Kommission schlägt zweistufige Struktur für EIT vor
Die Europäische Kommission hat ihre vorläufigen Pläne für die Einrichtung eines Europäischen Instituts für Technologie (EIT) auf der Grundlage einer zweistufigen Struktur, bestehend aus einem zentralen Verwaltungsrat und einem Netzwerk abgeordneter "Wissensgemeinschaften" von Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen in ganz Europa, bekannt gegeben. Die Vorschläge wurden am 22. Februar vom Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso vorgestellt und schlossen sich an eine öffentliche Konsultation an, zu der mehr als 700 Beiträge eingingen. In der Mehrheit der Stellungnahmen wurde gefordert, dass das EIT auf einer Art Netzwerk basieren sollte, aber eine beträchtliche Anzahl - rund ein Viertel - war der Meinung, dass es sich um eine einzige Institution handeln sollte, auch wenn sich diese nicht notwendigerweise an einem einzigen Standort befinden müsse. "[ ] Es wurden Bedenken geäußert, dass ein festes Netzwerk von Universitäten weder die erforderliche Flexibilität und Offenheit noch ein ausreichendes Maß an Integration bieten würde. Es würde außerdem nicht die Tatsache reflektieren, dass Exzellenz häufig nur in einzelnen Fachrichtungen oder Teams vorkommt und sich nicht notwendigerweise auf ganze Universitäten bezieht", wird in den Vorschlägen erläutert. Das Modell der "Wissensgemeinschaft" soll diese Bedenken aus dem Weg räumen und immer noch die Tatsache reflektieren, dass die Mehrheit einen Netzwerk-Ansatz bevorzugt. Die Wissensgemeinschaften werden aus ganzen Fachrichtungen oder Teams von Partnerorganisationen bestehen, die für einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren für das EIT abgestellt sind und rechtlich unabhängig von ihrer Heimatuniversität oder ihrem Heimatunternehmen werden. Die Aufgabe des EIT wird laut Präsident Barroso darin bestehen, die drei Seiten des "Wissensdreiecks" - Ausbildung, Forschung und Innovation - miteinander zu verbinden. Es wird Bildung von höchstem internationalem Standard bieten, Grundlagen- und angewandte Forschung in fächerübergreifenden Bereichen mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Industrie durchführen und starke Verbindungen mit der Industrie aufbauen, um sicherzustellen, dass seine Arbeit zu vermehrter Innovation führt. "Wir planen die Einrichtung einer einzigartigen europäischen Institution, die anders ist als alle anderen laufenden oder geplanten EU-Initiativen", sagte Barroso und hob die klare Abgrenzung zwischen den Rollen des EIT, der Rahmenprogramme und des Europäischen Forschungsrats hervor. "Das EIT wird Mehrwert schaffen in Bezug auf das, was bereits in der EU, den Mitgliedstaaten und Universitäten getan wird, und eine neue Beziehung zwischen Bildung, Forschung und Wirtschaft etablieren. Es wird ein Markenzeichen und ein Symbol für Europa sein, aber darüber hinaus wird es auch konkrete Forschung durchführen und konkrete Ergebnisse produzieren." Der EU-Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung Ján Figel' gab ausführlichere Informationen in Bezug auf die vorgeschlagene Struktur. Die Wissensgemeinschaften würden auf Wettbewerbsbasis ausgewählt, sagte er, und werden sich auf bis zu zehn strategische Bereiche fächerübergreifender Forschung wie beispielsweise Biotechnologie, Nanotechnologie und grüne Energie konzentrieren. Der Verwaltungsrat wird unterdessen den Kern des EIT bilden und dessen Gesamtstrategie festlegen, die Wissensgemeinschaften auswählen, überwachen und bewerten und den Haushalt verwalten. In Bezug auf die wichtige Frage der Finanzierung ist die Kommission der Ansicht, dass anfangs "beträchtliche öffentliche Finanzierungsmittel" von der EU und den Mitgliedstaaten erforderlich sein werden, aber dass die Wissensgemeinschaften im Zuge ihrer Entwicklung in der Lage sein werden, Mittel aus anderen Wettbewerbsquellen öffentlicher Finanzierung sowie von Unternehmen, aus Stiftungsgeldern und durch andere Gebühren aufzubringen. "Die Gewinnung zusätzlicher Finanzierungsmittel wäre ein Ziel mit Meilensteinen in jeder Vereinbarung zwischen dem EIT und einer Wissensgemeinschaftspartnerschaft", heißt es in dem Vorschlag. Die Kommission ist sich darüber im Klaren, dass für den Erfolg eines derartigen Modells die Beteiligung am EIT für