Mittel gegen SARS im Rahmen von RP6-Projekt entdeckt
Laut einem aus europäischen und chinesischen Wissenschaftlern bestehenden Team hat sich ein Arzneimittel, das gegenwärtig zur Behandlung von Schizophrenie verwendet wird, als effektiv bei der Hemmung des Koronavirus des schweren akuten Atemwegssyndroms (SARS) erwiesen. Cinanserin wird seit den 70er-Jahren zur Behandlung von Schizophrenie verwendet und ist nun von den Wissenschaftlern des SEPSDA-Programms (Sino-European Project on SARS Diagnostic and Antivirals - chinesisch-europäisches Projekt zur Diagnostik von SARS und zu SARS-Antiviren) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) als ein sofort anwendbares Mittel zur Behandlung von SARS identifiziert worden. "Cinanserin könnte sofort zur Prävention von SARS oder zur Behandlung von SARS-Patienten verschrieben werden, sollte sich die Epidemie wieder ausbreiten", sagte Peter Kristensen von der dänischen Universität Aarhus. Das aus chinesischen, dänischen, deutschen und polnischen Wissenschaftlern bestehende Team untersuchte 15 für die SARS-Prävention als effektiv geltende Mittel. Doch nach eingehenden pathologischen Untersuchungen wurde Cinanserin als das einzige sofort anwendbare Mittel gegen das Virus identifiziert. Die 14 anderen Medikamente müssten erst in umfangreichen Tierversuchen eingehender erforscht werden, bevor sie zur Behandlung von Menschen eingesetzt werden könnten, sagte Dr. Kristensen. Die antivirale Eigenschaft von Cinanserin wurde an mit dem SARS-Virus infizierten Gewebeproben untersucht. Bei einer nicht toxischen Medikamentenkonzentration konnte eine starke Hemmung der Vermehrung des Koronavirus nachgewiesen werden. "Diese Ergebnisse zeigen, dass das herkömmliche Mittel Cinanserin die SARS-CoV-Replikation hemmt und sehr wahrscheinlich durch die Hemmung der 3CL-Proteinase wirkt", erklärte Dr. Kristensen. SARS ist eine atypische, hoch ansteckende Lungenentzündung, von der im Zeitraum Februar bis Juni 2003 32 Länder betroffen waren. Etwa 8.400 Menschen infizierten sich mit der Krankheit und über 800 Menschen starben daran. Obwohl SARS nun eingedämmt worden ist, gehen Wissenschaftler von einer wahrscheinlichen erneuten Ausbreitung der Krankheit aus. Laut den Wissenschaftlern des Projekts SEPSDA stellt SARS wegen der schnellen Übertragung durch Aerosole und der hohen Sterberate (bis zu 15 Prozent) eine potenzielle globale Gefahr dar. In den kommenden zwei Jahren wird das Projekt SEPSDA an der Entdeckung von etwa 50 chemischen Verbindungen zur Behandlung von SARS arbeiten.
Länder
China, Deutschland, Dänemark, Polen