ESA veröffentlicht neue Ergebnisse von Mars Express und Huygens
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat am 30. November eine Reihe neuer Ergebnisse ihrer Missionen Mars Express und Huygens veröffentlicht, einschließlich der bisher ersten Daten zur Tiefenstruktur des Roten Planeten. Unter Verwendung des MARSIS-Instruments (Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionospheric Sounding) an Bord des Mars Express untersuchten die Wissenschaftler das Echo der ausgesandten Radiowellen, um ein Bild von den Schichten unterhalb der Oberfläche des Planeten zu erstellen. Das Team fand Hinweise auf einen versunkenen Einschlagkrater mit einem Durchmesser von etwa 250 km, der möglicherweise eine dicke Schicht von wasserreichem Material enthält. "Die Entdeckung eines großen versunkenen Einschlagbeckens deutet darauf hin, dass MARSIS-Daten verwendet werden können, um eine Population versteckter Einschlagkrater im nördlichen Tiefland und an anderen Stellen des Planeten zu enthüllen", sagte Jeffrey Plaut, MARSIS-Co-Hauptexperimentator. "Wir sind möglicherweise gezwungen, die Chronologie der Entstehung und Entwicklung der Oberfläche zu überdenken." MARSIS wurde außerdem verwendet, um die Schichtablagerungen zu untersuchen, die sich in der Umgebung des Nordpols befinden. Die Wissenschaftler kamen zu der Schlussfolgerung, dass sich hier wahrscheinlich eine nahezu reine, über 1 km dicke Wassereisschicht über einer Basaltschicht befindet. Bisher hat das MARSIS-Team keine überzeugenden Beweise für die Existenz von flüssigem Wasser im Untergrund des Mars gefunden, aber die Forscher betonen, dass die Suche gerade erst begonnen habe. "MARSIS demonstriert bereits die Möglichkeit, Strukturen und Schichten im Untergrund des Mars zu entdecken, die nicht durch andere Sensoren, weder durch frühere noch durch aktuelle, entdeckt werden können", so Hauptexperimentator Giovanni Picardi. "MARSIS ist sehr viel versprechend, wenn es darum geht, eine Reihe offener Fragen von großer geologischer Bedeutung anzugehen und möglicherweise zu lösen." Ein weiteres Instrument an Bord von Mars Express, das bildgebende Infrarot-Spektrometer OMEGA, hat zwei Arten von hydrierten Mineralen auf der Oberfläche des Planeten entdeckt - Phyllosilikate wie beispielsweise Ton und hydrierte Sulfate - die auf die lange Präsenz großer Mengen von flüssigem Wasser auf dem Mars in seiner Frühgeschichte hindeuten. "Ein frühes aktives hydrologisches System muss auf dem Mars vorhanden gewesen sein, auf das die große Menge an Tonen oder ganz allgemein Phyllosilikaten, die OMEGA beobachtet hat, zurückzuführen ist", sagte der Hauptexperimentator des Instruments Jean-Pierre Bibring. Die Entdeckung zwei verschiedener Typen hydrierter Minerale deutet auf zwei große Klimaphasen in der Geschichte des Mars hin: eine frühe feuchte Umgebung, in der sich die Phyllosilikate bildeten, gefolgt von einer saureren Umgebung, in der sich die Sulfate entwickelten. "Von den heutigen Nachweisen ausgehend, müsste man annehmen, dass der Mars im frühen Noachian [von der Entstehung des Planeten bis vor rund 3.800 Millionen Jahren] bewohnbar gewesen sein und Leben aufrechterhalten haben könnte. Die von uns kartierten Tonminerale könnten immer noch Spuren einer möglichen biochemischen Entwicklung auf dem Mars enthalten", schlussfolgerte Professor Bibring. Die ESA veröffentlichte außerdem Ergebnisse der Sonde Huygens, die vom NASA-/ESA-/ASI-Raumfahrzeug Cassini zur Landung auf dem größten Saturnmond, Titan, am 14. Januar 2005, transportiert wurde. Klare Bilder der Sonde während ihrer Landung mit einem Fallschirm deuten stark auf eine Erosion aufgrund von Flüssigkeitsströmen auf dem Titan, höchstwahrscheinlich von Methan, hin. Kleine Steine aus Wassereis mit bis zu mehreren Zentimetern Durchmesser waren nahe des Landeplatzes der Sonde verstreut. Die Oberfläche hat die Konsistenz von lockerem, nassem Sand. Huygens überraschte die Wissenschaftler durch die Entdeckung einer zweiten niedrigeren ionosphärischen Schicht in der Atmosphäre des Titan, und ihre Instrumente haben möglicherweise auch Blitze aufgezeichnet. Nach Untersuchung sowohl der Atmosphäre als auch der Oberfläche des Titan konnte Huygens die Existenz einer komplexen organischen Chemie in beiden bestätigen, was die Theorie verstärkt, dass der Titan ein viel versprechender Ort ist, um die chemischen Bahnen von Molekülen zu untersuchen, die möglicherweise die Bausteine des Lebens auf der Erde sind. Argon 40 wurde ebenfalls auf der Oberfläche entdeckt, was darauf hindeutet, dass es auf dem Titan in der Vergangenheit interne geologische Aktivitäten gab und es diese höchstwahrscheinlich auch heute noch gibt.