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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Neues EU-Projekt AEROPATH tritt gegen "Superbazillen" an

In dem neuen EU-finanzierten AEROPATH-Projekt haben sich Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich, Schweden und Deutschland zusammengefunden, um Antibiotika zu entwickeln, mit denen äußerst arzneimittelresistente Bakterien bekämpft werden sollen. Mit diesen "Superbazille...

In dem neuen EU-finanzierten AEROPATH-Projekt haben sich Wissenschaftler aus dem Vereinigten Königreich, Schweden und Deutschland zusammengefunden, um Antibiotika zu entwickeln, mit denen äußerst arzneimittelresistente Bakterien bekämpft werden sollen. Mit diesen "Superbazillen" haben Krankenhäuser noch immer ihre liebe Not. Dem Projekt, das von der Universität Dundee im Vereinigten Königreich aus koordiniert wird, wurden unter dem Siebten Rahmenprogramm der EU (RP7) 4,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Durch Multi-Drug-Resistance bedingte bakterielle Infektionen stellen im Gesundheitswesen ein erhebliches Risiko dar und sind insbesondere für diejenigen gefährlich, die Brandwunden haben, an zystischer Fibrose leiden oder deren Immunsystem geschwächt ist (beispielsweise infolge einer Chemotherapie oder bei AIDS). Der Schwerpunkt der Arbeiten beim AEROPATH-Projekt liegt auf Pseudomonas aeroginosa, einem opportunistischen Krankheitserreger, der für einen Großteil von Infektionen verantwortlich ist, die sich Patienten im Krankenhaus zuziehen, und die bei dieser anfälligen Patientengruppe in 50% der Fälle tödlich enden. P. aeroginosa ist bekannt dafür, dass er jede Schwäche seines Wirtes ausnutzen kann. Zwar kann der Erreger nur selten gesundes Gewebe befallen, doch sofern Gewebe in irgendeiner Weise geschwächt ist, kann er es infizieren. Unter anderem kann er Infektionen der Harnwege, der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts und viele Arten von systemischen Infektionen hervorrufen. Aufgrund seiner extrem geringen Ansprüche kann P. aeroginosa in Krankenhäusern sehr gut gedeihen: Er kann sich in einfachem, destilliertem Wasser vermehren, hat einen sehr großen Temperaturtoleranzbereich und ist unempfindlich gegenüber hohen Konzentrationen an Salz, schwachen Antiseptika oder Antibiotika. Oft gelangt er über Obst, Gemüse oder Pflanzen in die Krankenhäuser. Einige Antibiotika zeigen gegenüber diesem Superbazillus Wirkung (Fluorchinolone, Gentamicin und Imipenem wurden hier eingesetzt), jedoch nur gegen eine geringe Anzahl von Bakterienstämmen. Die Behandlung von Patienten mit zystischer Fibrose ist besonders aussichtslos, denn gewöhnlich läuft es auf eine Pseudomonas-Infektion durch einen Erregerstamm hinaus, der so resistent ist, dass gar keine Behandlung mehr möglich ist. Das wichtigste Projektziel ist, neue Präparate zu entwickeln, mit deren Hilfe P. aeroginosa und hoffentlich auch andere resistente Arten abgetötet werden können. Professor Bill Hunter von der Universität Dundee im Vereinigten Königreich erklärt: "Diese Bakterienarten sind gegenüber den meisten gängigen Arzneimitteln äußerst resistent. Im Rahmen dieses Projektes versuchen wir, Chemikalien auszumachen, die die künftige Entwicklung von Antibiotika zur Bekämpfung dieser gefährlichen Bakterien unterstützen sollen." Bei den Projektpartnern handelt es sich um die Universität Dundee und die Universität St. Andrews im Vereinigten Königreich, um das Karolinska-Institut in Schweden und um zwei Biotech-Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Die Projektpartner werden das Erbgut sowohl von P. aeroginosa als auch von zwei ähnlich resistenten Arten (Stenotrophomonas und Acinetobacter) untersuchen. Unter Einsatz von Computermodellierung und hochmodernen Bildgebungsverfahren (Einkristallbeugung) werden sie dreidimensionale Modelle der Proteine erstellen, die für das Überleben des Erregers unverzichtbar sind. Diese Strukturen können anschließend zur Ermittlung davon verwendet werden, wie bestimmte Chemikalien an diese Proteine andocken, sie spalten und letztlich die Bakterien zerstören könnten. Da der natürliche Lebensraum von P. aeroginosa der Boden ist (wo es auch Bakterien, Strahlen- und Schimmelpilze gibt), ist er gut an natürlich vorkommende Antibiotika angepasst. Seine "gramnegative" äußere Membran sorgt dafür, dass nur schwer in ihn einzudringen ist. Fremde Oberflächen besiedelt er in Form eines Biofilms (wie eine fest verankerte Gemeinschaft), was ihn sogar noch resistenter gegenüber Antibiotika macht. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass er seine für die "antibiotische Resistenz" verantwortlichen Gene recht leicht auf andere Bakterien (der gleichen Art) übertragen kann und dass er laut Professor Gunter Schneider vom Karolinska-Institut diese Gene auch auf andere Arten übertragen könnte. Das Projekt soll die Bakterie stoppen, bevor sie weiteren Schaden anrichten kann. Professor Mike Ferguson von der Universität Dundee erklärt: "Für dieses Programm geht ein mächtiges Bündnis von Wissenschaftlern ins Rennen, um neue Medikamente gegen gramnegative Bakterien, einige der klinisch schwierigsten Bazillen, zu untersuchen. Dies ist ein gutes Beispiel für die interdisziplinäre Forschung, in der zur Lösung eines speziellen medizinischen Problems Chemie, Biologie, Biophysik und Computerverfahren zur Anwendung kommen." Professor Hunter fügt hinzu: "Wir freuen uns auf die Herausforderung und sind fest entschlossen, unsere Forschung weiter voranzubringen, um maßgebliche Fortschritte in einem wichtigen und doch relativ vernachlässigten Bereich zu erzielen."

Länder

Deutschland, Schweden, Vereinigtes Königreich

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