Potocnik begrüßt Debatte zu internationaler Zusammenarbeit und europäischer Forschung
Der Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik eröffnete eine zweitägige Konferenz mit dem Titel "The international dimension of the Europe of Knowledge - a common interest to Europe and to the world" ("Die internationale Dimension eines Europas des Wissens - von gemeinsamem Interesse für Europa und die Welt"), indem er die wachsende Internationalisierung der Forschung und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bei der Bewältigung globaler Herausforderungen unterstrich. Die Konferenz fand am 6. und 7. Oktober in Brüssel, Belgien, statt. Professor P. Debré, Präsident des Verwaltungsrats des französischen Centre de coopération internationale en recherche agronomique pour le développement (CIRAD - Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer), stellte Potocnik vor, dankte ihm für seine Unterstützung und sagte, dass die Zusammenarbeit zwischen Europa und dem Süden an politischer Bedeutung gewinne. Professor J. F. Girard, Vorsitzender des französischen Institut de recherche pour le développement (IRD - Forschungsinstitut für Entwicklung), forderte eine Anschlusskonferenz, in die eine internationale Dimension in Diskussionen zum vorgeschlagenen nächsten Rahmenprogramm (RP7) sowie in zukünftigen Verhandlungen zum Europäischen Entwicklungsfonds einfließen solle. Potocnik begann, indem er den wachsenden Trend zur Internationalisierung der Forschung erwähnte, was sich in grenzüberschreitender Zusammenarbeit und Jointventures, menschlicher Mobilität und privaten Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) manifestiere. Er sagte jedoch auch, dass dies in den verschiedenen Bereichen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit vonstatten gehe. "Im Hightechbereich beispielsweise geschieht dies schnell", führte er aus, "bei der Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie geht dies jedoch langsamer, besonders in einigen Teilen der Welt und bei den privaten Investitionen in FuE." Die Produktion von Wissen sei an sich schon ein Beitrag zur Erreichung anderer Ziele, sagte der Kommissar, und ein neuer Ansatz ersetze die ehemalige Rolle von Wissenschaft und Technologie als Unterstützung weiterer Maßnahmen. Die EU habe auf die Globalisierung reagiert, indem sie die Internationalisierung ihrer Forschungsinstrumente erhöht und Aktionen für eine engere Zusammenarbeit auf drei Ebenen entwickelt habe: - zwischen der EU und bestimmten Ländern; - auf regionaler Ebene beispielsweise zwischen den Mittelmeerländern oder mit Lateinamerika; - auf globaler Ebene durch Initiativen wie den Weltgipfel 2002. Potocnik betonte, dass die Forschungspolitik der EU fortschreiten müsse, um die Attraktivität der EU für ausländische FuE-Investitionen zu maximieren. Dabei gab er zu bedenken, dass das Ziel, die Gesamtinvestitionen in FuE auf drei Prozent des BIP der EU zu erhöhen, hauptsächlich von privaten Ressourcen abhänge. Er nannte in diesem Zusammenhang die Initiativen der Kommission - wie Gemeinsame Technologieinitiativen und neue Forschungsinfrastrukutren -, die dies unterstützen sollen. Das Aufstreben Chinas und die geringere relative Größe der europäischen Wirtschaft in der Welt bedeute, dass eine neue internationale Kooperationsstrategie erforderlich sei, einschließlich einer engeren Koordination mit Mitgliedsstaaten und Dialog mit Partnern. Internationale wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit sei eine hohe Priorität und dazu gehöre auch, strategische Partnerschaften aufzubauen, die besten Forscher mit Option auf spätere Rückkehr zwecks Wissensaustauschs nach Europa zu holen und Projekte von beiderseitigem Nutzen zu bestimmen. Eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern sei ebenfalls eine Priorität, betonte der Kommissar, da Wissenschaft und Technologie einer der wichtigsten Motoren sozialen und wirtschaftlichen Wachstums und nachhaltiger Entwicklung sei. Das Erreichen der Millenniums-Entwicklungsziele erfordere globale Anstrengungen, so Potocnik, und die EU könne durch Investition in Kapazitäten in diesen Ländern die Bemühungen radikal stärken, sei jedoch auf Koordination und Zusammenarbeit angewiesen. Gemäß dem Ziel der EU sollten ihre Wissenschaftler mit ihren Partnern in wissenschaftlicher und technologischer Kooperation zusammenarbeiten, um den globalen Herausforderungen wie Lebensmittelsicherheit, nachhaltige Entwicklung und digitale Kluft zu begegnen. "Die Welt wird kleiner, das Leben wird schneller", schloss er, "und wir haben keine andere Wahl, als zu kooperieren." Auf der ersten Sitzung der Konferenz wurden jedoch Bedenken bezüglich dessen laut, was die Rahmenprogramme bei der Förderung der internationalen Zusammenarbeit erreicht haben. Professor Eric Goles Chacc, Vorsitzender der chilenischen Comisión Nacional de Investigación Cientifíca y Technológica (Conicyt - Nationaler Ausschuss für wissenschaftliche und technologische Forschung), sagte, anstatt wie "Brüder" in enger Beziehung mit Europa fühle er sich manchmal wie "ein Cousin 20. Grades". Wenn es um die Berücksichtigung der Interessen von Drittländern gehe, förderten die Rahmenprogramme noch keine volle Beteiligung und es bestehe die Notwendigkeit eines Lateinamerikaforums für Diskkussionen mit der EU. Er betonte jedoch auch, dass die EU Chiles Hauptpartner bleibe, dass europäische Förderung äußerst erfolgreiche Ergebnisse bringen könne, wenn sie richtig verwendet würde, und dass Lateinamerika und Europa gewinnen würden, wenn die Koordination verbessert werden könne. Rob Adam, Generaldirektor des südafrikanischen Ministeriums für Wissenschaft und Technologie, führte ebenfalls an, dass eine internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Technologie besser verstanden werden müsse und zur Analyse zweckmäßigerweise in drei Arten der Partnerschaft unterteilt werden könne: - Peer-to-Peer-Zusammenarbeit unter Forschern, die Basis der größten Interaktion innerhalb der EU-Rahmenprogramme; - gezielter Netzwerkaufbau für Innovationskapazitäten, für den er das Beispiel der Partnerschaft für klinische Studien zwischen Europa und den Entwicklungsländern (EDCTP) anführte; - Aufbau großer wissenschaftlicher Einrichtungen durch direkte Investitionen zur Schaffung von Kapazitäten. Wie viele der Redner während der Sitzungen des ersten Tages betonte er die im Wesentlichen internationale Art der wissenschaftlichen Forschung. Er zitierte Louis Pasteur, der gesagt hatte: "Wissenschaft kennt kein Land, da Wissen der gesamten Menschheit gehört."