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Interview
Inhalt archiviert am 2024-04-17

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Ministerin stützt die Forschungspläne der österreichischen Ratspräsidentschaft auf vier "K"

Österreich hat zu einem für die europäische Forschung entscheidenden Moment die Zügel der EU übernommen. Aber ist es nicht zu viel von einer Ratspräsidentschaft verlangt, einen Haushaltskonsens zu erzielen, der für alle annehmbar ist und der die zur Verfügung stehenden Mittel ...

Österreich hat zu einem für die europäische Forschung entscheidenden Moment die Zügel der EU übernommen. Aber ist es nicht zu viel von einer Ratspräsidentschaft verlangt, einen Haushaltskonsens zu erzielen, der für alle annehmbar ist und der die zur Verfügung stehenden Mittel für die EU-Forschungsprogramm erheblich erhöht, und gleichzeitig alle Beteiligten zu einer Einigung über Inhalt und Struktur des Siebten Forschungsrahmenprogramms (RP7) zu bewegen? Die österreichische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Elisabeth Gehrer, lässt sich von dieser schwierigen Aufgabe nicht beeindrucken. Vor ihrem Gespräch mit MdEP äußerte sich Gehrer CORDIS-Nachrichten gegenüber sehr zuversichtlich, dass das RP7 innerhalb des engen Zeitrahmens verabschiedet wird, sodass es im Januar 2007 starten kann. Sie lobte die Forschungsanstrengungen in ihrem Heimatland und die Initiative unter österreichischer Leitung zur Unterstützung der Forschung im Westbalkan, einer an Österreich angrenzenden Region. Das österreichische Forschungsportfolio bis Ende Juni werde sich, so die Ministerin, auf die vier "K" konzentrieren: "Kontinuität", das heißt Weiterführung der Ergebnisse der britischen Ratspräsidentschaft, "Konsequenz" bei den prioritären Themen des Programms, "Kompetenz" bei der Leitung der Debatten zum RP7 und "Kooperation" zwischen der Präsidentschaft und dem Parlament. Im Hinblick auf den engen Zeitplan sagte Gehrer gegenüber CORDIS-Nachrichten, dass sie den MdEP vorschlagen möchte, intensiv in Arbeitsgruppen die Vorbereitung zu leisten, damit das Parlament den Vorschlag bei der ersten Lesung im Juni verabschieden kann. Dieses Szenario hänge natürlich von dem effektiven Trialog zwischen Rat, Parlament und Kommission ab, betonte die Ministerin. Die Ministerin sagte auch, eine rechtzeitige Einigung sei nicht nur unabdingbar für die europäische Forschung, sondern solle auch den europäischen Bürgern beweisen, dass es der EU ernst ist mit der Forschung und dass sie Resultate erzielen kann. "Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber ich denke, dass es wirklich wichtig ist zu zeigen, dass wir verhandeln können, dass wir kompetent sind und dass Forschung oben auf der Tagesordnung steht", so die Ministerin. Über das RP7 hinaus plant die österreichische Ratspräsidentschaft, die Zusammenarbeit mit den Ländern des Westbalkans zu forcieren. Diese Länder an Europa anzubinden ist ein außenpolitisches Ziel, aber es kann auch über Forschung erreicht werden, erklärte Gehrer: "Ich persönlich bin vollkommen überzeugt, dass die jungen Menschen in diesen Ländern nur ihr Land aufbauen und dort bleiben können, wenn wir ihnen Möglichkeiten bieten, Möglichkeiten in Wissenschaft und Forschung. Wir müssen den Braindrain stoppen." Österreich hat mit seinem Vorschlag einer Lenkungsgruppe (steering platform), an der die Länder des Westbalkans beteiligt sind, bereits eine engere Kooperation mit diesen Ländern eingeleitet. Diese Idee, so die Ministern, wurde schon von Forschungskommissar Janez Potocnik begrüßt. Ziel dieser Gruppe sei es, die Zusammenarbeit mit den Westbalkanländern zu intensivieren, den Wissens- und Know-how-Transfer zu fördern und Motivation und Unterstützung zu bieten, erklärte die Ministerin. Die Ministerin hat bereits Unterstützung für diese Initiative aus der EU erfahren und erwartet, dass sie weitere Unterstützung erhalten wird, wenn das Bewusstsein über die Region steigt. Österreich selbst hat sich in den letzten Jahren - während seiner Transformation von einer Produktions- in eine Wissensgesellschaft - mehr und mehr auf Forschung konzentriert. Das sei keine leichte Aufgabe gewesen, so die Ministerin, aber sie sei angesichts der Verfügbarkeit billiger Arbeitskräfte in anderen Ländern unumgänglich gewesen. Ein neues Hochschulgesetz gibt den Universitäten mehr Unabhängigkeit, wodurch sie innovativer sein und ihre Prioritäten selbst setzen können. "Wissenschaft erlebt einen Boom und die Forschung auch", sagte Gehrer gegenüber CORDIS-Nachrichten. Das Land investiert derzeit 2,35 Prozent seines BIP in die Forschung und hat in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt. Noch mehr Mittel sind vorgesehen, und Österreich hat sich voll und ganz dem EU-Ziel verschrieben, die Forschungsausgaben bis 2010 auf drei Prozent des BIP anzuheben. Auch wenn das österreichische Ziel bei drei Prozent liege, so die Ministerin, könne dieses Ziel nur erreicht werden, wenn die Industrie ihren Beitrag dazu leistet. Sie fordert alle Länder und Regionen auf, sich zu engagieren und verweist auf die nationalen Reformprogramme im Rahmen der Lissabon-Agenda: Sie könnten zeigen, dass der Wille da ist, Europa innovativer und wettbewerbsfähiger zu machen. Natürlich verlangt der Übergang von einer Wirtschaftsform zu einer anderen die Unterstützung der Bürger, und die Österreicher haben sich diesem Prozess nicht verweigert. Kürzlich habe es eine landesweite "Lange Nacht der Forschung" gegeben, während der alle Forschungszentren ihre Türen öffneten und 45.000 Besucher verzeichneten. Laut der Ministerin war diese Initiative sehr erfolgreich und wird jetzt jedes Jahr wiederholt werden. Auf die Frage nach den wissenschaftlichen Stärken Österreichs nannte Gehrer die Naturwissenschaften, insbesondere Biologie. Sie fügte hinzu, Österreich erziele auch gute Leistungen im Bereich Verkehrstechnik. Sie schloss mit dem Hinweis, dass Österreich zwar seine Investitionen in die Biologie erhöhe, das aber nicht der einzige Schwerpunkt sei. Weniger als eine Woche nachdem Österreich und die Welt den 250. Geburtstag von Mozart gefeiert haben, betonte die Ministerin, dass Studenten aus der ganzen Welt nach Österreich kommen, um Musik zu studieren, und dass das Land weiterhin die Geisteswissenschaften, Musik und Kunst fördere. "Wir gehen nicht nur in eine Richtung", sagte Gehrer.

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