ESA ermöglicht neuen Mitgliedstaaten und KMU Durchführung von Forschungsprojekten in Internationaler Raumstation
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) ein neues EU-finanziertes Projekt ins Leben gerufen, das neuen Forscherteams die Durchführung von Forschungsmaßnahmen in der Internationalen Raumstation (ISS) ermöglicht. Für Transport und Durchführung ausgewählter wissenschaftlicher und industrieller Experimente in den nächsten vier Jahren stehen zwei Millionen Euro zur Verfügung. Die Möglichkeit, Experimente in der ISS durchzuführen, war zuvor Forschern aus einem der 17 ESA-Mitgliedstaaten vorbehalten, die einen finanziellen Beitrag zur Raumstation leisten. Ein "Announcement of Opportunity" im Rahmen der neuen Initiative SURE ("International Space Station: a Unique Research Infrastructure" - "Internationale Raumstation: eine einzigartige Forschungsinfrastruktur") richtet sich nun in erster Linie an die neuen EU-Mitgliedstaaten, Beitrittskandidaten sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Auf der Einführungsveranstaltung des Projekts am 18. November begrüßte der Leiter des Büros für die kommerzielle Nutzung der ISS der ESA Maurizio Belingheri insbesondere "diese Anerkennung der ISS als für Europa interessante Forschungsinfrastruktur seitens der EU". Bei der Projektauswahl, für die im Rahmen der RP6-Vorschriften ein unabhängiges Prüfungsgremium verantwortlich ist, werden allein wissenschaftliche Kriterien berücksichtigt. Es werden jedoch spezielle Anstrengungen zur Förderung der und Sensibilisierung für die Möglichkeiten für Nicht-ESA-Mitgliedsstaaten unternommen. Priorität erhalten die neuen EU-Mitgliedsländer Zypern, Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei und Slowenien sowie die beiden Beitrittskandidaten Bulgarien und Rumänien. Marc Heppener, bei der ESA für die Abteilung "Nutzung der ISS und Förderung der Schwerelosigkeitsforschung" verantwortlich, erklärte, dass die vollständige Förderung der besten Wissenschaftsprojekte "Transport- sowie Betriebskosten umfassen wird". Des Weiteren betonte er, dass Europa bereits der Hauptnutzer der ISS für Forschungszwecke ist, mit dem neuen Projekt jedoch darauf hingewiesen werden soll, dass nicht nur ESA-Mitglieder Fördermittel zur Nutzung der Mikroschwerkraft in der Raumstation zu Forschungszwecken beantragen können. Die geringe Schwerkraft an Bord der ISS im Orbit bietet einzigartige Bedingungen zur Durchführung biologischer Studien (Zellteilung und Antibiotikaempfindlichkeit) sowie humanphysiologischer (Osteoporose) und physikalischer Untersuchungen (Erstarrung von Metallen und Fluid-Interface-Verbrennung). Die ESA koordiniert außerdem das RP6-Projekt IMPRESS, das die Mikroschwerkraft an Bord der ISS zur Untersuchung neuer, leistungsfähiger intermetallischer Legierungen nutzt. Neben der 100-prozentigen Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung können KMU für industrielle Projekte eine 50-prozentige Kofinanzierung durch das SURE-Projekt beantragen. Belingheri erläuterte, dass Projekte basierend auf ihrem Potenzial zur Förderung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit ausgewählt würden. Die Unternehmen, deren Projekte ausgewählt werden, werden alle Eigentumsrechte zur kommerziellen Nutzung der Forschungsergebnisse behalten. Bis 31. Januar 2006 kann eine erste, kurze und unverbindliche Interessenbekundung eingereicht werden, gefolgt von umfassenden Vorschlagsunterlagen, die bis zum 15. April vorliegen müssen. Im Herbst 2006 findet die Projektauswahl statt. Es wird insbesondere zur Einreichung von wissenschaftlichen Experimenten in folgenden Hauptbereichen aufgerufen: Quantenphysik, Wärmeaustausch, planetare Untersuchungen und Nanotechnologie. Heppener geht davon aus, dass für die vierjährige Projektlaufzeit zehn bis zwölf Projekte ausgewählt werden. Bei erfolgreicher Durchführung der Initiative und einem Überangebot an qualitativ hochwertigen Projektvorschlägen könnten weitere Fördermitteln und möglicherweise Folgemaßnahmen im Rahmen des nächsten Rahmenprogramms (RP7) bewilligt werden, sagte er. Das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) hat bereits ISS-Upgrades in ihre Liste der Entwicklungsmöglichkeiten während des RP7 eingeschlossen. Das Forum, das im April 2002 ins Leben gerufen wurde, arbeitet derzeit an der Entwicklung einer "Roadmap" für eine neue Generation großer Forschungsinfrastrukturen für die nächsten 20 Jahre, die von Interesse für Europa sind. Die 17 Mitgliedstaaten der ESA sind die EU-Länder Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich sowie Norwegen und die Schweiz. Obwohl die ESA eine von der EU unabhängige Organisation ist, unterhält sie über ein ESA/EG-Rahmenabkommen enge Verbindungen zur EU. Beide arbeiten gemeinsam an einer Europäischen Raumfahrtpolitik.