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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Neues EU-Netzwerk befasst sich mit dem Problem der Antibiotikaresistenz

Am 17. März wurde in Brüssel der Startschuss für ein europaweites Netzwerk gegeben, das sich mit dem Problem der Antibiotikaresistenz befassen wird. Das GRACE-Netz (Genomics to combat resistance against antibioatics in community-acquired LRTI in Europe), das zum Teil mit Förde...

Am 17. März wurde in Brüssel der Startschuss für ein europaweites Netzwerk gegeben, das sich mit dem Problem der Antibiotikaresistenz befassen wird. Das GRACE-Netz (Genomics to combat resistance against antibioatics in community-acquired LRTI in Europe), das zum Teil mit Fördermitteln des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wird, vereint 17 verschiedene EU-Institutionen aus neun Mitgliedstaaten. Janez Potocnik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, erklärte: "Wir wissen, dass in der Öffentlichkeit die Bedenken bezüglich der zunehmenden Antibiotikaresistenz bei weit verbreiteten Krankheiten wachsen. GRACE ist daher ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Forschung mit Fragen befasst, die die Menschen bewegen. Indem wir den europaweit vorhandenen Sachverstand zusammenführen, erhöhen sich unsere Chancen, schneller Lösungen zu finden." Bei den Antibiotikaresistenzen gibt es zwischen den europäischen Ländern große Unterschiede. In ganz Europa gab es schon Schlagzeilen über den Ausbruch von "Superbugs" wie MRSA und C. Diff., an denen ältere und gebrechliche Menschen gestorben sind. Das GRACE-Projekt wird die Auswirkungen dieser Bakterien erörtern, die besonders Infektionen der unteren Atemwege wie Bronchitis oder Lungenentzündung verursachen. Das GRACE-Projekt sieht in acht europäischen Ländern ein Labornetzwerk für Genomik vor, das von einem Wissenschaftsnetz auf dem Gebiet der medizinischen Grundversorgung in elf europäischen Ländern unterstützt wird. Es gibt keine EU-weiten Leitlinien für den Einsatz von Antibiotika - Ärzte können frei entscheiden, ob sie ein Antibiotikum verschreiben oder nicht. Erkrankungen der unteren Atemwege gehören heute in Europa zu den am häufigsten behandelten Krankheiten im Bereich der medizinischen Grundversorgung. In Europa erkranken jedes Jahr über 16 Millionen Menschen an akuter Bronchitis, von denen 70 bis 90 Prozent mit Antibiotika behandelt werden. Die Studie hat jedoch auch zum Ziel, die Patienten zu unterrichten. Patienten, die die Einnahme von Antibiotika nicht abschließen, gehen das Risiko ein, sich erneut zu infizieren. Dabei besteht die Möglichkeit einer Mutation, die die Bakterien gegen diese Antibiotika resistent macht. Häufige Formen von Krankheiten der unteren Atemwege umfassen die ambulant erworbene Lungenentzündung (CAP - Community-Acquired Pneumonia) und die chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD - Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Mehr als drei Millionen Fälle der ambulant erworbenen Lungenentzündung treten jährlich in der EU auf; bei rund 500.000 Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Die Sterberate liegt zwischen fünf und 15 Prozent. Spätestens im Jahr 2020 wird COPD in Europa mit mehr als sechs Millionen Sterbefällen jährlich die dritthäufigste Todesursache sein. Da Erkrankungen wie CAP und COPD für Menschen im fortgeschrittenen Alter gefährlicher sind, werden sie aufgrund der alternden EU-Bevölkerung sowohl in Bezug auf Ressourcen als auch Menschenleben immer schwerwiegendere Auswirkungen haben. Professor Herman Goossens ist Direktor der Universitätsklinik Antwerpen, Belgien, und der Projektkoordinator von GRACE. "Der Schlüssel zur Kontrolle der Entwicklung von Antibiotikaresistenz ist die selektive Betrachtung der Antibiotika", erklärte er. "Wir hoffen auf eine neue und schnelle Diagnostik. Ich vermute, dass das nächste Jahrzehnt revolutionäre Veränderungen auf dem Gebiet der Schnelldiagnose von Infektionskrankheiten in der Gemeinschaft mit sich bringt." GRACE wird proaktiv Schulungsreihen organisieren, einschließlich webbasierter und praktischer Kurse, sowie Informationsmaterial für Ärzte, die Öffentlichkeit und Politiker bereitstellen. Außerdem werden zwei führende europäischen Wissenschaftsgesellschaften - die European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (Europäische Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten) und die European Respiratory Society - Informationen bereitstellen. GRACE wird schließlich für die Durchführung klinischer Versuche zu Grippeerkrankungen und Schnelldiagnosetests und für die Bewertung neuer Antibiotika, Antivirenmittel und Impfstoffe von grundlegender Bedeutung sein. Dies könnte den Weg zu einem europäischen Zentrum zur Erforschung von Infektionen der unteren Atemwege ebnen. Für das Netzwerk, das voraussichtlich bis mindestens 2011 bestehen soll, werden 11,5 Millionen Euro aus dem Etat des Sechsten Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Kommission bereitgestellt.

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