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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Nachwuchswissenschaftler heben Wert der Kommissionsinitiativen zu Humanressourcen hervor

Es wird viel Wirbel um den so genannten Brain Drain europäischer Forscher in andere Teile der Welt, insbesondere die USA, gemacht. Der Kommission zufolge ist das dringendste Problem jedoch die hohe Zahl von Absolventen in den Bereichen Wissenschaft und Technik (W&T), die sich ...

Es wird viel Wirbel um den so genannten Brain Drain europäischer Forscher in andere Teile der Welt, insbesondere die USA, gemacht. Der Kommission zufolge ist das dringendste Problem jedoch die hohe Zahl von Absolventen in den Bereichen Wissenschaft und Technik (W&T), die sich entscheiden, keine Forscherlaufbahn einzuschlagen. Die EU bringt jährlich fast zweimal so viele W&T-Absolventen wie die USA hervor und mehr als die doppelte Anzahl von Doktoranden. Dennoch ist die Gesamtzahl aktiver Forscher in beiden Regionen etwa gleich. "Das Problem besteht nicht darin, dass die Forscher abwandern, sondern darin, dass sie andere Laufbahnen einschlagen - der 'Brain Drain' ist geringer als der 'Brain Waste'", sagte die Sprecherin für Forschung der Kommission Antonia Mochan. Diese Tatsache erklärt, warum das Hauptziel der Humanressourcen-Strategie der Kommission für Wissenschaftler darin besteht, die Attraktivität von Forscherlaufbahnen in Europa insgesamt zu erhöhen. Am 14. Dezember wurden drei Nachwuchswissenschaftler nach Brüssel eingeladen, die erläutern sollten, wie EU-Initiativen sie beim Start ihrer Forscherlaufbahn unterstützt haben. Sofia Calero leitet derzeit ihr eigenes Forschungsteam, das rechnergestützte Ansätze für den Entwurf von Nanomaterialien an der Universität Pablo de Olavide in Sevilla, Spanien, entwickelt. Nach ihrer Promotion in Madrid erhielt sie mit Hilfe eines zweijährigen Marie-Curie-Stipendiums ihre erste Chance in der Forschung in den Niederlanden. "Ich hatte großes Glück, ein Marie-Curie-Stipendium zu erhalten, da ich dadurch die Möglichkeit erhielt, erstmals unabhängig zu forschen", sagte Dr. Calero. "Die Kommission ermöglichte mir, meine eigenen Ideen zu entwickeln, und bot mir während meines Aufenthalts in den Niederlanden zwei Jahre lang Stabilität." Nach dieser Zeit erhielt Dr. Calero eine weitere Marie-Curie-Beihilfe, die ihr die Rückkehr nach Spanien ermöglichte, und im Rahmen eines nationalen Programms wurde ihr ein Fünfjahresvertrag sowie die Möglichkeit, ihre eigene Forschungsgruppe zu gründen, angeboten. "Ich bin sehr glücklich und habe eine sehr gute Laufbahn eingeschlagen", so Dr. Calero. In Anerkennung der Leistungen ihrer Forschungsgruppe wurde ihr kürzlich ein Marie-Curie-Preis für mobile Spitzenforschung verliehen, der noch mehr Stabilität bringen wird. Aber Dr. Calero betont, dass sie in dieser Hinsicht eher die Ausnahme als die Regel ist: "Ich beschwere mich über die mangelnde Stabilität für Nachwuchswissenschaftler in Europa - man kann nicht wirklich forschen, wenn man alle fünf Jahre umziehen muss." Während sich ihre eigene Karriere optimal entwickelt, verweist Dr. Calero auf viele ihrer Altersgenossen, die der Forschung den Rücken gekehrt haben. "Spanien hat viele Doktoranden hervorgebracht, aber dann festgestellt, dass es uns nicht alle unterbringen kann. Es stimmt, dass es jetzt ein Programm gibt, um spanische Forscher aus Übersee zurückzubringen, indem