstellung, Charakterisierung, Reproduzierbarkeit und Qualitätskontrolle aus. Im Bereich der neuen Therapeutika und Medikamentenverabreichungssysteme ergab die Studie ferner, dass europäische Wissenschaftler bei Konzeption und Entwicklung einer Vielzahl der Nanomedikamente der ersten Generation Pionierarbeit geleistet haben und in den Bereichen Gewebezüchtung, regenerative Medizin und Stammzellenforschung besonders stark sind. Doch hinsichtlich der Organisation und Förderung der Nanomedizin erkennt die ESF-Analyse potenzielle Schwächen im europäischen System. Während man die rasch zunehmenden Investitionen in Nanotechnologieforschung auf einzelstaatlicher und EU-Ebene begrüßt, warnt die Studie, dass Organisation und Förderung der Nanomedizin derzeit in Europa fragmentiert sind, und fügt hinzu: "Dies kann das Erreichen der kritischen Masse und das disziplinenübergreifende System behindern, die für effiziente Forschung und Entwicklung erforderlich sind." Um dem zu begegnen, schlägt der Bericht eine bessere Koordinierung und Vernetzung der Forschungstätigkeiten, die Einrichtung von europäischen Exzellenzzentren für Nanomedizin und die Entwicklung von Fördermechanismen von ausreichendem Ausmaß und langfristigeren Budgetzyklen vor. Die Nutzung von Forschungsergebnissen ist laut der ESF ein weiterer potenzieller Schwachpunkt in Europa. Sie meint: "Um eine Führungsposition in der Nanomedizin zu erreichen und zu behalten, muss Europa den Technologietransfer verbessern und den Zeitraum zwischen Forschung und Markteinführung verkürzen." Schließlich betont der Bericht die Bedeutung der effizienten Kommunikationsformen zwischen den Wissenschaftlern selbst, zwischen Forschungskreisen und Politikern und zur breiten Öffentlichkeit insgesamt. Bertil Andersson, oberster Leiter der ESF, schlussfolgert: "Eine Implementierung dieser Empfehlungen sollte sicherstellen, dass Europa weiterhin bei Forschung und Entwicklung in der Nanomedizin führend ist, was zu geringeren Kosten im Gesundheitswesen und zur raschen Realisierung medizinischer Vorteile für alle Bürger in Europa führt." Professor Andersson weiter: "Die ESF will selbst die Initiative ergreifen und es den relevanten Stellen einschließlich der Mitgliedsorganisationen der ESF und der Europäischen Kommission einfacher machen, Maßnahmen auf der Grundlage dieser Empfehlungen zu ergreifen."