Skip to main content
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-01

Article available in the following languages:

Laut einer Studie ignorieren viele Ärzte bei der Behandlung von Herzversagen lebensrettende Leitlinien

Patienten mit Herzinsuffizienz, die gemäß den bestehenden europäischen Leitlinien behandelt werden, erholen sich besser als andere Patienten. Allerdings befolgen immer noch viele Ärzte diese Leitlinien nicht, sondern verlassen sich auf ihre Einschätzung, welche Behandlung am b...

Patienten mit Herzinsuffizienz, die gemäß den bestehenden europäischen Leitlinien behandelt werden, erholen sich besser als andere Patienten. Allerdings befolgen immer noch viele Ärzte diese Leitlinien nicht, sondern verlassen sich auf ihre Einschätzung, welche Behandlung am besten ist. Dies berichten zwei neue Studien. MAHLER (medical management of chronic heart failure in Europe - medizinisches Management von chronischer Herzinsuffizienz in Europa) ist die bisher größte europäische Untersuchung, die sich mit den Auswirkungen von Behandlungsempfehlungen auf das Ergebnis von Patienten mit Herzinsuffizienz außerhalb eines klinischen Versuchs beschäftigt. Die Studie analysierte die Behandlung von 1.410 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz in sechs europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien und VK). Die Patienten, deren Fortschritt über sechs Monate verfolgt wurde, waren 40 Jahre und älter und im Durchschnitt 69 Jahre alt. Die Forscher untersuchten, wie eng die Behandlung der Patienten den Leitlinien folgte, die von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology - ESC) in Bezug auf den Einsatz der fünf am weitesten verbreiteten Herzmedikamente herausgegeben wurden: ACE-Hemmer, Betablocker, Spironolacton, Diuretika und Herzglykoside. "Wir haben herausgefunden, dass in den Fällen, in denen die Ärzte ihre Patienten gemäß den ESC-Leitlinien behandelten, weniger Patienten aufgrund der Verschlimmerung ihrer Herzinsuffizienz oder aufgrund von kardiovaskulären Symptomen in ein Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Darüber hinaus war der Zeitraum bis zur erneuten Einweisung der Patienten aufgrund ihrer Symptome länger", erklärte Michel Komajda, Professor für Kardiologie am Krankenhaus Pitie-Salpetriere in Paris und Hauptautor des Berichts. "Die Studie zeigte jedoch, dass nur 60 Prozent der Patienten gemäß den ESC-Leitlinien mit ACE-Hemmern2, Betablockern oder Spironolacton3 behandelt wurden - den drei Herzmedikamenten, deren Nutzen wahrscheinlich am höchsten ist. Und nur 63 Prozent der Patienten wurden gemäß den Leitlinien für diese drei Medikamente plus die beiden anderen verbreiteten Medikamente, nämlich Glykoside und Diuretika, behandelt. Das bedeutet, dass es einen hohen Prozentsatz von Patienten gibt, die nicht die bestmögliche Behandlung für ihre Krankheit erhalten und deren Symptome sich verschlimmern und sogar zum Tode führen können", fügte er hinzu. Laut Professor Komajda ist bei der Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz noch reichlich Raum für Verbesserung. Darüber hinaus sollten Schulungsprogramme zur Verbesserung der Behandlungs- und Pflegequalität für Herzpatienten entwickelt werden. Man hofft, dass die Ergebnisse der MAHLER-Studie die Kardiologen dazu bringen, die Behandlungsleitlinien zu befolgen. So hat eine verwandte Studie unterstrichen, wie schwierig es ist, Ärzte zu überzeugen, Behandlungsleitlinien zu befolgen, anstatt sich auf ihre eigene Einschätzung der besten Behandlung zu verlassen. Es kam vor, so die Autoren, dass die Patienten, die die beste Behandlung benötigten, die schlechteste erhielten. "Es ist offensichtlich, dass Leitlinien das Ergebnis verbessern. Deshalb ist es schwer zu verstehen, warum sie so wenig angewendet werden. Erhebungen haben gezeigt, dass nur eine begrenzte Anzahl von Ärzten tatsächlich weiß, dass die Leitlinien existieren, und wenn die Ärzte sie kennen, setzen sie sie nicht unbedingt in die medizinische Praxis um. Manchmal fühlen sich Ärzte von zu viel Informationen und einem Wust von Leitlinien geradezu überschwemmt", erklärt Jean-Pierre Bassand, Leiter der Abteilung Kardiologie am Universitätskrankenhaus Jean Minjoz in Besançon, Frankreich. Ökonomische Zwänge, fehlendes Vertrauen in die Leitlinien und therapeutischer "Nihilismus" gehören nach Ansicht von Professor Bassand zu den Gründen, warum Ärzte die Leitlinien nicht befolgen. "Das bedeutet, dass Behandlungsmethoden mit lebensrettendem Potenzial aus einer Reihe von Gründen - berechtigt oder nicht - nicht ausreichend angewendet werden", sagte er. Professor Bassand fordert daher, dass Leitlinien, die von Berufsverbänden wie der ESC herausgegeben werden, als zentrale Ausbildungsinstrumente betrachtet werden, die in medizinischen Fortbildungsprogrammen eingesetzt werden - Programme, die alle Ärzte absolvieren sollten, damit sie ihr Fachwissen auf den neuesten Stand bringen und erweitern können. "Wenn das nicht geschieht, werden Patienten weiterhin unnötig leiden", schloss er.

Länder

Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Vereinigtes Königreich

Verwandte Artikel