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3D-games for TUNing and lEarnINg about hearing aids

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Hörgeräteträger lernen durch Videospiele

Hörverlust ist unter der alternden Bevölkerung Europas weit verbreitet, doch die hochentwickelten digitalen Hörgeräte richtig zu verwenden, kann für einige ein Problem darstellen. Eine EU-finanzierte Initiative hat mit der Videospielbranche zusammengearbeitet, um neue Lösungen anzubieten.

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Moderne Hörgeräte warten mit vielen nützlichen Funktionen auf, die das Hören der Nutzer verbessern und individualisieren sollen, wie zum Beispiel reduzierte Hintergrundgeräusche, Verstärkung bestimmter Laute oder Anpassung an einzelne Umgebungen. Leider können diese Funktionen schwer zu verstehen sein und viele Nutzer verwenden ihr digitales Hörgerät so wie ein analoges. Das Horizont 2020-Projekt 3D Tune-In ist dieses Problem angegangen, indem es Interessengruppen aus der Videospielbranche und aus der Wissenschaft mit Hörgeräteherstellern und Endnutzern zusammengebracht hat, um digitale Spiele zum Thema Hörverlust und Verwendung von Hörgerätetechnik zu entwickeln. Die Endnutzer konnten sich in den Designprozess einbringen und damit Hörgeräte für verschiedene Szenarien entdecken, testen und individualisieren. „So konnten auch Personen ohne Hörschädigung besser verstehen, wie ein Hörverlust den Alltag beeinträchtigen kann und wie Hörgeräte diese Situation verbessern können“, so Projektkoordinator Dr. Lorenzo Picinali. Eine immersive Erfahrung Die Projektpartner haben mit KMU aus der Videospielbranche zusammengearbeitet, um mithilfe der wissenschaftlichen Gemeinschaft neue nicht freizeitorientierte Anwendungen im Bereich Hörverlust und Hörgerätetechnologie zu entdecken. So konnten auch Hersteller von Hörgeräten die verschiedenen Funktionalitäten ihrer Produkte evaluieren und demonstrieren sowie ihre Dienstleistungen verbessern. Die Forscher haben mit dem 3D Tune-In C++ Toolkit eine Bibliothek mit 3D-Audiosimulationen entwickelt, die sowohl für Lautsprecher als auch für Kopfhörer geeignet sind und ein sehr realistisches und immersives Klangerlebnis bieten. Das erlaubt es den Nutzern, Hörgeräte innerhalb der virtuellen Umgebung sowie verschiedene Arten und Stufen von Hörverlust zu simulieren. Dank einer einfach strukturierten Test-App können Hörgeräteträger, Hörgeräteakustiker und alle sonstigen Interessierten das Toolkit nutzen, ohne sich durch komplexe Computercodes oder Einstellungen durcharbeiten zu müssen. Die Nutzer können auch ihren eigenen Hörverlust simulieren und Familie und Freunden zeigen wie schwer es ist, Sprache zu verstehen, wenn andere Geräusche sie überlagern, wie es zum Beispiel am Abendbrottisch vorkommen kann. „Die Test-App des Toolkits kann man direkt von der Projektwebsite herunterladen und kostenlos nutzen und den Open-Source-Code bekommt man über unseren GitHub-Account “, erklärt Dr. Picinali. Verschiedene Anwendungen Die Projektpartner haben außerdem fünf Anwendungen programmiert, die sich an verschiedene Gruppen von Hörbeeinträchtigten und Hörenden richten. „Musiclarity“ ist eine internetbasierte App, die Menschen mit Hörbeeinträchtigungen und Hörgeräteträgern beim Hören von Musik hilft. „Dartanan“ ist eine Smartphone-App für Kinder, mit der sie die Funktionen ihrer Hörgeräte bei einem lustigen und spannenden Spiel kennenlernen können. Die App „Play&Tune“ wurde speziell für erwachsene Hörgeräteträger entwickelt und lenkt sie mit einer einfachen und aktivierenden Oberfläche durch die verschiedenen Funktionen ihrer Hörgeräte. „Darius Adventure“ ist eine Smartphone-App für Kinder ohne Hörprobleme, die ihnen das Leben mit einer Hörbeeinträchtigung näher bringt. Dazu wird Hörverlust simuliert und das Kind soll verschiedene Hörgeräte und Kommunikationsstrategien ausprobieren, um sein Hören zu verbessern. „AudGamPRO“ ist eine lautsprecherbasierte Desktopanwendung, die die akustischen Bedingungen lebensechter Szenarien nachbildet und somit Hörgeräteakustikern einen Test an die Hand gibt, um zu prüfen, ob ein Hörgerät richtig angepasst ist. „Mit dem Toolkit ist es möglich, komplexe Hörumgebungen wie einen Bahnhof oder ein lautes Restaurant zu simulieren und zu demonstrieren wie ein Hörgerät die Situation verbessern kann, ohne dass man ein echtes Gerät anpassen müsste, sondern allein mit unseren virtuellen“, meint Dr. Picinali. Von 3D Tune-In können demnach Hörgeräteträger, Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, Hörgeräteakustiker und die Öffentlichkeit profitieren. „Wir machen es leichter, die existierenden, übersehenen oder nicht beachteten Funktionen von Hörgeräten erfolgreich einzusetzen und optimieren ihr Potenzial. Das wird die Lebensqualität der Menschen sowie ihre Interaktionen mit anderen und ihrer Umgebung deutlich verbessern“, fasst Dr. Picinali zusammen.

Schlüsselbegriffe

3D Tune-In, Hörgerät, App, Videospiel, digital

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