Britische Parteien unterstreichen im Vorfeld der Wahlen ihr Engagement für die Wissenschaft
Im Vorfeld der Parlamentswahlen am 5. Mai haben die drei größten Parteien des VK ihre Position zu verschiedenen zentralen Wissenschaftsfragen wie Klimawandel, Raumforschung und wissenschaftliche Bildung skizziert. In einem Interview mit der Zeitschrift New Scientist beantworteten der Wissenschaftsminister der Labour-Partei, Lord Sainsbury, der Sprecher der Konservativen, Robert Key, und der Sprecher der Liberaldemokraten, Evan Harris, eine Reihe von Fragen zum Thema Wissenschaft. Auf die erste Frage "Falls Ihre Partei die Wahl gewinnt, wie wird sie der Angst und der Unsicherheit vieler Briten vor Nanotechnologie, Klonen und Gentechnologie begegnen?" antwortete Lord Sainsbury, die Briten stünden im Großen und Ganzen dem Nutzen der Wissenschaft positiv gegenüber, viele seien allerdings besorgt über das Tempo der wissenschaftlichen Entwicklungen und unsicher über den Grad der Kontrolle seitens der Regierung. "Um dieser Sorge zu begegnen, beginnen wir gerade, die Menschen frühzeitig in einen Dialog mit Wissenschaftlern einzubeziehen", erklärte Lord Sainsbury und wies darauf hin, dass die derzeitige Regierung das Budget für Initiativen im Bereich Wissenschaft und Gesellschaft auf über 9 Millionen GBP (13,3 Millionen Euro) erhöht habe. Key dagegen vertrat die Ansicht, das VK leide an einer wissenschaftsfeindlichen Kultur. "Sowohl die Regierung als auch die Wissenschaftler haben die Initiative an unzählige Interessen- und Lobbygruppen verloren. Die Öffentlichkeit ist verwirrt", sagte er. Die langfristige Lösung bestehe nach Ansicht der Konservativen darin, die wissenschaftliche Bildung zu verbessern. Kurz- und mittelfristig würden sie jedoch den Forschungsräten mehr Freiheit lassen und versuchen, "Geheimniskrämerei und Kontrolle" der Regierung zu verringern. Der Vertreter der Liberaldemokraten, Evan Harris, warf der Regierung vor, sich ihrer Verantwortung zu entziehen, der Öffentlichkeit den Nutzen des wissenschaftlichen Fortschrittes nahe zu bringen. "Die Regierung hat viel zu langsam für die Vorteile dieser Entwicklungen geworben", sagte er. "Wir wären wesentlich proaktiver. Die politischen Meinungsführer sollten sagen, dass diese Technologie ein Riesenpotenzial hat und dass die Lobbygruppen, die Schauermärchen verbreiten, lediglich ihre eigenen Interessen verfolgen." Die Frage, ob es stimme, dass der Klimawandel eine größere Gefahr darstelle als Terrorismus, schienen alle drei Sprecher zu bejahen. Lord Sainsbury warnte, wenn dieses Problem nicht schnell gelöst werde, werde der Klimawandel andere Probleme, wie zum Beispiel den Terrorismus, in den Schatten stellen. Als Beleg, dass die Labour-Partei versucht, dieses Problem anzugehen, wies er auf die Unterstützung der Regierung für das Kyoto-Protokoll hin. Die Konservativen würden versuchen, "über Kyoto hinaus zu blicken", so Key, und alle Entscheidungen in Bezug auf Schutz der Umwelt und der Biodiversität auf der Basis guter Wissenschaft, nicht auf der Basis von Angst zu fällen. Harris hingegen versuchte, den Vorwurf von Umweltgruppen, Umweltfragen würden in dieser Wahlkampagne nicht angesprochen, auf seine politischen Gegner abzulenken. "Ja. [Der Klimawandel ist] eine stärkere Bedrohung der globalen Stabilität [als Terrorismus], und es ist deprimierend, dass wir von den anderen Parteien so wenig zu diesem Thema hören", sagte er. Weitere Meinungsunterschiede offenbarten sich, als die drei Politiker nach ihrer Meinung zur Finanzierung risikoreicher Weltraummissionen - man betrachte die Erfahrungen mit der Sonde Beagle 2 - gefragt wurden. Lord Sainsbury argumentierte, dass trotz ihres letztendlichen Scheiterns die Beagle 2 wesentlichen Nutzen gebracht und das VK für die Teilnahme an künftigen Projekten zur Erforschung des Weltraums gut positioniert habe. Er fügte hinzu, eine Labour-Regierung werde auch weiterhin in Weltraummissionen, wie die kürzliche Cassini-Huygens-Mission, und in das Aurora-Programm der Europäischen Weltraumorganisation investieren. Key jedoch beschrieb die Beagle 2-Mission als "falsch verstanden und vom ersten Tag an falsch gemanagt, sowohl von der Regierung und den Forschungsräten als auch auf EU-Ebene." Die Konservativen würden derartige Vorschläge in Zukunft einer rigorosen Prüfung unterziehen, und zwar auf der Basis ihres jeweiligen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Wertes, fügte er hinzu. Harris schloss für die Liberaldemokraten mit den Worten: "Ich denke, es ist nicht Sache der Politiker, vor einer Wahl zu sagen, was finanziert wird und was nicht [...]. Solche Entscheidungen sollten auf der Grundlage einer Beurteilung, einschließlich Peer Review, des potenziellen Nutzens und der potenziellen Risiken eines Projekts gefällt werden."
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