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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Neue Forschung zeigt, wie sich der Superbug verbreitet

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind die Erreger der am meisten gefürchteten Krankenhausinfektion, des so genannten Superbug. Die Bakterien verbreiten sich laut Forschern der Universität Bath, VK, mit Hilfe von Amöben. Das ist wichtig für die Konzeption von...

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind die Erreger der am meisten gefürchteten Krankenhausinfektion, des so genannten Superbug. Die Bakterien verbreiten sich laut Forschern der Universität Bath, VK, mit Hilfe von Amöben. Das ist wichtig für die Konzeption von Krankenhäusern, die die Verbreitung der Infektion verhindern möchten. In ihrer experimentellen Forschung haben Professor Mike Brown und seine Mitarbeiter Amöben in Kontakt mit MRSA-Bakterien gebracht. Innerhalb von 24 Stunden hatte sich die Hälfte der Amöben infiziert, zwei Prozent davon schwer. Der in der Fachzeitschrift Environmental Biology veröffentlichte Forschungsbericht zeigt, dass die Bakterien diese sehr weit verbreiteten mikroskopischen Einzeller infizieren. Wenn sich die Amöbe (Acanthamoeba polyphaga) fortpflanzt, dann pflanzen sich die MRSA-Bakterien mit fort. Diese Art der Übertragung umgeht die meisten Barrieren, die in einem Krankenhaus errichtet werden, um die Verbreitung von MRSA zu verhindern. "Bis jetzt war diese Quelle von MRSA völlig unerkannt. Es handelt sich hier um eine patientenunabhängige Fortpflanzungsquelle, und angesichts der Tatsache, dass Amöben und andere Protozoen überall sind, auch in Krankenhäusern, tragen sie wahrscheinlich zur Persistenz von MRSA in der Krankenhausumgebung bei", erklärte Professor Brown von der pharmakologischen Fakultät des Universität. Amöben brauchen Wasser um zu überleben. Professor Brown ist daher der Ansicht, dass eine trockene Umgebung und die sorgfältige Wahl des Standorts von Waschbecken und anderen Wasseranschlüssen kritische Faktoren bei der Minimierung der MRSA-Verbreitung sind. "Ich denke, wir müssen sehr vorsichtig in jeder Situation sein, in der wir Wasser verwenden", so Professor Brown gegenüber CORDIS-Nachrichten. "Wenn sich zum Beispiel das Waschbecken in der Nähe des Patienten befindet, konnten Wassertröpfchen einen Aerosoleffekt haben. Es ist daher davon abzuraten, dass sich Patienten in der Nähe des Waschbeckens aufhalten. Jeder Wasserbehälter ist ein potenzielles Amöben- und damit MRSA-Reservoir", erläutert Professor Brown. Man kann auch Entfeuchter oder Heizgeräte einsetzen, um eine trockene Umgebung zu gewährleisten. Weitere Forschung weist darauf hin, dass die MRSA-Bakterien aufgrund der Erstinfektion der Amöben resistenter gegen Antibiotika werden, wenn sie Menschen infizieren. "Die Amöbe ist so etwas wie das Trainingslager des Keims: Hier macht sich MRSA fit und wird noch pathogener", so Professor Brown. Der Forscher ist der Ansicht, dass diese Art der Infektionsübertragung sehr alt ist und dass "viele Pathogene ihre Pathogenizität trainiert haben, indem sie seit Millionen von Jahren die Einzeller wie Amöben quasi als Sparringspartner benutzen. Weil unsere menschlichen Zellen diesen primitiven einzelligen Lebewesen sehr ähnlich sind, haben sie gelernt, uns anzugreifen." Seit man erkannt hat, dass primitive Zellformen und Protozoen wie Amöben den menschlichen Zellen so sehr ähneln, verwenden manche Forscher sie anstelle von Tieren für ihre biologischen Versuche. Die Staphylococcus-Bakterien, zu denen MRSA gehören, sind rätselhafte Wesen. Sie infizieren die Mehrheit der erwachsenen Menschen, allerdings ohne Symptome. Verursachen Staphylokokken jedoch auf der Haut oder im Blut eine schwere Infektion, so können sie der Auslöser für Meningitis, Lebensmittelvergiftungen, Lungenentzündungen und viele andere, möglicherweise tödliche, Krankheiten sein. Bei älteren oder geschwächten Menschen kann MRSA tödlich sein. Jedes Jahr sterben allein in Großbritannien 3.000 Menschen an MRSA. "Eine wirksamere Kontrolle von MRSA im gesamten klinischen und Pflegebereich erfordert ein besseres Verständnis der Ökologie der Bakterien", so Professor Brown. "Wir müssen uns darauf konzentrieren zu verstehen, wie genau MRSA übertragen wird, sowohl im Krankenhaus als auch darüber hinaus, und wir müssen Verfahren entwickeln, die in allen Szenarien wirksam sind", so Professor Brown abschließend.

Länder

Vereinigtes Königreich

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