Neue Informationen über die Art und Weise wie Meere als Kohlenstoffsenken fungieren
Forscher der Universitäten Bremen, Hannover und Newcastle (VK) haben einige der sehr langsamen Prozesse identifiziert, die Meere zu Kohlenstoffsenken werden lassen. Die Wissenschaftler verfolgten den Weg des organischen Kohlenstoffs (Kohlenstoff aus lebenden oder toten Organismen) zurück und fanden dabei heraus, dass der laterale Partikeltransport die Überreste von kleinen Meerestieren, Algen und anderen lebenden Organismen hinaus aufs Meer schwemmt, wo sie dann in einem sehr langsamen Prozess, der Tausende oder Millionen von Jahren dauert, versinken. Die Untersuchung konzentrierte sich auf den Bereich vor der Küste Südwest-Afrikas, der einen extrem hohen Planktongehalt aufweist. Wenn das Plankton stirbt, sinken die Körper auf den Meeresboden. Solange das Plankton lebt, nimmt es Kohlendioxid aus der Luft auf und verwendet es zum Teil für sein Wachstum. Eine Tagesration absorbierter Kohlenstoff mag winzig sein, aber über Millionen von Jahren betrachtet, kommt eine riesige Menge zusammen. Das Team entnahm Proben aus dem Meer, vom Meeresboden und aus dem Gestein und konnte nachvollziehen, dass das Plankton stirbt und in Planktonwolken absinkt. Diese Wolken legen große Strecken zurück, bis sie tiefere Gewässer erreichen, wo sie auf 400 bis 1.500 m versinken. Die Kohlenstoffdatierung hat ergeben, dass allein dieser Prozess Tausende von Jahre dauern kann und - noch wichtiger - dass die Strömung den Kohlenstoff von der Küste, wo das Plankton wächst, hinaus ins offene Meer trägt. Genau deshalb verwandelt sich Kohlendioxid aus der Luft im Laufe der Zeit in Kohlenstoff, der im Gestein eingeschlossen ist. "Depozentren für organischen Kohlenstoff auf dem Schelf bestehen selten über einen längeren Zeitraum hinweg, das heißt, sie fungieren nicht als Kohlenstoffsenke in geologischer Zeit. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Anreicherung von organischer Materie in Tiefseesedimenten auf der geologischen Zeitskala in Erscheinung tritt. Sie hat damit einen nachhaltigen Einfluss auf die Absorption von Kohlenstoff aus der Atmosphäre", erklären die Forscher in ihrem Bericht. Der Bericht unterstreicht die "Bedeutung des lateralen Transports als einen wichtigen Sekundärmechanismus, der effektiv Kohlenstoff aus der Atmosphäre der langfristigen Speicherung in der Tiefsee zuführen kann und die Ablagerung von kohlenstoffreichen Sedimenten mit hohen Kohlenwasserstoffpotenzial unterstützt". Das heißt, das Plankton, das über Millionen von Jahren Kohlendioxid aus der Luft aufgenommen hat, verwandelt sich unter Wasser in Gestein und wird irgendwann zu Öl. Mit dem Öl wird das Kohlendioxid wieder extrahiert und verbrannt, wodurch es zurück in die Luft gelangt. Dieses Forschungsprojekt erklärt interessanterweise auch, warum so viele Erdölvorkommen vor Küsten gefunden werden. Zieht man darüber hinaus die Tatsache in Betracht, dass sich der Meersspiegel im Laufe der geologischen Zeit verändert hat, wird deutlich, dass Ablagerungen sowohl in Küstennähe als auch weiter von den heutigen Küsten entfernt vorkommen können.
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Deutschland, Vereinigtes Königreich