EU-Kommissare: Reform einzige Möglichkeit für Konkurrenz der europäischen Textilindustrie mit China
Die wichtigsten Herausforderungen der Textilindustrie sind mit Forschung, Innovation sowie Fähigkeiten und Qualifikationen der Arbeitnehmer verbunden, sagte der EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie Günter Verheugen auf einer Sitzung der hochrangigen Gruppe "Textilien" (THLG) am 15. Juni. Der Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik forderte den europäischen Textilsektor auf, nach der Abschaffung der Textilquoten zum 1. Januar 2005 Umstrukturierungen vorzunehmen und wettbewerbsfähiger zu werden. Im Gegenzug werde die Kommission die Forschungsinitiativen der Branche, insbesondere die Technologieplattform, teilweise durch das Siebte Rahmenprogramm (RP7) weiter unterstützen, fügte er hinzu. "Ich glaube, die Textilindustrie der EU kann gedeihen, wenn sie weiter in neue Produktionsverfahren und neue Materialien, in innovative Gestaltung und Herstellungsverfahren, in Ausbildung und Fähigkeiten investiert", sagte Potocnik. "Um eine derartige Wandlung zu erzielen, sind Investitionen in technologische Innovation erforderlich, die die Branche bei ihrem Übergang von einer ressourcenintensiven zu einer wissensintensiven Branche unterstützten würde." Ein kürzlich getroffenes Abkommen zwischen Peking und Brüssel hat einen Anstieg der chinesischen Textilimporte nach Europa begrenzt, wobei China zugestimmt hat, das Wachstum von zehn chinesischen Textilimporten in die EU bis Ende 2007 auf 8,5 bis12,5 Prozent zu begrenzen. "Die Branche sollte jetzt diese zusätzliche Zeit nutzen, um sich auf die Zukunft zu konzentrieren und in diese zu investieren und in der Wertkette durch Innovation, Umstrukturierung, Forschung und Investitionen in Fähigkeiten aufzusteigen", sagte Handelskommissar Peter Mandelson. Auf der Zusammenkunft legte die hochrangige Gruppe "Textilien" eine Reihe von Zielen fest. In Bezug auf Innovation werden das neue strategische Forschungsziel "IKT [Informations- und Kommunikationstechnologien] für vernetzte Unternehmen" sowie die Zusammenarbeit mit den Innovation Relay Centres und den nationalen Patent- und Markenämtern gefördert. In Bezug auf Forschung wird der Schwerpunkt auf technischen Textilien mit hoher Wertschöpfung zur Erschließung neuer Märkte in den Bereichen Bau, Schutzkleidung und medizinische Verwendungszwecke liegen. Für allgemeine und berufliche Bildung werden Maßnahmen im Rahmen des Programms Leonardo da Vinci zur Entwicklung gemeinsamer europäischer Qualifikationsstandards intensiviert. Potocnik erklärte, der Wandel und die Modernisierung der Branche hätten bereits begonnen. In Bezug auf die Integration von Forschungsanstrengungen auf europäischer Ebene ist beispielsweise eine große Zahl von Projekten unter dem RP6 eingereicht worden und diejenigen, die für die Finanzierung ausgewählt worden sind, erhalten insgesamt 41 Millionen Euro. Die Kommission unterstützt derzeit Anstrengungen zur Entwicklung bahnbrechender Technologien zur Verbesserung der Produktivität bei der Herstellung von Bekleidung, Lösungen bei Schneid- und Nähsystemen, ökoeffiziente Verfahren und neuartige Verfahren wie die Kombination von Nanotechnologie und Plasma-Oberflächentechnik für Textilien der neuen Generation sowie technologisch ausgereifte Textilien, die in der Medizin-, Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie angewandt werden. In Bezug auf das RP7 erklärte Potocnik: "Die starke Beteiligung der Industrie an Plattformen ist insbesondere wichtig für die Identifikation der Forschungsprioritäten für gemeinsame Forschung, die von Thema vier (Nanotechnologien, Werkstoffe und neue Produktionstechnologien) des Siebten Rahmenprogramms abgedeckt wird, das auf die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen mit hohem Mehrwert abzielt." Zum Abschluss der Zusammenkunft bekräftigten die Kommissare Verheugen und Potocnik ihre Entscheidung, die Branche gemeinsam zu unterstützen. "Trotz der aktuellen Herausforderungen für den Textil- und Bekleidungssektor durch die jüngste starke Erhöhung der Importe aus China dürfen wir uns nicht von der Gesamtsituation ablenken lassen. Wir sollten weiterhin zusammen unsere industrielle Strategie der Konzentration auf die wirtschaftlichen Stärken des europäischen Textil- und Bekleidungssektors und der Verbesserung dieser umsetzen", sagte Verheugen abschließend.