Potocnik erläutert Gründe der Kommission zur Förderung der Kommunikation von Wissenschaftlern über ihre Projekte
"Forschung ist ein Bereich, in dem wir der Öffentlichkeit sehr einfach zeigen können, dass die EU für sie arbeitet. Es geht nicht nur um fehlgeschlagene Referenden und Streitereien über Budgets, sondern auch um die Verbesserung ihrer Lebensqualität", sagte Janez Potocnik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, gegenüber CORDIS-Nachrichten vor einer großen Konferenz zur Förderung der Kommunikation über die EU-Forschung. Die Kommission hat in den letzten Jahren ihre Anstrengungen zur Information der allgemeinen Öffentlichkeit über EU-finanzierte Forschungsmaßnahmen mit der Organisation verschiedener Initiativen, Preisverleihungen und sonstigen Veranstaltungen intensiviert. Wie der Kommissar allerdings betonte, "sind diejenigen, die die Forschungsarbeiten durchführen, am besten in der Lage zu erläutern, welche Ergebnisse bereits erzielt wurden, daher müssen wir den Wissenschaftlern klar machen, wie wichtig die Kommunikation über ihre Projekte ist". Die Wissenschaftler sollten darüber hinaus den sozialen Kontext verstehen, in dem sie agieren, sagte der Kommissar. Sie müssen verstehen, worüber die Menschen sich Sorgen machen und was sie von der Wissenschaft erwarten. Im Rahmen der Konferenz "Communicating European Research" ("Europäische Forschung kommunizieren") werden die Instrumente, Mitteilungen und Methoden erörtert, die die Wissenschaftler bei der Kommunikation unterstützen. Außerdem wird über die Arbeit der Forscher informiert. Die Kommission untersucht momentan, ob die Kommunikation über ein Projekt als Bestandteil eines Projekts betrachtet werden sollte, und arbeitet an der Entwicklung von Instrumenten, die Wissenschaftler bei der Information der Öffentlichkeit über ihre Projekte unterstützen können. Potocnik ist sich bewusst, dass die Europäische Kommission auch eine Verantwortung gegenüber europäischen Steuerzahlern hat, sie darüber auf dem Laufenden zu halten, wie ihre Gelder eingesetzt werden. In der Tat fließt ein großer Anteil der Steuergelder in die F&E. Das aktuelle Rahmenprogramm verfügt über ein Budget von über 20 Milliarden Euro, während das vorgeschlagene Budget für das nächste Programm, das Siebte Rahmenprogramm (RP7), 72,73 Milliarden Euro beträgt. Bisher weigert sich der Rat allerdings, einer so massiven Budgeterhöhung zuzustimmen, wodurch sowohl die Umsetzung einiger Vorschläge der Kommission als auch der Programmstart gefährdet werden. Potocnik gestand ein, dass das Timing "extrem knapp" sei, versicherte jedoch, die Kommission werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um ein reibungsloses und schnelles Rechtssetzungsverfahren zu gewährleisten. Wie der Kommissar betonte, haben er und seine Mitarbeiter die von ihnen zu unternehmenden Schritte rechtzeitig unternommen: Veröffentlichung der Spezifischen Programme im September und Abschluss eines Vorschlags zu den Teilnahmeregeln, der im November veröffentlicht wird. "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu spekulieren, wie das Programm angepasst werden muss, falls unsere Erwartungen in Bezug auf die Höhe des Budgets nicht erfüllt werden", betonte der Kommissar. Er räumte jedoch ein, dass "nicht alle Vorschläge im Rahmen des RP7 umgesetzt werden können, wenn bedeutend weniger Mittel zur Verfügung stehen". Er gab seiner Enttäuschung über die Situation Ausdruck und fuhr fort: "Die Minister der Mitgliedstaaten unterstützen die neuen Elemente des RP7, wie den Europäischen Forschungsrat, Gemeinsame Technologieinitiativen und Forschungsinfrastrukturen, voll und ganz. Gleichzeitig betonen sie die Notwendigkeit von Kontinuität. Im Rahmen von anderen Gesprächen diskutieren die Minister derselben Länder jedoch über eine Reduzierung der zur Verfügung stehenden Mittel. Die Mitgliedstaaten müssen akzeptieren, dass sie nicht beides haben können." CORDIS-Nachrichten befragte den Kommissar zu den Bestimmungen im RP7 für die Gruppen, die normalerweise weniger präsent in den Rahmenprogrammen sind, sowie darüber, ob eine offensichtlich stärkere Konzentration auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anstatt auf Wissenschaftlerinnen und Forscher aus den neuen EU-Mitgliedstaaten ein Anzeichen für eine Verschiebung weg von der Gleichberechtigung hin zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit sei. Potocnik erwiderte, dass die KMU die "Motoren der europäischen Wirtschaft" seien, weshalb sie so weit wie möglich in dem Programm reflektiert werden müssten. "Das bedeutet jedoch nicht, dass andere Aspekte außen vor bleiben", fuhr der Kommissar fort. "Im Rahmen des Programms werden nicht nur Mittel bereitgestellt, mit denen diejenigen Mitgliedstaaten, die in Bezug auf wissenschaftliche Exzellenz im Rückstand sind, gefördert werden sollen, sondern die Kommission schlägt außerdem vor, dass ein beträchtlicher Anteil der Strukturfonds speziell in die Forschung, Entwicklung und Innovation fließen sollte." Potocnik wies darauf hin, dass das Thema Gleichberechtigung in der Wissenschaft von "sehr großer Bedeutung" für ihn sei, und betonte, dass Europa die Anzahl seiner Forscher erhöhen müsse und dass der Kontinent den "bedeutenden Beitrag von Forscherinnen" nicht ignorieren dürfe. Die Spezifischen Programme seien sehr präzise in Bezug auf die Notwendigkeit einer adäquaten Berücksichtigung der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern im RP7, so der Kommissar weiter. Die letzten Monate waren sehr arbeitsintensiv für den Kommissar, und dies wird in nächster Zukunft auch so bleiben. Die britische Ratspräsidentschaft arbeitet zurzeit an einer überarbeiteten Version des RP7, über die auf dem nächsten Rat "Wettbewerbsfähigkeit" Ende November diskutiert werden soll. Wenn das im Dokument vorgeschlagene Budget bedeutend niedriger ausfallen sollte als das von der Kommission vorgeschlagene, werden wahrscheinlich sowohl die Kommission als auch das Parlament Einspruch erheben, und die Diskussionen werden noch über Monate andauern.