"Die Diagnose liegt vor, die Therapie kann beginnen", so Wirtschaftsvertreter zu Politikern auf dem EBS
Wirtschaftsvertreter fordern die EU-Führungskräfte auf dem vierten European Business Summit (EBS) am 16. und 17. März in Brüssel dazu auf, auf ihre Worte zur überarbeiteten Agenda von Lissabon Taten folgen zu lassen. Auf dem diesjährigen EBS werden die Vertreter der Agenda von Lissabon aus allen 25 Mitgliedstaaten der Wirtschaftsgemeinschaft erstmals ihre nationalen Reformprogramme (NRP) vorstellen. Im Anschluss an die Veranstaltung werden führende Wirtschaftsvertreter eine gemeinsame Stellungnahme zur EU-Strategie für Wachstum und Beschäftigung abgeben, die dem Europäischen Rat am 23. März vorgelegt wird. Philippe de Buck, Generalsekretär des Europäischen Arbeitgeberverbands UNICE, begrüßte in einem Gespräch mit CORDIS-Nachrichten vor der Veranstaltung die von den Mitgliedstaaten vorgelegten Reformprogramme und beschrieb sie als Roadmap, die den Weg zurück zu Wachstum und Beschäftigung weist. "Jetzt müssen wir den Weg allerdings auch gehen. Nach der Diagnose der in Europa bestehenden Probleme muss nun die Therapie beginnen", fügte de Buck hinzu. "Das Schlüsselwort der Strategie für Wachstum und Beschäftigung muss in diesem Jahr lauten: Umsetzung. Wenn auch in diesem Jahr wieder auf Worte keine Taten folgen, wird die Glaubwürdigkeit europäischer Führungskräfte stark in Frage gestellt werden." Deshalb müssen sich die Bemühungen der UNICE auf dem EBS und auch der breiteren Wirtschaftsgemeinschaft auf Diskussionen mit Politikern über die Umsetzung der erforderlichen Reformen in ihren jeweiligen Ländern konzentrieren. "In jedem Mitgliedstaat liegt eine andere Situation vor, deshalb unterscheiden sich die notwendigen Reformpolitiken natürlich auch. Wir werden also sehr wahrscheinlich von jedem Mitgliedstaat unterschiedliche Antworten erhalten", so de Buck. Es gebe allerdings einige Kernbereiche, für die alle Mitgliedstaaten Ergebnisse vorlegen müssen, so der UNICE. Dazu gehören: nachhaltige öffentliche Finanzmittel in einer alternden Gesellschaft, Entwicklung der Wissensgesellschaft und einer Kultur mit einem stärkeren Unternehmergeist, Entwicklung eines "Flexicurity"-Ansatzes in Bezug auf Arbeitsmärkte, Sicherheit für Arbeitnehmer statt Schutz der Arbeitsplätze und Schaffung eines effizienten Binnenmarktes ohne protektionistisches Verhalten. Die Kommission hat ständig auf die Bedeutung eines umfassenderen Engagements im Hinblick auf die Überarbeitung der Strategie von Lissabon hingewiesen, und CORDIS-Nachrichten fragte de Buck, ob er hierfür Anzeichen in der Wirtschaftsgemeinschaft erkennen könne. "Ja, die Strategie für Wachstum und Beschäftigung wurde von der Wirtschaftsgemeinschaft stets stark unterstützt, nicht erst seit der Überarbeitung im letzten Jahr, sondern bereits beim Europäischen Rat im Jahr 2000. Dies bedeutet [...] die Strategie besteht bereits seit sechs Jahren! Deshalb erwartet die Wirtschaft nun, dass ernsthafte Reformanstrengungen unternommen werden." Doch trotz dieses seit langem bestehenden Engagements ist de Buck nicht der Meinung, dass es Aufgabe der Unternehmen sei, zu sehr in die Umsetzung der Strategie involviert zu sein. "Ich bin der Meinung, jeder sollte sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren: für Unternehmen bedeutet dies, Handel zu treiben und auf globaler Ebene wettbewerbsfähig zu sein. Das bedeutet nicht, dass die Wirtschaft den Mund halten soll", schlussfolgerte er. "Wir werden auch weiterhin die Politiker dazu drängen, notwendige Reformen umzusetzen, und ihnen Lösungen für die Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, vorlegen."