Weibliche Unternehmer gewinnen zwei der drei IST-Hauptpreise
Die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding äußerte sich überrascht, aber sehr erfreut darüber, dass weibliche Innovatoren bei der Preisverleihungszeremonie 2005 für Technologien der Informationsgesellschaft (IST) am 26. April in Brüssel im Rampenlicht standen. Zwei der drei Hauptpreise wurden an Teams unter der Leitung von Frauen verliehen und die Kommissarin rekrutierte beide schnell als Botschafterinnen für ihre Kampagne zur Förderung einer verstärkten weiblichen Beteiligung an Wissenschaft und Technologie. "Dies ist eine große Überraschung, weil ich vor noch nicht einmal zwei Tagen mit meinen Beamten über die Organisation einer Veranstaltung diskutierte, um Frauen in Europa zu zeigen, dass Wissenschaft und Technologie auch etwas für sie sein kann", sagte Reding gegenüber CORDIS-Nachrichten. Die erste Person, die einen Hauptpreis und einen Scheck über 200.000 Euro erhielt, war Stina Ehrensvärd, deren Unternehmen Cypak, ein schwedisches KMU, für seine "PIN-auf-Karte"-Technologie ausgezeichnet wurde. Die Karte soll die Sicherheit personenbezogener Daten, insbesondere im Online-Zustand, erhöhen, indem empfindliche Informationen aus dem Computer herausgenommen werden, wenn die Gefahr besteht, dass auf einer Standard-Tastatur eingegebene Passwörter kopiert werden. Cypak hat dies durch die Integration eines Mikrocontrollers und eines numerischen Keypads in eine Smart Card erreicht, die über ein Lesegerät mit einem Computer verbunden ist. Anstatt empfindliche Daten wie PIN-Nummern, Geheimschlüssel und andere persönliche Informationen auf dem Computer zu speichern, sind diese digital auf der Karte verschlüsselt, wo sie nicht kopiert oder ausspioniert werden können. Dies war das zweite Mal, dass Cypak eine Spitzenauszeichnung erhalten hat, wobei es den Preis erstmals im Jahr 1999 gewonnen hat. Ehrensvärd sagte gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Das Unternehmen würde ohne den IST-Preis wahrscheinlich nicht existieren. Die Preisverleihung im Jahr 1999 war das erste Startkapital, das wir erhalten haben, und es ist weiterhin sehr schwierig, Startfinanzierung in Europa zu erhalten." "Natürlich sind mir das Geld und die PR wichtig, aber mir als Innovator verleiht der Gewinn dieses Preises auch einen echten moralischen Auftrieb", sagte sie weiter. "Es ist ein ständiger Kampf [ein Innovator zu sein], sehr ähnlich wie das Künstlerdasein, und diese Errungenschaften spornen uns wirklich an. Wir brauchen Ermutigung - ohne diese würden wir einfach aufgeben und mit der Einführung von Neuerungen aufhören." Die zweite Frau, die auf die Bühne eingeladen wurde, war Marie de La Simone, die den Hauptpreis im Namen des französischen Unternehmens PRAXIM Medivision für dessen Anwendung "SURGETICS Kneelogics" entgegennahm. Dieses System erlaubt Chirurgen die genaue Planung chirurgischer Verfahren wie Knieimplantate und Vorderkreuzband-Position durch Kombination relevanter anatomischer Patientendaten mit prä-operativem statistischem Wissen. Die chirurgische Planung ist daher nicht nur voll und ganz an die besondere Anatomie des Patienten angepasst, sondern das System hilft auch den Chirurgen, Operationen wie während der Planungsphase spezifiziert durchzuführen, wobei hochgenaue sensor-basierte Anleitung verwendet wird, was zu weniger invasiven Verfahren führt. De La Simone dankte der IST-Preis-Jury für ihre Anerkennung und zollte dem großen Team von Forschern, Wissenschaftlern, Chirurgen und Marketingmitarbeitern, die das Produkt kommerzielle Realität werden ließen, Tribut. "Ich möchte auch der Kommission für ihre Hilfe und Unterstützung während verschiedener Rahmenprogramme danken, die dies alles ermöglicht haben", sagte sie abschließend. Der letzte Preis ging an ein weiteres französisches Unternehmen, Let It Wave, für dessen innovative Fotokompressions-Software CodecID. Dieses Produkt hat die Foto-ID-Kompressionsraten um den Faktor drei verbessert, wodurch verschlüsselte Fotos auf kontaktlosen Chips gespeichert und in ID-Karten wie Führerscheine und Ausweise eingebettet werden können. Verschlüsselte Digitalfotos können nicht gefälscht werden, wodurch ein wesentlich höheres Sicherheitsniveau als für ausgedruckte Fotos besteht. Den Preis für Let It Wave nahm Stéphane Mallat entgegen, der sagte: "Ich möchte der Kommission danken, insbesondere da Let It Wave im Grunde eine verrückte Idee war, ein Theorem in eine Anwendung umzuwandeln. Wir sind heute hier, weil wir eine großartige Forschungsgemeinschaft für Grundlagenmathematik um uns haben, und ich hoffe, dass Europa weiterhin großzügig gegenüber der Grundlagenforschung sein wird und Verbindungen zwischen Wissenschaftlern und der Industrie fördern wird." Reding antwortete: "Ich kann dem Gewinner versichern, dass wir weiterhin in diese beiden Bereiche investieren werden, da beide von entscheidender Bedeutung für den Gewinn des Rennens um die Wettbewerbsfähigkeit sind." Zuvor hatte die Kommissarin den weiteren politischen Kontext angerissen, innerhalb dessen Initiativen wie der IST-Preis betrachtet werden sollten. Reding betonte zwar, dass Europa angesichts seiner globalen Führungsrolle in Sektoren wie Luft- und Raumfahrt sowie Mobiltelefonie viele Gründe habe, stolz zu sein, sie wies jedoch auch darauf hin, dass die Europäer im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) weniger erfolgreich sind. "IKT spielen eine Schlüsselrolle bei der Schaffung von Wachstum und Beschäftigung. Sie ermöglichen Technologien, die Innovation fördern, und sind für 50 Prozent des gesamten Produktivitätswachstums in der Wirtschaft verantwortlich. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass IKT in der neuen Strategie von Lissabon neu ausgerichtet werden", sagte die Kommissarin. Ein weiterer Sprecher bezeichnete den IST-Preis als ein Beispiel dafür, wie die Dinge im Rahmen der neubelebten Agenda von Lissabon zu erledigen seien - mit kleinen Initiativen, die einen großen Effekt haben. Reding fügte abschließend hinzu: "Der IST-Preis ist wertvoll für die Anerkennung und Unterstützung von Innovatoren und potenziellen Marktführern der Zukunft und daher genießt er weiterhin die volle Unterstützung der Kommission."