Universitäten und Forschungsinstitute ausreichend attraktiv sein muss. Zu den potenziellen Vorteilen für Partner, die bereit sind, ihre besten Teams beizusteuern, gehören eine erhöhte Sichtbarkeit und Prestige, eine privilegierte Partnerschaft mit den besten Wissenschaftlern in einem bestimmten Bereich, finanzielle Anreize in Form von Mitteln für den Kapazitätsaufbau und Wissenstransfer. Die Kommission erkennt, dass zum Erreichen ihres Ziels der Förderung der Innovation in Europa die Beteiligung von Unternehmen ein entscheidender Faktor sein wird. Sie hofft, dass die Möglichkeit zur Beeinflussung der Richtung von Spitzenforschung und Sicherstellung von Garantien, dass sie die Ergebnisse vermarkten können, einen ausreichenden Anreiz für Privatunternehmen darstellen wird. Sowohl Barroso als auch Figel' betonten, dass es sich hierbei um Vorschläge der Kommission handele und dass das vorgeschlagene Modell keinesfalls in Stein gemeißelt sei. Die Pläne werden an den Rat zur Betrachtung bei seiner nächsten Sitzung weitergeleitet. "Wir wollen die politische Unterstützung der Mitgliedstaaten sicherstellen, um herauszufinden, ob sie es wirklich ernst meinen, und dann können die Details später erarbeitet werden", sagte Barroso. Die ersten Reaktionen auf die Vorschläge waren unterschiedlich. Auf einer Pressekonferenz im Europäischen Parlament begrüßten die MdEP Jerzy Buzek und Jorgo Chatzimarkakis, die Berichterstatter zu den Vorschlägen zum RP7 bzw. zum CIP, die Mitteilung und lobten die Kommission für die Einbeziehung der Vorschläge der MdEP in ihre Arbeit. "Die Anstrengungen zur Unterscheidung zwischen den Rollen des EIT und des Europäischen Forschungsrats mit klar aufgeführten Unterscheidungen werden besonders begrüßt", sagte Chatzimarkakis. Dennoch sind die MdEP der Meinung, dass es Raum für Verbesserungen bei den Kommissionsplänen gibt, und ihr Hauptbedenken besteht darin, dass ihrer Meinung nach in den Vorschlägen der Hauptschwerpunkt des EIT auf Innovation nicht ausdrücklich unterstrichen wird. "Europa ist bereits stark in der Forschung, aber es fehlt die Verbindung zur Innovation - das ist die Lücke, die das EIT überbrücken soll", so Chatzimarkakis weiter. Buzek betonte, dass das EIT die Mittel aus dem Rahmenprogramm, CIP oder dem Europäischen Forschungsrat nicht umverteilen dürfe und auch nicht versuchen sollte, mit anderen Universitäten in Europa zu konkurrieren. "Es ist keine neue Universität, es ist insgesamt eine ziemlich unterschiedliche Idee", sagte er. Die zwei MdEP äußerten ebenfalls Zweifel in Bezug darauf, dass Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen gerne bereit seien, ihre besten Teams für zehn Jahre oder länger rechtlich unabhängig von ihren Organisationen zu machen. "Diese Punkte müssen weiter im Europäischen Parlament und in der gesamten EU diskutiert werden", sagte Buzek abschließend. "Der erste Schritt der Kommission ist sehr gut, aber die Debatte hat gerade erst begonnen." Andere Beteiligte waren in Bezug auf die Pläne jedoch etwas zurückhaltender. Dr. David Livesey, Generalsekretär der League of European Research Universities (LERU), sagte gegenüber CORDIS-Nachrichten: "Wir warten noch auf ein Argument dafür, dass das EIT auf einem soliden Verständnis des Innovationsprozesses basiert, und auf eine Erklärung dafür, warum die Vorschläge einen Unterschied machen werden." Ein Sprecher des europäischen Arbeitgeberverbandes UNICE fügte hinzu: "Wir sind der Meinung, die Kommission sollte sich zum jetzigen Zeitpunkt auf das RP7 und den Europäischen Forschungsrat konzentrieren - sie sind wichtiger. Falls noch freie Mittel für das EIT zur Verfügung stehen, sollten sie auf diese anderen Programme umverteilt werden." Der Präsident der britischen Universitäten Drummond Bone ergänzte: "Wir begrüßen die anhaltende Verpflichtung der Kommission zur Verbesserung des Wachstums durch Forschung und Entwicklung, aber ein EIT ist nicht das richtige Instrument für dieses Ziel. Falls diese Pläne umgesetzt werden, werden sie das Ziel der EU, Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen zu fördern, bedrohen, indem sie Mittel und Anstrengungen von den vorhandenen Vorschlägen zur Unterstützung hochrangiger Forschung durch [den Europäischen Forschungsrat] und durch das Rahmenprogramm abziehen werden."