Pläne für eine Europäische Polaragentur sind auf dem Weg
Mit Fördermitteln in Höhe von 2,5 Millionen Euro über die nächsten vier Jahre für das European Polar Consortium legt die Europäische Kommission den Grundstein für eine zukünftige Europäische Polarorganisation. Die Polarforschung setze sich mit einigen der dringendsten Probleme der Gesellschaft auseinander. Daher brauche Europa einen effizienten Beratungs- und Politikmechanismus, der sich mit den Polargebieten beschäftigt, sagt Gérard Jugie, Direktor des französischen Institut Polaire Paul Emile Victor. "Bis jetzt", erläuterte Dr. Jugie gegenüber CORDIS-Nachrichten, "fand die Zusammenarbeit der europäischen Länder auf einer Fall-zu-Fall-Basis statt, je nach spezifischem wissenschaftlichen Projekt. So haben sich beispielsweise beim EPICA-Projekt zehn Länder zusammengeschlossen, um das älteste Eis der Welt zu erbohren. Die Zusammenarbeit dauerte nur so lange wie das Projekt. Nachbarländer wissen im Allgemeinen sehr wenig über das, was der jeweils andere im Bereich Polarforschung gerade tut. Jetzt wollen wir jedoch alle europäischen Länder zusammenbringen, damit sie sich besser kennen lernen", erläuterte er. Das European Polar Consortium ist eine Koordinierungsmaßnahme, die unter dem vorrangigen Themenbereich ERA-NET gefördert wird. Es umfasst 25 Partner aus 19 Ländern, einschließlich der Russischen Föderation und der autonomen Region Grönland. Ziel des Konsortiums ist es, die Zusammenarbeit und die Integration zu stärken und gleichzeitig die europäischen Bestände in Bezug auf Schiffe, Flugzeuge, Infrastruktur und Humankapital zu bündeln. Die entsprechende europaweite Bestandsaufnahme hat bereits begonnen. Laut Dr. Jugie erfordert die wissenschaftliche Forschung in den Polargebieten eine teure Infrastruktur, viel Know-how und maßgeschneiderte Technologien und Logistik. "Es ist eine Schande, dass alles doppelt gemacht wird. Es ist viel sinnvoller, das, was wir haben, zu teilen. Die nordischen Länder teilen sich schon den Lufttransport. Warum können wir das nicht alle tun?" fragte er. Paul Egerton, Exekutivdirektor des European Polar Consortium erklärte, dass dies bis heute die wichtigste Maßnahme zur Strukturierung der europäischen Polarforschungslandschaft sei und direkt zur Umsetzung des Europäischen Forschungsraums (EFR) beitrage. "Es ist das erste Mal, dass die Kooperation auf diesem Gebiet eine Ebene erreicht, auf der Ministerien und Finanzierungseinrichtungen zusammenarbeiten", erklärte er. "Es gibt zahlreiche internationale Organisationen und Gremien, die sich mit diesem Thema beschäftigen, aber bis jetzt gab es auf europäischer Ebene keinen Schwerpunkt. Heute errichten wir einen Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen nationalen Programmen, die alle ihre ganz eigene Identität haben, um gemeinsame Prioritäten zu setzen und gemeinsame Ansätze zu entwickeln", sagte Egerton. Derzeit, so Egerton weiter, sei es nicht möglich, europaweit Informationen über Umweltgefahren zu liefern, da die einzelnen Länder nicht in der Lage seien, die polarbezogenen Themen zu bündeln. "Das European Polar Consortium möchten die Fähigkeit entwickeln, die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten in Bezug auf die auftauchenden Gefahren in den Polargebieten zu beraten. Wir werden dieses Thema durch die Einrichtung eines 'Polarwarnsystems' ansprechen", fügte er hinzu. "Grundlagenforschung in den Polargebieten ist wesentlich, damit wir Klimawandel, Ozonschicht, Biodiversität und die Ökosysteme verstehen. Eine Europäische Polarorganisation ermöglicht es Europa, seine kritische Masse auf globaler Ebene zu optimieren und zu lenken", schloss Dr. Jugie. Es ist geplant, die Organisationsstruktur, die zur Schaffung einer Europäischen Polarorganisation nötig ist, und einen Rahmen für die Zusammenarbeit bis zum Jahr 2009 zu erstellen.