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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Konferenz debattiert, inwieweit die Sozialwissenschaftsagenda von politischen Entscheidungsträgern festgelegt werden sollte

Die Teilnehmer des letzten Tages der EU-Konferenz "Social Sciences and Humanities in Europe" ("Die Sozial- und Geisteswissenschaften in Europa") unterstützten einstimmig eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, waren aber geteilter Meinung darüber, wie eine derartige Zus...

Die Teilnehmer des letzten Tages der EU-Konferenz "Social Sciences and Humanities in Europe" ("Die Sozial- und Geisteswissenschaften in Europa") unterstützten einstimmig eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, waren aber geteilter Meinung darüber, wie eine derartige Zusammenarbeit gefördert werden sollte. Mehrere internationale Referenten hoben die derzeitigen Initiativen und Projekte hervor, in deren Rahmen eine internationale Zusammenarbeit erfolgt, während andere die Einrichtung neuer Netze vorschlugen. Maria Joao Rodrigues vom Higher Institute of Business and Labour Sciences (ISCTE) in Portugal sprach sich mit folgenden Worten dafür aus, dass Entscheidungsträger eine Agenda festlegen: "Wir müssen sicherstellen, dass die Entscheidungsträger regelmäßig zusammenkommen, um über die zentralen Punkte und die Strategie zu entscheiden." Diese Argumentation wurde jedoch von David Lightfoot, Assistant Director for Social Behavioural and Economic Sciences bei der amerikanischen National Science Foundation (NSF), zurückgewiesen. Der Beginn eines Prozesses, in dessen Rahmen eine Agenda durch politische Entscheidungsträger festgelegt werde, sei ein "gefährlicher Kurs", sagte er. "Ich halte eine Zusammenarbeit zum Zwecke der Bedarfsermittlung nicht für notwendig. Meiner Meinung nach sollte die Zusammenarbeit ein Bottom-up-Prozess sein. Wir brauchen Mechanismen, die ermöglichen, dass dies auf natürliche Art und Weise geschieht", so Lightfoot. Dius Lennon, Direktor für Sozial- und Geisteswissenschaften sowie Zukunftsforschung bei der GD Forschung der Europäischen Kommission, hob hervor, dass die politischen Entscheidungsträger tatsächlich nicht an der Konferenz teilnehmen. Bei seiner Suche nach einer Lösung für die Unstimmigkeit darüber, wer Prioritäten setzen sollte, unterstrich Lennon die Wichtigkeit einer "Entdramatisierung" der Debatte. Er betonte, dass die politischen Entscheidungsträger ebenfalls Prioritäten und Bedürfnisse hätten und dass die Lücke zwischen diesen und den Prioritäten der Wissenschaftler möglicherweise nicht so groß sei, wie einige erwarten. "Der Unterschied ist eher scheinbar als real", sagte er. Lennon schlug daher eine Reihe von Workshops vor, die politische Entscheidungsträger und Forscher aus den Sozial- und Geisteswissenschaften zusammenbringen sollen. Da nicht jeder in der Lage sein werde, an den Workshops teilzunehmen, sei für deren Effizienz auch eine webbasierte Konsultation notwendig, sagte er. Ein Teilnehmer, der auf der Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit auf Ebene der Forscher bestand, war der Präsident des brasilianischen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung, Professor Glauco Arbix. Er forderte die Einrichtung eines gemeinsamen Netzes von Brasilien und der EU und sagte, die brasilianischen Wissenschaftler könnten die historischen Probleme Lateinamerikas und Brasiliens nicht verstehen, wenn sie ausschließlich Brasilien betrachteten. Er betonte, er bitte nicht um finanzielle Unterstützung von der EU. Er erklärte, dass er über einen jährlichen Haushalt von zehn Millionen Dollar (8,3 Millionen Euro) verfüge, und sagte: "Unser Problem ist nicht das Geld - obwohl Geld natürlich willkommen ist - wir brauchen kein Geld von der EU und den USA. Wir brauchen Wissen und müssen von Ihrer Methode lernen." Das Netzwerkkonzept wurde auch im Kontext der Forschungsrahmenprogramme der Europäischen Kommission angesprochen. Professor Reimund Seidelmann vom Institut für Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität lobte den für die Exzellenznetze - ein im Sechsten Rahmenprogramm (RP6) eingeführtes Finanzierungsinstrument - angenommenen Managementansatz, sagte aber, es funktioniere nicht gut, wenn sich 40 oder 50 Universitäten in einem Netz befänden. Ein weiterer Aspekt der Rahmenprogramme und insbesondere des bevorstehenden RP7, auf das sich viele Redner bezogen, war der Europäische Forschungsrat. Zum Abschluss der Veranstaltung sagte Lennon, er habe den Eindruck, dass die Anwesenden eher im Rahmen des Europäischen Forschungsrats als im Rahmen eines der traditionelleren Kooperationsprogramme des RP7 zusammenarbeiten würden. Er räumte ein, dass insbesondere die Geisteswissenschaften in den früheren Rahmenprogrammen nicht berücksichtigt worden seien, und sagte, dass sich dies im RP7 ändern müsse. Eine Reihe von Fragen in Bezug auf den Europäischen Forschungsrat bleibt jedoch ungeklärt und einige davon wurden von Gordon Marshall, Vizekanzler der britischen University of Reading, angesprochen. "Wie werden wir verhindern, dass der Europäische Forschungsrat erneut Forschungsmaßnahmen durchführt, die bereits auf nationaler Ebene durchgeführt wurden? Wenn der Europäische Forschungsrat Finanzierungsmittel für die Besten der Besten bereitstellen wird, bedeutet das dann, dass wir all unsere Investitionen in den Aufbau von Exzellenz und nicht in den Kapazitätsaufbau stecken sollten? Wird der Europäische Forschungsrat grenzüberschreitende Projekte und Programme, die derzeit existieren, überflüssig machen?", fragte er. Lennon empfahl in seiner Antwort den Sozial- und Geisteswissenschaftlern, mit ihren fünf Vertretern einen Dialog über den wissenschaftlichen Rat des Europäischen Forschungsrates in der Gründungsphase der Initiative einzuleiten. Die Konferenz wurde von allen als großer Erfolg gewertet. Sie stieß ab dem Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe auf so starkes Interesse, dass die Kommission aufgrund von Platzmangel vielen, die teilnehmen wollten, absagen musste. Der Umfang, in dem die Konferenz und künftigen EU-Pläne für die Sozial- und Geisteswissenschaften begrüßt wurden, wurde von Poul Holm, Professor für Meeresgeschichte an der Süddänischen Universität, zusammengefasst. Er bezeichnete die Vorschläge für das RP7 als einen "großen Durchbruch". "Vor nicht allzu langer Zeit fühlten wir uns von der Europäischen Union völlig ignoriert. Diese Konferenz und der Entwurf eines Vorschlags für das RP7 tragen viel dazu bei, dieses Gefühl zu beseitigen", sagte er.

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