ihnen ein Fünfjahresvertrag angeboten wird. Aber ich frage mich, was nach den fünf Jahren mit ihnen passieren wird." Neben dem Marie-Curie-Programm leitete die Kommission kürzlich eine weitere große Initiative ein: die Veröffentlichung einer Charta für europäische Forscher und eines Verhaltenskodex für die Einstellung von Forschern. Francis Vella, promovierter Nachwuchswissenschaftler und Präsident von EURODOC, einem europäischen Zusammenschluss nationaler Verbände, der bis zu einer halben Million Nachwuchswissenschaftler vertritt, bezeichnet die Charta und den Kodex als einen Meilenstein auf dem Weg zur Verbesserung der Bedingungen für Nachwuchswissenschaftler in Europa. "Die Charta und der Kodex sollen qualitative, karriereorientierte Mobilität anstatt erzwungener Mobilität ermöglichen", sagte Dr. Vella. "Sie werden Qualität für Forscher bieten, die in verschiedene Länder oder Einrichtungen umziehen wollen." Er bezeichnete die Initiative als eine subtile Art, mit der Herausforderung der Verbesserung der Forscherlaufbahnen umzugehen. Die Mitgliedstaaten oder Organisationen seien zwar nicht verpflichtet, die Charta und den Kodex anzunehmen, werden aber seiner Meinung nach durch diese einen Wettbewerbsvorteil erhalten, wenn es darum gehe, die besten Forscher zu gewinnen. Auf die Frage, ob er der Meinung sei, der Kodex und die Charta hätten direkt zu einem beträchtlichen organisatorischen Wandel in Europe beigetragen, antwortete Dr. Vella gegenüber CORDIS-Nachrichten, dass es für eine solche Beurteilung noch zu früh sei. "Immer mehr Einrichtungen und Länder verpflichten sich zur Einhaltung der Charta und des Kodex, und wir werden versuchen zu überwachen, ob die Einrichtungen die notwendigen Änderungen vornehmen, wenn sie beitreten, aber es ist noch zu früh, um dies zu beurteilen." Dr. Vella zufolge stehen die europäischen Nachwuchswissenschaftler der Charta und dem Kodex insgesamt jedoch sehr positiv gegenüber. Schließlich beschrieb Abufahra Saba, ein junger Medizinforscher aus Palästina, der derzeit in einem Forschungskrankenhaus in Lüttich, Belgien, tätig ist, wie sein Umzug nach Europa mit Hilfe des europäischen Netzwerks der Mobilitätszentren, das im Jahr 2004 von der Kommission eingerichtet wurde, wesentlich erleichtert wurde. Neben der Unterstützung bei der Beantragung seines Visums und anderen Verwaltungsfragen hat das Zentrum laut Dr. Saba "sogar bei einfachen Dingen wie etwa dem Abschluss einer Krankenversicherung und beim Kauf eines Autos geholfen". Letztendlich schienen sich alle drei Nachwuchswissenschaftler einig zu sein, dass der wichtigste Faktor, der häufig bei einer Forscherlaufbahn in Europa fehle, die Stabilität sei. "Die meisten Leute, die ich kenne, wären mit mehr Stabilität glücklicher als mit einem höheren Gehalt", sagte Dr. Vella gegenüber CORDIS-Nachrichten. "An einem gewissen Punkt geht es um Gehälter, aber mangelnde Stabilität wirkt sich direkt auf das Familienleben und die Forschung selbst aus. Wenn jemand ein Labor verlässt, nimmt er sein Wissen mit. Daher betrifft das Problem nicht bloß Einzelpersonen, sondern auch Institutionen." Mit Initiativen wie den Marie-Curie-Maßnahmen, der Charta und dem Kodex sowie ihrem Netzwerk der Mobilitätszentren versucht die Kommission ihr Bestes, um mehr Stabilität für Nachwuchswissenschaftler in Europa zu bieten und sie zu überzeugen, dass eine Forscherlaufbahn im Interesse aller ist.